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0285 - In den Tiefen von Loch Ness

0285 - In den Tiefen von Loch Ness

Titel: 0285 - In den Tiefen von Loch Ness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihr, und sie fühlte das Verlangen in sich aufsteigen, sich von ihm küssen zu lassen. Sie versorgte ihn mit vitaminreicher Kost und einer kräftigenden Brühe, und so ganz allmählich kam er wieder zu Kräften. Aber dennoch war er schwach, so unsagbar schwach, und da war noch etwas, das ihm fehlte, obgleich seine Körperkräfte zurückkehrten. Da war etwas anderes, das Angely nicht deuten konnte.
    »Ich glaube, Sir Glenn«, behauptete Professor Zamorra, »daß ich mehr ausrichten kann als Sie Zauberlehrling, Sir Glenn. Mit Ihrer Erlaubnis möchte ich den Versuch machen, das Castle gewissermaßen zu entseuchen, diesen auflösenden bösen Keim und alle seine wohl schon überall hinterlassenen Spuren auszulöschen. Mit Hilfe des Amuletts könnte es mir gelingen.«
    »Aber Raven’s Castle ist ziemlich groß, und niemand weiß, wo das Skelett überall seine Abdrücke hinterlassen hat«, gab Sir Glenn zu bedenken.
    Zamorra winkte ab. Das war sein kleinstes Problem. Wenn er einen Zauber dieser Art wirkte, dann mußte der stark genug sein, das gesamte Castle zu umfassen.
    »Etwas stimmt aber dabei nicht«, sagte Gryf plötzlich, bequem in einem Sessel zurückgelehnt. »Überlegen wir mal ganz scharf. Dieser Angler wurde nach einer Berührung von Nessy zum Skelett, mit leichter zeitlicher Verzögerung. Zu einem lebenden Skelett, wie wir es von Leonardos Knochenhorde her kennen. Okay, was aber hat Nessy mit Leonardo zu tun? Zudem — diese fatale Fähigkeit besaß Nessy früher nicht. Darüber hinaus: Auch keiner von Leonardos Skelett-Kriegern ist jemals auf die beschriebene Art gefährlich geworden. Hier paßt doch eins nicht zum anderen.«
    »Aber daß Leonardo dahinter steckt, darüber sind wir uns doch wohl einig«, sagte Nicole. »Ich behaupte, daß Leonardo Nessy mit einem Bann belegt hat und sie zwingt, diese Dinge zu tun. Das Ungeheuer befindet sich unter seinem Einfluß und kann sich nur manchmal daraus befreien. Und leider hat das Amulett vorhin am See das Negative, nur Leonardos Zwang, gesehen und zugeschlagen.«
    »Das könnte sein«, gab Gryf zu.
    »Aber das hilft uns allen immer noch nicht weiter«, sagte Sir Glenn entschieden. »Wir müssen etwas tun. Dem Himmel sei Dank, daß Sie aufgetaucht sind. Brauchen Sie für Ihren Zauber meine Unterstützung?«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Alles, was ich brauche, ist Ruhe, um mich konzentrieren zu können. Und danach werde ich ziemlich erschöpft sein. Ich bitte darum, vorübergehend allein gelassen zu werden. Vielleicht haben Sie ein Zimmer, in dem ich mich um die Magie bemühen kann, ohne abgelenkt zu werden.«
    »Natürlich«, sagte Sir Glenn. »Roderick, würdest du Monsieur Zamorra bitte einen entsprechenden Raum zeigen?«
    »Ich kümmere mich derweil um Mister Gryf«, stellte Angely fest. »Können Sie gehen, Gryf, oder muß ich Sie stützen?«
    Gryf, der langsam wieder warm wurde, stemmte sich keuchend aus dem Sessel hoch und stand wieder leicht schwankend da. »Ich glaube, es geht«, murmelte er.
    »Dann bringe ich Sie in ein Gästezimmer.«
    »Nicht, bevor Monsieur Zamorra den Zauber…«, ächzte Sir Glenn erschrocken auf. Aber Angely winkte ab. »Vater, vergiß nicht, daß wir mehrere Korridore mit Gästezimmern haben, nicht nur jenen- den ich abgeschlossen habe. Kommen Sie, Gryf.«
    Roderick sah ihnen schulterzuckend nach. Er spürte, daß seine Schwester Feuer gefangen hatte. Dieser Gryf war der Typ, auf den die Frauen fliegen. Er brauchte nur zu lächeln und schmolz die kältesten Eisklumpen um Frauenherzen weg. Roderick zuckte mit den Schultern. Er hatte sich noch kein rechtes Bild von diesem merkwürdigen Dreiergespann machen können und wollte daher mit seinem Urteil warten, ob die Begegnung für Angely gut oder schlecht war. Die Zukunft würde es weisen.
    »Monsieur, kommen Sie bitte mit?«
    Nicole schloß sich ihnen wortlos an.
    Sie würde Zamorra durch ihre Nähe nicht ablenken, aber sie konnte da sein, wenn etwas schief ging. Und irgendwie hatte sie bei der ganzen Sache ein merkwürdiges Gefühl.
    ***
    Melissa Stuart, die Schwägerin des Burgherrn, hatte sich in ihre Gemächer zurückgezogen, naschte am schweren Rotwein und brütete vor sich hin. Was hier geschah, gefiel ihr ganz und gar nicht. Immer wieder hatte sie das Gefühl, daß sämtliche Familienmitglieder außer ihr ganz plötzlich verrückt geworden waren. Das Ungeheuer von Loch Ness und ein wandelndes Skelett - das gab’s wohl in Alpträumen oder verrückten Filmen, aber doch nicht

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