0286 - Briefe aus der Hölle
tatsächlich mit dem Teufel im Bunde stand.
Die anderen Kollegen drückten sich zurück. Sie fürchteten sich vor diesem Menschen, der ihnen etwas demonstriert hatte, was normalerweise unglaublich war.
Torry wollte raus!
Die Tür behielt er immer im Blick. Ich sah keinen Grund, es ihm zu verwehren und trat zur Seite.
Katzenhaft waren seine Sprünge, die ihn bis an die Tür brachten. Er riß sie weit auf und war im nächsten Augenblick verschwunden.
Ich jagte hinter ihm her. Die Rufe der Kollegen kümmerten mich nicht, Torry war wichtiger. Er hatte sich nach links gewandt und hetzte mit gewaltigen Sprüngen den Gang entlang, um so rasch wie möglich in die Freiheit zu gelangen.
Ich hatte ihn schon bald eingeholt und blieb dicht hinter ihm. »Du weißt, was ich in der Hand halte!« zischte ich in sein Ohr.
Er nickte.
»Dann sei vernünftig. Allein kommst du hier nicht weg. Ich würde dich vernichten, also gibt es für dich nur eine Alternative. Du nimmst mich mit. Verstanden?«
»Ja.«
»Gut, ich habe einen fahrbaren Untersatz in der Nähe. Wir werden zu meinem Bentley gehen, einsteigen und losfahren. Hast du begriffen?«
»Ja.«
Er antwortete sehr einsilbig, zudem hatte ich auch keine große Lust, Diskussionen mit ihm zu führen. Mich interessierte nur sein Ziel, denn dort erwartete man ihn sicherlich.
Wir gingen bis zu einem Aufzug. Der Gang wurde durch Kameras überwacht. Die künstlichen Augen der Apparate befanden sich in Bewegung.
Mir war klar, daß man uns streng überwachte, sicherlich hatten die Kollegen lautlosen Alarm gegeben.
Mit dem Lift mußten wir hochfahren, um den Hinterausgang erreichen zu können.
Der Fahrstuhl stand nicht unten. Ich mußte ihn erst holen und drückte den Kontakt. Danach fand ich etwas Zeit, meinen Begleiter zu beobachten.
Er machte einen ruhigen Eindruck. Nichts wies darauf hin, daß er eigentlich eine Zeitbombe auf zwei Beinen war und welch eine Bestie in ihm steckte. Satan hatte mit seiner dämonischen Kraft die Seele des Mannes erfüllt und ihn völlig unter seinen Bann genommen. Henry Torry würde bereit sein, alles für den Teufel zu tun, und er hatte schon gemordet, was ich kaum begreifen konnte.
Endlich war der Lift da. Die Tür öffnete sich automatisch. Wir stiegen ein, wobei ich meinen Gefangenen vorgehen ließ. Über die Schulter warf ich einen Blick zurück.
Die Beamten standen im Gang und schauten uns nach. Ich beruhigte sie mit einer Handbewegung.
Als sich die Tür hinter uns schloß, hielt ich bereits das Kreuz in der Hand. Ich spürte die Wärme des Metalls, es zeigte mir an, daß sich etwas Böses in der Nähe befand.
Und Torry merkte dies auch. Er hatte sich in die hinterste Ecke der kleinen Kabine verkrochen, sich dort zusammengeduckt und die Hände vor seine Augen gehalten.
Die Fahrt dauerte nicht lange. Nach einigen Sekunden hatten wir unser Ziel erreicht.
»Steh auf!« fuhr ich ihn an und ließ mein Kreuz gleichzeitig verschwinden.
Torry gehorchte. Dabei schielte er auf mich, doch das Kreuz sah er nicht mehr.
»Wenn wir gleich nach draußen gehen, bilde dir keine Schwachheiten ein«, sagte ich. »Solltest du etwas versuchen, werde ich gnadenlos mit dieser Waffe zuschlagen.«
»Keine Sorge!«
Wir traten in die Halle. Der Eingang lag uns gegenüber. Auch hier wußten die Kollegen schon Bescheid.
Man wollte uns nicht gehen lassen. Es gab immer einige große Tiere im Haus, auch während der Nachtschicht trug einer die Verantwortung.
In diesem Fall war es Chiefsuperintendent Nolan. Er stand vor uns wie ein Denkmal aus bombastischer Zeit. Sein grauer Oberlippenbart zitterte vor Erregung. Die blaue Uniform, glänzte. Kein Stäubchen bedeckte den Stoff. Zur Verstärkung hatte er noch drei Beamte mitgebracht, die sich hinter ihm aufgebaut hatten.
Das hatte mir gerade noch gefehlt. Schwierigkeiten im eigenen Lager.
Ich hatte mit Nolan nie viel zu tun gehabt. Aber er mochte unsere kleine Abteilung nicht. Erstens hatten wir ihm zu viele Rechte, und zweitens ärgerte er sich darüber, daß mein Chef geadelt worden war und er nicht.
Nolan streckte seinen Arm aus und funkelte mich unter dem tief sitzenden Mützenschirm her an. »Oberinspektor Sinclair. Sie sind sich dessen bewußt, was Sie hier tun?« Seine Stimme dröhnte durch die Halle.
Jeder konnte mithören.
»Natürlich, Sir.«
»Sie wagen es, mir dies ins Gesicht zu sagen? Dieser Mann ist ein Mörder. Man hat ihn praktisch auf frischer Tat erwischt, eingesperrt, und Sie wollen ihm zur
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