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0286 - Briefe aus der Hölle

0286 - Briefe aus der Hölle

Titel: 0286 - Briefe aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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im Schatten der gewaltigen Hauswand verbergen können. Ich fand ihn nicht.
    Vielleicht war er auf die Victoria Street gelaufen. Jedenfalls wollte ich nicht hier stehenbleiben, sondern die Verfolgung aufnehmen. Auch mit dem Bentley.
    Die anderen Kollegen waren plötzlich da, und Nolan gab wieder seine Befehle. Er kam sich vor wie ein Feldherr, ordnete eine planmäßige Durchsuchung des Hofs an. Ich wollte damit nichts zu tun haben, sondern empfahl mich.
    Als ich die Wagentür aufschloß, erreichte mich Nolans Stimme. »Sinclair, wo wollen Sie hin?«
    »Zum Mond, Sir.«
    »Sinclair, Sie…«
    Das weitere hörte ich nicht mehr, denn da hatte ich bereits die Tür zugerammt. Der Kerl konnte mich mal sonst wo. Diese Mätzchen machte man nicht mit mir.
    Ich startete, drehte den Wagen und rollte auf die Ausfahrt zu. Die Scheinwerfer rissen lange, helle Streifen in die Dunkelheit, und es war auch niemand mehr da, der mich aufhielt. Wenn Beamte im Licht auftauchten, verschwanden sie auch schnell wieder.
    Bevor ich in die Victoria Street einbog, mußte ich stoppen, denn auf dieser Straße herrschte auch in der Nacht Betrieb.
    »Fahren Sie nach rechts, Mr. Sinclair!« vernahm ich aus dem Wagenfond eine Stimme.
    Sie gehörte Henry Torry.
    Allmählich wurde mir der Kerl unheimlich…
    ***
    Ich betätigte den Blinker und tat, was er von mir verlangte. Schließlich wollte ich ihn nicht verärgern. »Sonst noch Wünsche?« erkundigte ich mich, als uns der fließende Verkehr aufgenommen hatte.
    »Im Moment nicht.«
    Im Innenspiegel sah ich, wie er sich im Fond aufrichtete. Ein direktes Spiegelbild besaß er nicht mehr. Dieser Mann wirkte eher verwaschen, wie ein verschwommener grauer Fleck.
    Ich gab mich zwar äußerlich lässig, war aber im Innern gespannt und außerdem sauer. Es ärgerte mich, daß ein Gegner oder Feind so einfach von meinem Bentley Besitz ergreifen konnte. Oder hatte ihm Asmodis geholfen und schützend seine Arme um ihn gelegt?
    Wahrscheinlich. Das machte mich nicht froher, denn wenn es dem Satan so einfach gelang, Dinge von mir in Besitz zu nehmen, konnte er sie auch leicht manipulieren.
    So sah es aus, nicht anders.
    Ich fuhr auf der äußersten Spur und hielt mich dabei dicht am Rand der Straße.
    Henry Torry blieb weiterhin im Fond des Wagens sitzen. Er sagte nichts, deshalb fuhr ich erst einmal weiter und wartete auf neue Anweisungen meines ungebetenen Passagiers.
    Die Fahrt ging in Richtung Westminster City Hall. Das Gebäude war angestrahlt. So weit mußte ich gar nicht, mein Fahrgast meldete sich mit leiser Stimme.
    »In die Francis Street!«
    Das tat ich. Es ging rechts ab. Ich kannte mich hier gut aus, denn wir befanden uns noch in Sichtweite des Yard.
    »Wo soll es denn nun wirklich hingehen?« wollte ich wissen.
    »Sie werden es früh genug erleben.«
    »Kann ich dann wieder zurückfahren?«
    Da lachte er nur.
    Ich fragte weiter. »Wie ist es Ihnen gelungen, in den verschlossenen Wagen zu gelangen?«
    Er antwortete mit einer Gegenfrage. »Gibt es für den Teufel Hindernisse, Sinclair?«
    Da hatte er recht. Vielleicht gab es welche, dann aber nur wenige, z.B. mein Kreuz.
    Wir näherten uns dem Vincent Square. Der liegt bereits im Stadtteil Westminster. Und auch die Themse war nicht mehr weit entfernt. Ich bekam neue Anweisungen und das Ziel genannt.
    »Wir fahren zur Tate Gallery!«
    Das übenaschte mich. Die Tate Gallery ist einer der berühmtesten Kulturtempel der Welt. Kein Opern- oder Konzerthaus, sondern ein Museum. Alles, was an Malern und Bildhauern Rang und Name hatte, war hier vertreten. Die großen Zeugen unserer geschichtlichen und kulturellen Vergangenheit gaben sich in der Tate Gallery ein Stelldichein. Nachts hatte das Museum natürlich geschlossen, es war auch ausgezeichnet abgesichert, deshalb fragte ich mich, was wir dort sollten. Ich konnte die Neugierde jedoch unterdrücken.
    Henry Torry hatte sich in die Mitte der Rückbank gesetzt. Er hockte genau zwischen Fahrer- und Beifahrersitz. Sein Blick war starr nach vorn gerichtet. Manchmal berührte er mich an der Schulter, und ich wurde das Gefühl nicht los, daß er mir wohl liebend gern seine Hände um die Kehle gelegt hätte, um mich ebenso töten zu können wie seine Frau.
    Das er dies nicht versuchte, hatte seine Gründe. Vielleicht wollte es der Teufel auch nicht.
    Die Gegend wurde ruhiger. Die Tate Gallery ist ein imposantes Bauwerk. Es erinnerte an die Zeiten des Klassizismus. Das Gebäude ist nur durch die Uferstraße von der

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