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0286 - Briefe aus der Hölle

0286 - Briefe aus der Hölle

Titel: 0286 - Briefe aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Collins genommen worden, und jetzt stand Sheila Conolly praktisch mit beiden Füßen auf der Schwelle zum Dämonenreich.
    Das durfte nicht passieren.
    Ich atmete tief ein. »Komm zurück, Sheila«, sagte ich mit rauher Stimme. »Dein Platz ist hier bei uns. Denk an Bill, an deinen Sohn. Dein Vater existiert nicht mehr. Er ist ein Trugbild, so wie auch die Ahnherren der anderen Trugbilder sind…«
    »Du kannst sagen, was du willst, John. Ich habe mich bereits entschlossen, und dabei bleibt es.«
    »Nein!« erwiderte ich. »So einfach lasse ich dich nicht entkommen, Sheila. Du wirst nicht in Satans Hände geraten. Das schwöre ich dir. Ich hole dich raus. Und wenn es sein muß, mitten aus der Hölle. Das habe ich auch Bill versprochen…«
    »Dann komm her…« Sie winkte mir sogar zu und ihr Lächeln wirkte so rätselhaft, daß ich das Gefühl hatte, in ihre Falle zu laufen.
    Trotzdem, ich ging auf sie zu. Wenn ich etwas für Sheila tun wollte, durfte ich keine Angst zeigen und mich vor nichts fürchten. Auch nicht vor dem Teufel und der Hölle.
    In direkter Linie lenkte ich meine Schritte auf Sheila Conolly zu. Aber sie spielte mir einen Streich. Immer dann, wenn ich vorging, ging sie zurück. So blieb die Entfernung gleich, und ich stoppte nach etwa fünf Yards. Meiner Ansicht nach hatte ich jetzt genau den Punkt erreicht, wo Sheila vorhin gestanden hatte. Erst jetzt erkannte ich die Öffnung.
    Tatsächlich, ich hielt mich auf der Schwelle eines Durchgangs oder einer nicht mehr vorhanden Tür auf.
    Der Weg führte in die Tiefe des Hauses.
    »Komm zu mir«, hörte ich Sheilas lockende Stimme. »Dieses Haus gehört dem Teufel, wir sind seine Mieter und Gäste. Komm weiter, John, du sollst alle kennenlernen.«
    Und ich folgte ihr.
    Der rote Schein, der Sheila umhüllte, wies mir den genauen Weg. Ich wurde tiefer in das Gebäude gelockt, das einmal eine Bücherei gewesen war. Der Übergang gestaltete sich fließend. Ohne es eigentlich zu merken, gelangte ich in einen großen Raum, in dem wohl früher die zahlreichen Bücher gestanden hatten, denn an den Wänden befanden sich noch die hohen, bis zur Decke reichenden Regale.
    Jetzt waren sie leer. Einige standen nicht mehr so, wie es eigentlich hätte sein sollen. Sie waren zusammengekracht und lagen als hölzerne Trümmer auf dem Boden.
    Sie störten aber nicht, denn die meiste Fläche des Raumes war frei. In die Mitte bewegte sich auch Sheila. Und während sie noch ging, veränderte sich der Schein. Er verblaßte, wurde bleich und verschwand schließlich völlig.
    Auch Sheila sah ich nicht mehr, denn die Dunkelheit hatte sie verschluckt. Ich kam mir vor wie der Mittelpunkt einer schweigenden Mauer.
    Nichts war zu sehen, nichts zu hören. Dennoch glaubte ich, vor mir, etwa in der Zimmermitte, Schatten zu sehen.
    Ich sollte mich nicht getäuscht haben, denn im nächsten Augenblick wurde es heller.
    Genau dort, wo ich die Gestalten vermutete, begann ein seltsam fahles Licht aus dem Boden zu kriechen.
    Es war ein unheimlicher Vorgang, der eine Faszination ausübte, der auch ich mich nicht entziehen konnte.
    Das Licht schlich aus der Tiefe. Es war nicht direkt hell und auch nicht dunkel, eine seltene Mischfarbe, wie ich sie kaum gesehen hatte. Kurz vor dem Losbrechen eines Gewitters kann man am Himmel solche Farben entdecken.
    Intervallweise schälten sich die auf dem Boden hockenden Gestalten aus der Finsternis.
    Natürlich befand sich auch Sheila unter ihnen. An der Hose erkannte ich Henry Torry. Neben ihm saß die zweite Frau, dann kamen zwei Männer, die ich bisher nicht gesehen hatte.
    Langsam nur kroch das Licht weiter. Es ließ Hände sehen, die seltsam fahl wirkten und mich an geisterhafte Krallen erinnerten. Arme entdeckte ich ebenfalls, Oberkörper, Gesichter - und Waffen.
    All dies geschah in einer unheimlich wirkenden Lautlosigkeit, und nicht einmal das Atmen war zu hören.
    Die Gesichter interessierten mich im Augenblick nicht so sehr. Obgleich sie unterschiedlich waren, glichen sie sich dennoch, denn mir kamen sie vor wie Masken.
    Die Waffen waren interessanter.
    Von der Henkerschlinge hatte ich bisher nur gehört, sie aber nie gesehen. Henry Torry hielt sie in der Hand, und die ovale Schlinge baumelte vor seinem Gesicht. Da es windstill war und er sich auch nicht bewegte, schien sie in der Luft festgefroren zu sein.
    Sheila besaß keine Waffe, dafür die zweite Frau. Sie trug ein grünes Kostüm und hielt zwei lange Messer in ihren Händen. Solche Dinger

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