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0286 - Briefe aus der Hölle

0286 - Briefe aus der Hölle

Titel: 0286 - Briefe aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lesen.
    »Sie sind ja tatsächlich…«
    »Ich sagte es Ihnen bereits.«
    »All right, dann entschuldige ich mich, aber es war wirklich zu komisch.« Er nahm seine Lampe zur Seite, so daß ich endlich besser sehen konnte.
    Vor mir stand ein älterer Herr in einer Uniform. Eine Waffe trug er nicht, und ich war froh, daß er zu spät gekommen war.
    »Sie sind der Nachtwächter?« fragte ich.
    »So ähnlich.«
    »Gehen Sie auch in die Gallery?«
    »Nein, ich bin für den Außenbezirk verantwortlich. Im Innern ist alles elektronisch gesichert. Hin und wieder treiben sich lichtscheue Gestalten hier draußen herum. Der Parkplatz dient auch öfter Liebespaaren, und die Verantwortlichen rechnen manchmal mit Dieben, die das Gelände erkunden wollen. Deshalb bin ich hier.«
    »Und Sie haben fünf Leute gesehen?«
    »Ja.«
    »Männer und Frauen?« Ich stellte ihn auf die Probe.
    »Zwei Frauen. Eine war blond. Die andere konnte ich nicht so genau erkennen.«
    »Haben Sie gesehen, wo sie hingegangen sind?«
    »Sicher.« Der Mann nickte und deutete in Richtung Fluß. »Sie sind in diesem Park verschwunden. Ich werde mal nachschauen.«
    »Das auf keinen Fall!« Meine Worte hielten ihn zurück, denn er hatte sich bereits in Bewegung gesetzt.
    »Wieso nicht?«
    »Ich übernehme es.«
    Unter seiner Mütze verzog der Nachtwächter das Gesicht. »Es ist gefährlich, wie?«
    »So kann man es sagen.«
    »Soll ich die Polizei rufen.«
    »Das mache ich allein.«
    »Aber Sir. Fünf Leute.« Er hob die Hand und hielt mir seine gespreizten Finger vor das Gesicht.
    Ich ging nicht auf seine Warnung ein, sondern stellte eine andere Frage:
    »Sagen Sie, wo könnten sich die fünf Menschen denn versteckt haben, wenn sie schon nicht in die Gallery wollten?«
    »Sie meinen den kleinen Park?«
    »Genau.«
    »Da gibt es noch etwas. Wenn Sie direkt zum Fluß gehen, können Sie über den Bau stolpern. Es ist ein kleines Gebäude. Früher diente es als Bücherei.«
    »Und jetzt?«
    »Steht das Ding leer.«
    »Ich danke Ihnen für die Informationen. Wenn Sie sich selbst einen Gefallen tun wollen, beenden Sie Ihren Dienst.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Doch, gehen Sie!« Mehr sagte ich nicht, hoffte auf seine Vernunft und verschwand zwischen den Bäumen.
    Unter meinen Füßen bog sich das herbstlich kurze Gras. Manchmal spürte ich auch Widerstand an den Sohlen. Er stammte von herabgefallenen Kastanien.
    Die hohen Bäume breiteten schützend ihre starken Äste über meinem Kopf aus. Ich huschte von Stamm zu Stamm und wartete darauf, die leerstehende Bücherei in mein Blickfeld zu bekommen. Das Rauschen des Flusses drang wie durch einen Filter gedämpft an meine Ohren. Nur hin und wieder schimmerte durch eine Lücke das Wasser.
    Einen Weg oder Pfad entdeckte ich nicht. So ging ich weiter über den Rasen, änderte ein wenig die Richtung nach rechts und hatte das Glück des Tüchtigen.
    Es gab im Park eine Lichtung. Sie war eigentlich keine mehr, denn dort erkannte ich die Umrisse eines Hauses, das mir selbst in der Dunkelheit einen ziemlich verfallenen Eindruck machte.
    Licht brannte nicht.
    Das Haus stand dort wie ein gefährlicher Klotz, der durch das schief sitzende Dach zwar wankend wirkte, aber dennoch nicht umfiel und auch bereit war, weitere Stürme zu überleben.
    Ich ließ mir Zeit, verschmolz mit dem Schatten eines Baumes und beobachtete nur.
    Es tat sich nichts. Keine Spur wies darauf hin, daß jemand in dem Haus wohnte.
    Vorsichtig setzte ich nach einer Weile meine Schritte. Selbst ein Lauscher in der Nähe hätte mich nicht gehört, denn der Rasen dämpfte fast bis zur Lautlosigkeit.
    Sollten sich der Satan und seine Getreuen dort tatsächlich verkrochen haben, hatten sie ein ideales Versteck gefunden.
    Noch wies nichts darauf hin.
    Die große Tür war nicht verschlossen. Sie bestand aus schwarz gebeiztem Holz, war ziemlich dick, und ich mußte kräftig dagegen drücken, um sie so weit aufzubekommen, daß ich hindurchschlüpfen konnte.
    Eine andere Welt umfing mich.
    Man konnte sie kaum beschreiben, aber sie kam mir muffig, alt und verbraucht vor.
    Leider sah ich so gut wie nichts. Die Wände waren nur mehr als Umrisse zu sehen, Fenster schimmerten wie matte, rechteckige Augen. Ich zog witternd die Nase hoch, suchte nach Schwefelgeruch, doch nur die verbrauchte Luft wehte mir entgegen.
    Kein Satansgestank.
    Aber ich hörte die Stimmen. Sie kamen plötzlich, und sie drangen von allen Seiten auf mich ein.
    »Willkommen…«
    Es sprachen Männer und

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