0286 - Jagd auf die Teleporterkugel
beobachtete er, wie die zehn Mann des Enterkommandos in der Bodenschleuse der Space-Jet antraten.
Befriedigt registrierte er, daß es sich bei den Männern um ältere Leute handelte, Veteranen, die nicht zum erstenmal ein feindliches Schiff enterten.
Er sah auch, wie sich das Außenschott öffnete, wie die Männer ihre Waffen fester faßten und die vordersten von ihnen zum Sprung ansetzten.
Da gerieten die Tentakel des fremden Objekts in Bewegung. Sie peitschten durch das Vakuum und fuhren mit furchtbarer Wucht in die offene Schleuse.
Bron glaubte, das dumpfe Blaffen von Schockschüssen zu hören - andere Energiewaffen konnten auf so kurze Distanzen nicht eingesetzt werden. Aber natürlich war das pure Einbildung; im Schleusenraum befand sich keine Atmosphäre, die irgendwelchen Geräuschen als Medium hätte dienen können.
Dem ersten Angriff konnten die Männer des Enterkommandos mit knapper Not ausweichen. Einen zweiten Angriff aber gab es nicht, da Bron Tudd über die Fernbedienungsanlage das Außenschott schloß. Die sinnlos wütenden Tentakel blieben draußen. Sie schlugen so heftig gegen die Wandung der Space-Jet, daß die Vibrationen bis zur Kommandozentrale durchkamen.
Leutnant Tudd überlegte krampfhaft, was gegen das fremde Objekt zu unternehmen sei.
Weder die Impulskanone noch das Transformgeschütz durfte er anwenden; ihre Energiefreigabe war so groß, daß beide Raumfahrzeuge in der entstehenden Glutwolke vergast worden wären. Der Desintegrator ...? Unwillkürlich schüttelte Bron den Kopf.
Er kannte nichts über die Art und Weise, wie die hypothetische Besatzung der Kugel ihre Antriebsenergie erzeugte. Es mußte sich jedoch unbedingt um einen thermonuklearen Prozeß handeln; alle anderen Prozesse wären nicht ergiebig genug gewesen. In diesem Falle aber konnte die auflösende Kraft des Desintegratorstrahls unter Umständen wichtige Sicherungsautomaten in ihre molekularen Bestandteile auflösen. Die Folge wäre die gleiche gewesen wie bei einem Beschuß mit der Transformkanone.
Es war auch nicht möglich, mit einem weittragenden Desintegratorgeschütz die Tentakel der Kugel einzeln zu zerstören; die auflösenden Prozesse hätten unbedingt auf die Kugelwandung übergegriffen.
Bevor er mit seinen Überlegungen zu Ende kam, erreichte ihn ein Warnruf von Ische Moghu.
Moghu saß vor den Ortungskontrollen.
Aufgeregt deutete der zwei Meter große Riese auf die Wandlerschirme des Impulstasters. Unzählige blauweiße Punkte hoben sich gegen das Schwarz des Raumes ab.
Die Verfolger! „Wenn sie das Feuer auf die Kugel eröffnen, gehen wir mit unter!" prophezeite Moghu.
„Sie werden es nicht tun", entgegnete Baar Lun an Tudds Stelle.
„Ich weiß, daß der Großadministrator die fremde Kugel nur einfangen will. Außerdem wird er niemals die Besatzung eines eigenen Raumschiffes opfern."
Leutnant Ariel hob den Kopf. Auf seiner blassen Stirn standen Schweißtropfen.
„Ich fürchte, unter ganz bestimmten Umständen wird er es doch tun, Sir. Die strategisch-taktischen Grundsätze, die man uns auf der Raumakademie beibrachte, enthalten einen entsprechenden Passus. Danach ist der befehlshabende Offizier eines terranischen Raumschiffes, eines Flottenverbandes oder der Solaren Flotte verpflichtet, eigene Leute und Schiffe zu opfern, wenn die Existenz der gesamten Menschheit oder eines großen Teiles von ihr auf dem Spiele steht."
Bron Tudd lachte meckernd. Ein hauchdünner Strahl Tabaksaft zischte an Ariels Ohr vorbei und verspritzte an einem Bildschirm.
„Anscheinend hat man auf der Raumakademie aber vergessen, euch grünen Jungen beizubringen, wann dieser Fall gegeben ist, wie? Oder meinen Sie etwa, Leutnant Ariel die herumhüpfende Kugel könnte auch nur einen kleinen Teil der Menschheit bedrohen?"
„Ob ich das meine oder nicht, Sir", entgegnete Ariel aggressiv, „spielt überhaupt keine Rolle. Wichtig ist allein, daß der Großadministrator diesen Verdacht hegen könnte!"
„Soviel ich weiß, werden die Kadetten terranischer Raumakademien auch in logischem Denken geschult", warf Lun voller Sarkasmus ein. „Wenn Sie logisch dächten, Leutnant Ariel, müßten Sie erkannt haben, daß ein Gebilde, dessen Gegenwehr uns bis jetzt noch keinen Schaden zufügen konnte, bestenfalls über die gleichen Waffen verfügt wie wir. Und bei seiner geringen Größe kann es kaum einen wesentlichen Teil der Menschheit bedrohen."
„Aber von dieser Erkenntnis weiß der Großadministrator nichts!"
warf Leutnant
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