0289 - Das System der blauen Riesen
sagte Redhorse. „In zwei Minuten verschwinden wir auf der anderen Seite von Eyhoe VIII und sind in Sicherheit."
Die KC-1 wurde langsamer, als der Planet zwischen ihr und den Tefrodern stand. Sie ging tiefer und glitt über ein Meer dahin, das ziemlich flach war. Überall waren Klippen, Riffe und Untiefen zu erkennen. Das Wasser schimmerte blaugrün.
„Wie sind die Temperaturen und sonstigen Bedingungen?" fragte Redhorse bei der analytischen Sektion an, die stark unterbesetzt war.
„Atmosphäre geeignet. Höhe Temperaturschwankungen, durch die drei Sonnen hervorgerufen. Tagsüber bis zu fünfzig Grad Celsius, nachts bis zum Gefrierpunkt absinkend. Keine Jahreszeiten, da keine Ekliptik. Sonstige Bedingungen: erdähnlich."
„Also landen wir möglichst schnell."
Redhorse machte sich nichts vor. Die Tefroder wußten, daß ein irdisches Schiff in das Dreimüttersystem eingedrungen war. Sie würden es überall suchen, auf allen Planeten. Sie würden auch den achten Planeten nicht verschonen, selbst wenn Gerlachos sie nicht verriet. Früher oder später mußte die Entdeckung erfolgen.
Es kam nur darauf an, einen sicheren Landeplatz zu finden, der alle Ortungen, wenn nicht gleich unmöglich, so zumindest doch sehr schwer machte. Geeignet dafür war nur ein Gebirge oder der Grund des Meeres.
Oder beides.
Der Kontinent kam in Sicht. Seine Küste ragte steil in den blauen Himmel. Einige der Berge mochten dreitausend Meter hoch sein.
Ihre Gipfel waren mit Schnee bedeckt. Das Meer selbst war flach, wie überall, aber dicht vor der Küste veränderte sich plötzlich die Farbe des Wassers. Es wurde dunkelblau, und die üblichen Untiefen fehlten.
„Es dürfte tief genug sein", murmelte Redhorse und ließ seine Finger über die Kontrollen tanzen. „Tief genug für unsere Zwecke."
„Sie wollen im Ozean niedergehen?" entsetzte sich Captain Vita.
„Ist das nicht zu gefährlich, wo wir die Gegebenheiten nicht kennen?"
„Es ist auf jeden Fall gefährlicher, länger im Raum zu bleiben oder einfach irgendwo zu landen. Die Wasserschicht reflektiert die Orterstrahlen. Wir können nicht so schnell entdeckt werden."
Die Echotaster begannen zu arbeiten und suchten den Meeresgrund ab. Er schien einigermaßen eben zu sein. Das Meer war vor der Küste bis zu zweihundert Meter tief.
Die KC-1 ging langsam tiefer, während Björnsen unablässig die Orterschirme beobachtete. Kein einziger Tefroder war darauf zu sehen. Sie schienen das plötzlich aufgetauchte Schiff der Terraner in einer anderen Richtung zu suchen.
Die Korvette landete auf der kaum bewegten Wasseroberfläche und sank sofort in die Tiefe. Auf den Bildschirmen wurde das Blaugrün immer dunkler, aber die Kraft der drei Sonnen reichte aus, den Grund in zweihundert Metern Tiere noch ausreichend zu erhellen, so daß Redhorse darauf verzichten konnte, die Scheinwerfer einzuschalten. Die nähere Umgebung war deutlich bis auf hundert Meter zu erkennen. Redhorse hatte noch niemals so klares Wasser gesehen.
Er schaltete den Antrieb endgültig ab und lehnte sich zurück.
„Da wären wir also. Nun können wir nur noch warten, bis sich die Lage beruhigt hat und die Schockwellen ausbleiben. Möchte wissen, was Gucky und die Zwillinge jetzt machen. Aber es ist noch zu früh, eine Funkverbindung zu versuchen."
„Mit der Gefahr spielen, heißt sie herausfordern", stellte Vita besorgt fest.
„Ich für meine Person bin damit zufrieden, mich einige Stunden aufs Ohr legen zu können."
„Einverstanden", sagte Redhorse. „Und dann werden wir einen Spaziergang machen."
Vita starrte ihn an.
„Einen Spaziergang? Wohin denn?"
Redhorse deutete auf die dunkelblauen Bildschirme.
„Auf den Meeresgrund, wohin denn sonst ...?"
*
Centerkommandant Miharos war ein großer und schlanker Tefroder mit langen, dunklen Haaren. Sein hartes Gesicht verriet Energie und Ausdauer, und man sah ihm auf den ersten Blick an daß er kein Duplo war, sondern ein echter Tefageborener, ein Mann aus der Garde der Meister der Insel.
Miharos vertrat die Meister im Dreimüttersystem, und er tat es mit der Strenge und der Klugheit, die eine derartige Aufgabe verlangte.
Bei seinen Verhandlungen mit den Sonneningenieuren trug er das Radiotrans-Gerät ohne das eine Verständigung mit den Energiewesen unmöglich war. Diese Geräte funktionierten wie normale Sende- und Empfangsstationen, aber sie übersetzten zugleich die Gedankenimpulse der Sonneningenieure. Diese hingegen konnten ihre Gedanken
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