0289 - In der Hölle verschollen
es ist mir gelungen, Kontakt mit anderen Geistwesen anzunehmen. Als du in der Hölle verschollen warst, da sah ich dich durch die Kugel, und ich sah noch mehr. Das Gesicht des großen Nostradamus. Mit ihm bin ich zusammen, sein Geist befindet sich ebenfalls zwischen den Dimensionen, und ich muß dir sagen, daß es mir jetzt besser geht als zuvor. Du brauchst dir keine Vorwürfe mehr zu machen. Ich aber sehe vieles, was ich früher nicht gesehen habe, und ich weiß auch um das Schicksal deiner Freunde.«
»Wie geht es ihnen?« Die Frage mußte ich einfach stellen. Sie lag mir auf der Zunge.
»Sei nicht zu voreilig, John Sinclair. Ich habe gelernt, mit der Zeit zu spielen, denn ich weiß inzwischen, daß Zeit nicht alles ist. Wir müssen sehr, sehr vorsichtig sein, denn der Satan hat etwas bemerkt.«
»Weiß er, daß du…«
»Er kann es annehmen, John. Genaues ist ihm nicht bekannt, und das macht ihn wütend. Damals habe ich geahnt, daß ich nicht mehr lange unter den Lebenden weilen würde. Aber ich konnte nichts machen. Kurz vor meinem Tod habe ich noch einmal in die Kugel geschaut, all meine Kräfte auf sie konzentriert und versucht, mit den großen Geistern anderer Reiche Kontakt aufzunehmen. Ich weiß nicht, ob dies mir so gut gelungen ist, das wird sich jetzt herausstellen. Man sagte mir, daß ich keine Angst zu haben brauchte, und ich vertraute darauf. Leider hat die Kugel der Teufel, das ist unser Manko. Ich will sie wiederhaben, und wenn es mir nicht gelingt, müßtest du sie an dich nehmen, denn in deinen Händen weiß ich sie gut aufgehoben.«
»Dann müßten wir sie ihm abnehmen!« flüsterte ich.
»Das ist der Weg!«
Ich atmete tief durch. »Es wird schwer sein, sehr schwer.«
»Seit wann hast du Angst, Geisterjäger. Oder ist dir das Leben deiner Freunde nicht soviel wert?«
»Wie meinst du das?«
Vor mir veränderte sich das Gesicht wieder, weil Tanith anfing zu lächeln. »Denke genau nach, John. Wir können das eine gegen das andere ausspielen.«
»Und das wäre?«
»Du möchtest die Conollys zurückhaben, John. Ich weiß das, ich kann es sehr gut verstehen, aber der Teufel wird sie nicht freiwillig hergeben, deshalb müssen wir ihn zwingen.«
Ich ahnte, worauf Tanith hinauswollte, nahm ihr nicht das Wort aus dem Mund, sondern ließ sie weiterreden.
»Wir werden versuchen, dem Teufel etwas abzunehmen, an dem er sehr hängt und viel eingesetzt hat, um es zu bekommen. Ahnst du bereits, was ich meine, John Sinclair?«
»Ja.«
Tanith merkte, was in mir vorging, deshalb sagte sie auch:
»Sprichst du es aus?«
»Es ist die Kugel«, sagte ich mit kratziger Stimme.
»Sehr gut.« Tanith lächelte wieder. »Wir müssen dem Satan die Kugel abnehmen. An sie hat er sein teuflisches Herz gehängt, wenn er überhaupt eines besitzt. Falls wir die Kugel in die Hände kriegen, können wir sie als Druckmittel gegen den Teufel einsetzen. Er kann sie zurückbekommen, wenn er Sheila und Bill freigibt.«
Ich atmete laut aus. Einen ähnlichen Plan hatte ich auch schon entworfen. Doch jetzt, wo er in die konkrete Phase eingetreten war, wurde mir doch ein wenig mulmig.
Wie sollte ich es je schaffen, an die Kugel heranzukommen? Das war hier die große Frage.
»Ich verstehe deine Bedenken, John«, hörte ich die Stimme der Wahrsagerin. »Es müßte uns mit vereinten Kräften gelingen, an sie heranzukommen.«
»Weißt du denn, wo sich die Kugel befindet?«
»Im Vorhof der Hölle.«
»Der ist groß«, hielt ich gegen.
»Das stimmt. Und da beginnt bereits die Sucherei, denn ich weiß nicht genau, wo wir anfangen sollen.«
»Kennst du nicht den ungefähren Platz?« hakte ich nach.
»Doch, den weiß ich.«
»Und wo?«
Tanith zögerte mit ihrer Antwort. Wahrscheinlich war sie sehr schlimm und deprimierend, und die Antwort des Geistes Tanith war auch nur mehr ein Hauch.
»Die Kugel befindet sich im Verlies der Blutmonster!«
Ich stand für einen Moment regungslos. Ein neuer Begriff war gefallen. Blutmonster!
Noch nie hatte ich davon gehört. Ich konnte mir auch nichts darunter vorstellen und fragte deshalb Tanith. »Sind diese Blutmonster vielleicht Vampire?«
»So ähnlich«, antwortete sie ausweichend.
»Kann ich sie besiegen?«
»Ich hoffe es für dich«, erklärte sie mir.
Das war mir alles sehr vage, aber vielleicht wußte Tanith auch nicht mehr. Ich konnte froh sein, daß sie einen Kontakt mit mir aufgenommen hatte und wollte durch Ungeduld nichts zerstören, denn Geister ließen sich in ihren
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