0289 - In der Hölle verschollen
Bill, ich…«
»Beruhige dich«, sagte der Reporter. »Es war ja nicht unser Sohn. Außerdem hat der Teufel Gewalt über deine Seele bekommen. Er bezeichnet dich als seine Dienerin. Bist du das wirklich, Sheila? Hast er es geschafft?«
»Ich glaube schon.«
Bill schluckte. »Kannst du nicht dagegen ankämpfen?«
»Wie denn?« fragte sie verzweifelt. »Wie sollte ich so etwas? Der Satan und die Hölle sind einfach zu stark. Ich stehe auf verlorenem Posten, bin allein und…«
»Nein, Sheila, du bist nicht allein. Es gibt noch jemand, der dir beistehen wird.«
»Bill, das ist lieb, aber der Teufel wird es schaffen und uns trennen. Er brauchte jeden von uns für sich.«
»Jetzt sind wir erst einmal zusammen«, antwortete Bill in das Dunkel hinein. »Und außerdem ist da noch etwas, das Asmodis beunruhigt. Du hast da von einer Stimme gesprochen, die sich kurz vor deiner Tat mit dir in Verbindung gesetzt hat. Wer war es?«
Selbst in der Dunkelheit merkte der Reporter, daß Sheila den Kopf schüttelte. Er spürte den Lufthauch, und ihre Haare streiften sein Gesicht. »Ich weiß es nicht.«
»Denke nach!«
»Das habe ich schon die ganze Zeit über. Dennoch komme ich zu keinem Ergebnis.«
»Aber es muß jemand sein, der uns kennt und der uns beobachtet. Wer kann andere Dimensionen durchwandern?«
»Vielleicht Kara?«
»Stimmt«, sagte Bill. »War sie es tatsächlich? Hat dich die Schöne aus dem Totenreich gewarnt?«
»Nein, sie war es nicht, Bill. Ihre Stimme hätte ich sofort erkannt, denn wir waren oft genug zusammen. Es muß jemand gewesen sein, den wir kennen, wenn auch nicht so gut.«
»Ich komme nicht darauf«, stöhnte Bill. »Obwohl ich mir verzweifelt den Kopf darüber zerbreche. War es denn eine alte oder eine junge Stimme?«
»Das konnte ich nicht herausfinden. Dafür war sie zu schwach.«
»Leider…« Bill schwieg einen Moment, bevor er sich ruckartig kerzengerade hinsetzte.
»Was hast du?« fragte Sheila, die eine Veränderung ihres Mannes bemerkt hatte.
»Sheila.« Bill sprach den Namen aus und lachte gleichzeitig.
»Sheila, ich wundere mich. Du bist plötzlich so normal. Eigentlich wie immer. Als wäre alles nur ein böser Traum gewesen und wir…«
»Sei still, Liebling. Beschwöre es nicht.«
»Dann stimmt es also?«
»Ich glaube ja«, erklang die zögernde Antwort.
Bill atmete auf und aus. »Der Satan hat seinen Bann von dir genommen. Das ist ein Ding. Damit hätte ich nie im Leben gerechnet. Vielleicht hat er eingesehen, daß…«
Ein dröhnendes, aus der Unendlichkeit stammendes Lachen riß dem Reporter die Worte von den Lippen. »Ihr macht euch falsche Hoffnungen, ihr beiden. Wen der Teufel einmal hat, den läßt er nicht mehr los. Denkt daran, wo ihr seid. Im Vorhof der Hölle wird er euch seine Schrecken offenbaren. Ich habe den Bann bewußt gelöst, damit ihr euch unterhalten könnt.«
»Du verfluchter Bastard!« brüllte der Reporter. Er ballte die Hände und erstickte fast an seiner Wut.
»Laß es!« flüsterte Sheila.
Aber Bill war nicht zu halten. »Nein, ich lasse es nicht. Er hat sich schwer verrechnet. Er wollte lauschen, weil er unbedingt herausfinden muß, welche Stimme du gehört hast. Auch der Teufel ist nicht allmächtig, wie wir gesehen haben. Das ist sein Fehler. Es gibt nur einen, der allmächtig ist, und der weit über ihm steht. Es ist…«
Das plötzliche Donnern traf Sheila und Bill völlig unvorbereitet.
Er schwang ihnen entgegen, dröhnte in ihren Ohren und rüttelte am Trommelfell.
Dem ohrenbetäubenden Lärm folgte ein wütendes Brausen, das Bill und Sheila durchschüttelte und sie sogar zur Seite schleuderte.
»Ihr könnt den Teufel nicht reinlegen!« vernahmen sie die Stimme.
»Ich werde euch den Vorhof der Hölle zeigen. Ha, ha, ha…«
Das Gelächter verklang in der Ferne, auch der Sturm hörte auf, und die beiden klammerten sich wieder aneinander. Bill spürte genau, wie Sheila zitterte, er verzog das Gesicht, denn ihm ging es nicht besser. Auch er hatte große Angst, und als Sheila fragte, wie es ihm ginge, gab er eine ehrliche Antwort.
»Ja, ich habe Angst«, hauchte er. »Sogar sehr große.«
»Meinst du, daß wir hier je wieder herauskommen?«
»Ich weiß es nicht.« Bill legte seine Hände gegen Sheilas Wangen.
»Was immer auch geschieht, versuche dich gegen die Kraft des Satans zu stemmen. Er darf nicht gewinnen.«
»Ich denke an Johnny!« hauchte Sheila. »Das gibt mir Mut, und ich frage mich, wie es ihm gehen
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