0289 - Rendezvous mit Handgranaten
Straße unter, rannte, ging dann ■langsam, wechselte auf die andere Straßenseite über, sah einen Omnibus, der gerade von seiner Haltestelle abfuhr, legte einen Spurt ein und erwischte ihn.
Ich fürchtete, daß Senhor da Rasun eine Menge Augen hatte, die für ihn sahen. Wenn Clark Fence als Amerikaner schon mühelos eine Reihe von Herumtreibern anwerben konnte, die mich beobachteten, so mußte das für einen Unterweltler aus Rio noch einfacher sein.
Ich hoffte, daß der Omnibus mich auch diesen Jungs entführte, aber später, als ich ihn verlassen hatte und zu Fuß Fuß die Avenida Prunos zu meinem Hotel hinaufging, sah ich, daß es mir nicht gelungen war. Hundert Yard hinter mir schlenderte ein Mann in weißen Leinenhosen, weißem Hemd und mit einem großen Hut auf dem Kopf.
Die Avenida Prunos war eine schmale und nicht sehr verkehrsreiche Straße. Die Häuser links und rechts hatten zahlreiche Türnischen und Toreinfahrten.
Ich wollte mich vergewissern, ob der Mann tatsächlich ein Verfolger sei. Ich blieb stehen, er ebenfalls. Ging ich weiter, tat er es auch und paßte seine Geschwindigkeit meinem Schritt an. Er sorgte für einen gehörigen Abstand, und wenn ich auf ihn zugehen würde, so würde er kurzerhand davonlaufen.
Plötzlich hörte ich hinter mir einen leisen Schrei. Ich fuhr herum und sah gerade noch, wie mein Verfolger von einem Arm in die Dunkelheit einer Toreinfahrt hineingerissen wurde.
Fünf Sekunden lang blieb der Mann verschwunden, dann tauchte er wieder auf, allerdings eine ganze Etage tiefer. Er rollte nämlich über den schmalen Bürgersteig und blieb im Rinnstein liegen. Langsam ging ich auf die Toreinfahrt zu. Wieder tauchte der Arm aus der Dunkelheit auf. Nur der Arm war im Licht einer der spärlichen Straßenlaternen zu sehen. Der Mann selbst hielt sich im Schatten.
Die Hand, die vor Sekunden meinen Verfolger erledigt hatte, winkte mir. Sie gab mir das Zeichen, nicht näher zu kommen.
Sicherlich werden Sie sich wundern, aber ich gehorchte dem Zeichen. Ich drehte mich um und ging zu meinem Hotel.
»Harper, Sie werden morgen nach Dalagas fahren«, sagte die Stimme des Mannes im Telefon, die gleiche Stimme, mit der ich in der Bar »Sol« telefoniert hatte. Dieses Mal hatte er mich in meinem Hotel angerufen. Der Anrufer verzichtete auf seinen künstlichen brasilianischen Akzent.
»Dalagas! Zum Henker, was soll ich da? Wo liegt das überhaupt?«
»Am Rio Verde. Sie werden uns da die Hatway-Dollar übergeben.«
»Verdammt, warum nehmen Sie mir die Scheine nicht hier in Rio ab?«
»Zu riskant für uns. Die Stadt ist zu groß. Wir können Sie nicht ausreichend überwachen. Wir wollen nicht von Ihnen in eine Falle gelockt werden.«
»By Jove, ich habe Ihnen zehnmal erklärt, daß ich…«
»Schon gut! Ich kenne Ihre Erklärungen, aber entweder richten Sie sich nach unseren Wünschen, oder Sie können nach Los Angeles zurückfahren.«
»Hören Sie, Haarabschneider«, knurrte ich. »Ich werde das verdammte Gefühl nicht los, daß Sie mich, den alten Hatway und die ganze amerikanische Presse auf den Arm nehmen.«
»Gewöhnen Sie sich daran! Also, werden Sie fahren?«
»Was bleibt mir anders über, wenn ich Hatways Honorar kassieren will. Wie erreiche ich das Nest?«
»Mit der Bahn bis Ciudad Rodos. Von dort müssen Sie sich ein Taxi besorgen.«
»Scheint mir eine halbe Urwaldexpedition zu sein.«
»So ungefähr, mein Junge! Sie werden es sehen.«
»Was passiert in diesem Dalagas?«
»Wir werden uns vergewissern, daß Sie keine Polizisten, freiwillig oder unfreiwillig, mitbringen, dann werden wir Ihnen Ihre Dollartasche abnehmen. Danach können Sie wieder abdampfen.«
»Ich finde, Sie betreiben Ihr Geschäft mächtig umständlich.«
»Lassen Sie das unsere Sorge sein. Auf Wiedersehen also in Dalagas.«
Er legte auf, und ich saß da, mit dem Telefonhörer in der Hand, und fluchte vor mich hin. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß sie mich aus Rio herauslotsen würden.
Ich rief den Portier an und ließ mit eine Karte von Brasilien heraufbringen. Ich fand dieses Dalagas nur mit Mühe. Das Kaff lag rund achthundert Meilen nordwestlich von Rio. Die Kerle lotsten mich tatsächlich in den Urwald hinein.
Ich telefonierte mit einem Reisebüro, bestellte eine Fahrkarte nach Ciudad Rodos und erkundigte mich nach der Abfahrtszeit des Zuges. Er fuhr am anderen Morgen gegen acht Uhr. Ich mußte meinen Geldkoffer also noch heute von der Bank holen.
Ich machte mich gleich auf die
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