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0289 - Rendezvous mit Handgranaten

0289 - Rendezvous mit Handgranaten

Titel: 0289 - Rendezvous mit Handgranaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rendezvous mit Handgranaten
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schob die Tür zurück und trat hinaus auf den Gang.
    Der Kaffeepflanzer schnarchte, Offizier und Senhorita flirteten, der Verwaltungsbeamte rauchte. Niemand beachtete mich.
    Da Rasun trat einen Schritt zurück, um mir Platz zu machen.
    »Hallo«, knurrte ich. »Soll es gleich losgehen?«
    Ich nahm die Jacke ein wenig zurück, damit er den Kolben des Revolvers sehen konnte. Ein amerikanischer Gangster hätte wahrscheinlich beim Anblick dieser Kanone gelacht, aber ich durfte hoffen, daß Senhor da Rasun sich allein durch die Größe imponieren ließ.
    »Mein Vorschlag gilt noch immer, Senhor Harper«, sagte er. »Das Geschäft und die Teilung lassen sich auch an jedem anderen Ort durchführen, vielleicht sogar noch besser als in Rio.«
    »Die Gründe für mpine Ablehnung sind die gleichen. Sie würden mich auch an jedem anderen Ort als Rio nicht nur über den Schädel, sondern auch übers Ohr hauen.«
    »Warum sind Sie so dickköpfig?« fragte er, jetzt ohne Lächeln. »Sie sind allein in einem Land, das Sie nicht kennen, dessen Sprache Sie nicht beherrsehen. Außerdem können und wollen Sie aus bestimmten Gründen den Schutz der Polizei nicht in Anspruch nehmen. Sie haben keine Chance gegen mich, Senhor. Sie müßten es allein daran erkennen, daß ich Sie trotz aller Ihrer Bemühungen in diesem Zug gefunden habe.«
    »Ja, ihr Überwachungssystem scheint zu funktionieren, Mister.«
    »Selbst in Brasiliens Urwald würde ich Sie finden.« Er blickte auf die Tasche in meiner linken Hand.
    »Die Dollar?« fragte er.
    Ich nickte. »Wie Sie sehen, ist die Tasche ohne mich nicht zu haben. Wir liegen beide an einer Kette. Der Verschluß ist nicht zu öffnen, ohne daß die Kette vom Handgelenk gelöst wird.« Er machte eine wegwerfende Geste. »Mich interessiert die Tasche nicht, sondern nur der Inhalt. Das Leder läßt sich leicht aufschlitzen.«
    »Irrtum, Mister. Es ist mit einem engmaschigen Stahldraht verarbeitet. Draht aus bestem Stahl. Ihr Messer würde Scharten bekommen.«
    »Es wird eine Möglichkeit geben, die Tasche zu öffnen, Senhor Harper«, antwortete der Gangster lächelnd.
    »Selbstverständlich, aber nicht, solange ich lebe!«
    »Das ist kein ernsthaftes Hindernis«, antwortete da Rasun, zog mit volendeter Höflichkeit seinen Hut und trollte sich den Gang entlang.
    Wirklich, dieser Knabe hatte eine wohlerzogene Art, mir mitzuteilen, daß er mir den Hals abzuschneiden gedenke. Ich zog mich in mein Abteil zurück und dachte darüber nach, welchen Zeitpunkt er wählen würde. Solange der Zug rollte, glaubte ich ungefährdet zu sein. Erst an der Endstation, Ciudad Rodos, mußte ich aufpassen.
    Wir erreichten Ciudad Rodos kurz vor Mitternacht. Auf den letzten Stationen vor dem Ende der Bahnstrecke hatte sich der Zug mit einer bunten Gesellschaft gefüllt, Plantagenarbeitern, Indios in ihren farbigen Decken, eine Gruppe von Negern, die den Gang versperrten und erregt miteinander schnatterten.
    Jedesmal, wenn der Zug hielt, war einer von da Rasuns Leuten aufgetaucht, hatte sich vor meinem Abteil aufgepflanzt und hatte aufgepaßt, daß ich im Zug blieb. Das bewies, daß mein brasilianischer Dollarliebhaber das Endziel meiner Reise nicht kannte. Vielleicht gelang es mir, ihn in Ciudas Rodos abzuhängen.
    Zunächst sah es nicht so aus, denn als ich ausstieg, standen Senhor da Ransun und seine beiden Freunde schon auf dem Bahnsteig und erwarteten mich.
    Ich nahm meinen Koffer und die Dollartasche in eine Hand, um die andere für das Wild-West-Schießeisen frei zu haben.
    Der Gangster näherte sich mir.
    »Ich wiederhole meinen Vorschlag zum letzten Male, Senhor Harper«, sagte er und bemühte sich, seinem Galgenvogelgesicht einen düsteren Ausdruck zu geben.
    »Mister«, knurrte ich ihn an, »ich rede jetzt zum letzten Male freundlich mit Ihnen. Laufen Sie mir noch einmal in die Quere, so werde ich Sie nachdrücklicher behandeln als in der Bar in Rio.«
    Er zischte ein paar portugiesische Worte zwischen den Zähnen hervor, die sicherlich eine massive Beschimpfung waren, aber Beschimpfungen, die ich nicht verstehe, haben mich noch nie aufregen können.
    Er stakste zu seinen Leuten zurück, und ich ging über den Bahnhofsvorplatz von Ciudas Rodos. Als ich mich umblickte, sah ich, daß die Genoven mir in einiger Entfernung folgten.
    Wenn ich die Kerle loswerden wollte, mußte ich mir irgend etwas einfallen lassen. Es hatte keinen Sinn, ein Taxi zu mieten. Sie würden es sehen und sich ebenfalls einen Wagen besorgen. Ein

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