0289 - Rendezvous mit Handgranaten
nur siebenhundert Dollar und mir noch einmal hundert als Vermittlungsprovision.«
Ich lachte. »Fünfzig!«
Wir einigten uns auf siebzig.
»Wann wollen Sie starten?«
»Vier Uhr.«
»Okay, ich werde es Trendez sagen. Er wird mit dem Wagen in der Nebenstraße warten, in die Sie gelangen, wenn Sie vom Dach des Anbaues herunterspringen.«
»Gut! Was machen meine Freunde?«
»Sie haben sich eine Flasche Brandy aufs Zimmer kommen lassen und ein Kartenspiel.«
»Können Sie vom Fenster ihres Zimmers aus das Dach des Anbaues sehen.«
»Leider, Senhor. Ich wollte ihnen einen anderen Raum auf schwatzen, aber sie ließen sich nicht darauf ein. Der Chef suchte das Zimmer sorgfältig aus.«
»Bring mir jetzt noch etwas zu essen! Brot und kalter Aufschnitt genügen.« Ich hatte noch etwa zwei Stunden Zeit. Ich aß, löschte dann das Licht, setzte mich in einen Sessel und wartete. Die Zeiger auf dem Leuchtzifferblatt meiner Armbanduhr schlichen nur langsam weiter. Mir fielen die Augen zu. Ich kämpfte gegen den Schlaf und rauchte. Punkt vier Uhr morgens öffnete ich so lautlos wie möglich das Fenster zum Anbau. Noch funkelten die Sterne des südlichen Himmels in voller Pracht, und ihr Glanz war so stark, daß die Nacht nicht völlig dunkel war.
Ich nahm die Dollartasche und den Koffer in die linke Hand, schwang mich auf das Fensterbrett und ließ mich vorsichtig auf das flache Dach des Anbaus gleiten.
Es war ein geteertes Holzdach. In der Nachtstille knirschten die Bretter unter meinem Gewicht. Ich wagte nicht zu laufen, sondern trat vorsichtig auf. Matt schimmerten hinter mir die Glasscheiben der Hotelfenster.
Gerade, als ich den Rand des Daches erreicht hatte, wurde eines von den Fenstern aufgerissen. Laut und erregt rief eine Stimme portugiesische Worte.
Ich duckte mich und sprang kurz entschlossen in die Dunkelheit der Gasse unter mir. Ich landete hart auf den Handflächen und den Knien, verlor den Koffer, aber nicht die Tasche, die ja an der Stahlkette hing.
»Hallo!« rief ich.
»Hallo!« antwortete eine Männerstimme ganz in der Nähe.
Ich sprang auf, lief zwei Schritte und prallte mit einem Mann zusammen.
»Der Jeep!« schrie ich den Burschen an. , Auf dem Dach über uns trapsten rasche Schritte.
»Dollar, Senhor«, flüsterte der Mann.
Ich drückte ihm das vorbereitete Geldbündel in die Hand. Jetzt erkannte ich auch die. Umrisse des Jeeps. Ich stieß den Mann zum Wagen.
»Fahr los!« zischte ich. »Rasch!« Er kapierte, wenn er auch kein Englisch verstand.
Er schwang sich hinter das Steuer, ich turnte auf den Beifahrersitz.
Über uns vom Dachrand schrie Ransun:
»Stopp! Oder ich werf dir eine Handgranate auf den Pelz, Gringo.«
Der Motor des Jeeps sprang an.
»Go on!« schrie ich.
Der Jeep tat einen Satz nach vorn. Ich hielt die Wild-West-Kanone in der Hand, und ich war entschlossen, notfalls zu feuern.
Rasun schoß nicht. Ich weiß nicht, ob er kein Schießeisen in der Hand hielt oder ob er über genug Verstand verfügte, daran zu denken, daß ihm ein Toter in einem rasenden Jeep nichts nützte.
Der Besitzer des Jeeps schaltete das Licht erst ein, als der Wagen schon rollte. Dann erreichten wir auch schon den Platz vor dem Bahnhof.
»Weiter!« befahl ich.
Er fuhr in irgendeine Straße.
»Stopp!«
Gehorsam trat er auf die Bremse.
»Und jetzt ’raus, Freund! Du hast deine Dollars! Mach’ dich mit ihnen aus dem Staube!«
Er verstand nicht. Ich machte es ihm nachdrücklich klar, indem ich ihn kurzerhand vom Steuer des offenen Jeeps drängte und mich selbst auf seinen Platz schob.
Sekunden später schoß der Wagen davon durch die nächtlichen Gassen der Stadt Ciudad Rodos.
Natürlich hatte ich keine Ahnung, welchen Weg ich nehmen mußte, um nach Dalagos zu gelangen, aber ich wußte, daß der Ort im Westen lag, und ich richtete mich nach den Sternen und meinem Gefühl und fuhr, so hoffte ich, in westlicher Richtung aus Ciudad Rodos hinaus.
Als ich die letzten Häuser hinter mich gebracht hatte, hatte ich noch einmal Glück. Im Scheinwerferlicht des Jeeps tauchte ein primitiver, hölzener Wegweiser auf. Ich las die halbverwaschene Inschrift: ›Dalagos — Rio Verde.‹
Ich steuerte in der angegebenen Richtung auf die dichte Mauer des Dschungels zu, die nachtschwarz am Horizont stand. Ich grinste bei dem Gedanken an Alfonso da Rason. Ein paar Stunden würde er benötigen, um einen Wagen aufzutreiben, und dann blieb ihm noch die Wahl zwischen den sechs oder sieben Straßen, die von
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