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0289 - Rendezvous mit Handgranaten

0289 - Rendezvous mit Handgranaten

Titel: 0289 - Rendezvous mit Handgranaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rendezvous mit Handgranaten
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auf mein Zimmer und unter das Moskitonetz zurück.
    Die Nachttischlampe brannte. Ich hatte mich nicht ausgezogen. Die Dollar-Tasche hatte ich an mein linkes Handgelenk gekettet. Ich verleibte mir den Whisky, der gar nicht so übel war, ein und versuchte mir vorzustellen, was jetzt passieren würde. Für heute nacht hatten die Kidnapper mir ihren Besuch angekündigt, aber ich glaubte noch immer nicht daran. Viel eher glaubte ich an ein großes Gelächter, das irgendwann losbrechen würde, an eine Art von gigantischem Aprilscherz.
    Ich lag, trank und lauschte auf die Geräusche der Nacht. Hin und wieder fuhren Autos über den Platz, hielten, fuhren weiter. Einmal bremste ein Wagen. len hörte das Schlagen von Türen. Nach dem Klang der Schritte zu urteilen, gingen die Insassen in die Kneipe des Hotels. Ich dachte daran, aufzustehen und mir die Leute anzusehen, aber ich blieb dann doch liegen. Es war sinnlos, jetzt etwas zu unternehmen. Entweder kamen die Kidnapper oder… na ja, Aprilscherz! Übrigens gingen die Leute nach zehn Minuten wieder fort, denn die Autotüren schlugen zum zweitenmal und der Motor sprang an.
    Allmählich verließen auch die anderen Gäste die Kneipe des Hotels. Ich hörte sie unter meinem Fenster sprechen, bevor sie auseinandergingen.
    Es wurde sehr still in Dalagas. Das ohnehin spärliche Leben der kleinen Stadt erstarb. Nur vom Dschungel rings um das Nest wehten die unerklärlichen Geräusche und Rufe des nächtlichen Urwalds.
    Hin und wieder blickte ich auf die Armbanduhr. Es wurde Mitternacht, ohne daß etwas geschah… ein Uhr, zwei Uhr… Ich war nicht müde, denn ich hatte ja fast den ganzen Tag über geschlafen, aber meine Hoffnung, daß der geheimnisvolle Anrufer Wort halten würde, sank… Aprilscherz, dachte ich. Sie haben dich auf den Arm genommen.
    Dann, kurz nach zwei Uhr, krachte ein Schuß. Meine Nachttischlampe zersplitterte in tausend Scherben.
    ***
    Während ich noch über den Fußboden rollte, mit den Beinen um mich stieß, um das Moskitonetz loszuwerden, in der linken Hand die Tasche mit den Hatway-Dollars, in der rechten die Wild-West-Kanone, donnerte es gegen meine Tür. Krachend sprang sie aus den Angeln. Undeutlich sah ich die Umrisse zweier Gestalten, die in das Zimmer stürzten.
    Eine Taschenlampe flammte auf, aber ihr Schein wurde auf das Bett gerichtet. Hinter dem Licht erkannte ich die Schatten zweier Männer.
    Ich hob den schweren Colt.
    »Pfoten hoch!« rief ich. »Macht keine falschen Bewegungen, oder…!«
    Ich erwartete eine englische Antwort zu hören, und wenn sie aus nicht mehr bestand als einem englischen Fluch, aber die Burschen sprudelten irgend etwas Portugiesisches hervor, daß sich mächtig erschreckt anhörte.
    Der Schein der Taschenlampe schwenkte über mich weg.
    Zum Henker, ich hatte keine Lust, mich abschießen zu lassen. Ich zog den Hahn des Revolvers durch. Das Ding setzte dem Fingerdruck fast so viel Widerstand entgegen wie ein Sandsack einem Boxhieb, aber dann donnerte die Kanone doch los.
    Sie donnerte wirklich, und der Rückschlag riß mir das Schießeisen beinahe aus der Hand.
    Der Mann ließ die Taschenlampe fallen. Sie zerklirrte auf dem Fußboden. Der plötzliche Wechsel vom Licht zur Dunkelheit machte mich für Sekunden fast blind. Ich sprang trotzdem auf die Füße. Ich hörte die hastigen Schritte der Eindringlinge, die Hals über Kopf flohen, und ich stürzte ihnen nach.
    Verdammt, ich war das Moskitonetz immer noch nicht los. Ich verhedderte mich mit den Füßen darin und fiel der Länge nach aufs Gesicht, als hätte mich jemand an den Füßen festgehalten. Da ich die Hände auch nicht frei hatte, brauchte ich Zeit, um das Zeug endgültig los zu werden; Zeit, die den Gangstern genügte, um die Treppe hinunter-2urasen, Als ich ihnen endlich folgen konnte, stolpernd und mich in der Dunkelheit stoßend das Erdgeschoß erreichte, das offenstehende Fenster entdeckte, da war es zu spät. Die Knaben waren verschwunden.
    Die Schüsse hatten Dalagos aus dem Schlaf gerissen. Hinter Dutzenden von Fenstern flammte das Licht auf. Türen und Fenster wurden aufgestoßen, und Leute fragten sich gegenseitig, was denn los sei, das heißt, ich nehme an, daß sie sich es fragten, denn sie fragten sich auf Portugiesisch.
    Mit Hilfe des Feuerzeuges tastete ich nach dem Lichtschalter, und als ich ihn endlich gefunden hatte, da kamen auch die ersten Männer über den Platz gelaufen. Sekunden später umringte mich eine aufgeregt schnatternde, mehr oder

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