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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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schließen.«
    »Warum?« stieß Ralf überrascht hervor.
    Mr. Tupperwill schien mit sich zu kämpfen.
    »Mit der Kundschaft, wie wir sie haben«, sagte er langsam, »können wir es uns nicht leisten, uns auf zweifelhafte Unternehmungen einzulassen.«
    Hallam dachte an die unendlich vielen Male, an denen er die Bank für seine eigenen obskuren Zwecke gebraucht hatte, und mußte innerlich lachen.
    »Warum sind Sie gegen Amery mißtrauisch?« wollte er wissen.
    Der dicke Mann blickte sich um, als ob sich irgendein unberufener Lauscher in dieses stille Zimmer eingeschlichen haben könnte, und fuhr mit gedämpfter Stimme fort:
    »Hallam, ich betrachte Sie als Freund, denn sonst würde ich es Ihnen nicht sagen. Amery hat gestern bei mir einen sehr großen Betrag deponiert. Ich darf über die Höhe der Summe nicht sprechen, aber es waren ...«
    Ralf unterbrach ihn hastig:
    »Zweihunderttausend Pfund in amerikanischen Banknoten?«
    Tupperwill starrte ihn an:
    »Woher wissen Sie das?«
    Hallam holte tief Atem.
    »Stimmt der Betrag?«
    »Beinahe. Wie haben Sie das erraten?«
    Aber Ralf war nicht bereit, ihn darüber aufzuklären.
    Der Bankier erhob sich und schritt schweigend langsam im Zimmer auf und ab.
    »Ich werde Sie jetzt noch mehr ins Vertrauen ziehen, obwohl Sie mich damit in der Hand haben. Amery hat nicht nur das Geld in den Tresor gelegt, sondern auch noch einen großen versiegelten Umschlag mit der Aufschrift: ›Beweise gegen Hallam, die, falls erforderlich, für S. benutzt werden können.‹ Ja, ›Beweise gegen Hallam‹ - und wer ist ›S‹? Ich bin nicht neugierig, aber ich hätte viel Geld dafür gegeben, wenn ich diese Siegel hätte aufbrechen können!«
    Ralf wurde blaß.
    »Heute morgen war er da«, fuhr der Bankier fort, »und hat den Umschlag abgeholt. Er gab dazu eine Erklärung ab, was völlig unnötig war. Er sagte: ›In meinem Arbeitszimmer wird er besser aufgehoben sein!‹«
    Ralf gab eine ziemlich lahme Erklärung, die Tupperwill nicht zu überzeugen schien, da er ganz plötzlich das Thema wechselte.
    »Nächstens möchte ich mit Ihrem Freund Mr. Tarn sprechen«, begann er, und Hallam starrte ihn verblüfft an.
    »Ja, wissen Sie es denn nicht? Haben Sie nichts gelesen?«
    »Was soll ich gelesen haben? Ich habe heute morgen nur die Finanzzeitung gesehen. Ist etwas passiert?«
    »Tarn ist vorgestern abend ermordet worden - in meiner Gegenwart«, berichtete Ralf.
    Tupperwill trat einen Schritt zurück.
    »Um Himmels willen! Ist das Ihr Ernst?«
    Ralf nickte.
    »Es ist wahr. Wie seltsam, daß Sie darüber nichts gehört haben. Es hat in allen Zeitungen gestanden.«
    Mr. Tupperwill s Gesicht hatte einen seltsamen Ausdruck angenommen.
    »Wenn ich das gewußt hätte, lieber Freund, hätte ich Ihnen nicht diesen unglückseligen Brief geschrieben.« Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Aber ich lese keine Zeitungen außer meinen Fachblättern, und mein Diener, der mich sonst mit den Tagesereignissen auf dem laufenden hält, ist verreist. Das ist schrecklich, ganz schrecklich! Erzählen Sie mir, wie es geschah.«
    Ralf erzählte die Geschichte ziemlich genau, und der Bankier hörte bis zum Ende zu, ohne ihn zu unterbrechen.
    »Weiß man, wer der Mann im Zimmer war?«
    »Man vermutet es. Aber unglücklicherweise hat der Mann, den wir verdächtigen und der auch, dessen bin ich ganz sicher, der Mörder ist, sein Alibi nachgewiesen. Er wurde gestern abend, als er aus Mittelengland zurückkehrte, festgenommen. Eigenartigerweise trug er den Hut, den man als Beweisstück gegen ihn verwenden wollte. Sein Alibi hatte also keine Lücke.«
    Ralf erzählte weiter, daß Bickerson von der Polizei in Birmingham erfahren hatte, daß sich Feng Ho dort, zur Stunde der Tatzeit, gemeldet habe.
    »Ein Chinese sieht wie der andere aus«, bemerkte er, unbewußt Paul Amerys eigene Worte gebrauchend. »Ich glaube, daß das Alibi völlig falsch ist und daß die Person, die sich in Birmingham meldete, gar nicht Feng Ho war.«
    »Doch nicht etwa Major Amerys Feng Ho?« fragte der Bankier.
    »Kennen Sie ihn denn? Ach ja, natürlich, Sie hatten mich neulich auf ihn aufmerksam gemacht.«
    Mr. Tupperwill war jetzt außerordentlich erregt.
    »Ich kenne den Chinesen, weil er einmal mit Major Amery hier war. Feng Ho! Das ist sehr überraschend und sehr beunruhigend. Was ist mit der armen jungen Dame geschehen?«
    »Ich glaube, für sie ist ganz gut gesorgt«, versicherte Hallam und bemühte sich, dieses Thema nicht weiter zu

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