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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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die beste Gelegenheit, in dieses Geschäft einzusteigen. Er stand an der Spitze einer der ältesten Importfirmen der Londoner City, denn der Eigentümer war ein alter, kranker Mann, der sich nur selten sehen ließ und keinen Einblick hatte. Als Hallam Maurice Tarn den Vorschlag machte, zögerte er anfangs, aber nachdem ihm die ungeheuren Verdienstmöglichkeiten dieses ›Geschäfts‹ vor Augen geführt wurden, konnte er doch nicht widerstehen. So wurde eine Organisation gegründet, die ihre Agenten im gesamten Empire und eine große Zweigniederlassung in Amerika besaß.
    Mit Ralf Hallams Titel als Arzt waren gewisse Privilegien verbunden, die die Tätigkeit der Bande an Ort und Stelle deckten. Anfangs war der Erfolg gering, aber Ralf war ein tüchtiger Geschäftsmann und lernte durch seine Fehler. Er verbesserte die Organisation, so daß die ›Amateure‹ doch ins Geschäft kamen und dem schon lange etablierten Soyoka sehr unangenehm wurden.
    Soyoka! Vielleicht war es doch keine Einbildung Tarns gewesen . . . Eine halbe Stunde später kam Elsa, die sehr müde und abgespannt aussah.
    »Ich glaube, ich werde verrückt, wenn das so weitergeht«, stöhnte sie. »Morgen ist mein letzter Tag bei Amery.«
    »Weiß er schon, daß du fortgehst?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich habe noch keine Gelegenheit gehabt, mit ihm darüber zu sprechen. Du glaubst gar nicht, was er für ein Mann ist - absolut unmenschlich! Schließlich war Tarn doch dreißig Jahre bei der Firma, man sollte meinen, daß Amery Mitgefühl für ihn hätte. Aber durchaus nicht. In Onkels Zimmer war heute ein neuer Geschäftsführer! Ralf, dieser Mann ist unausstehlich! Er hat mir auch nicht eine Sekunde Ruhe gegönnt. ›Ich wünsche, daß Sie nicht länger als eine halbe Stunde Mittagspause machen‹, sagte er. Hätte ich doch überhaupt keine gemacht, denn draußen warteten schon die Pressefotografen auf mich.«
    »Du solltest so schnell wie möglich Amery verlassen.«
    »Er nimmt es offenbar als selbstverständlich an, daß ich da bin. Vermutlich gehöre ich zum Mobiliar. Aber wir wollen nicht weiter über diesen Unheimlichen . . . Ich möchte die Firma Amery vergessen! Worüber wolltest du mit mir sprechen? Hoffentlich über etwas Erfreuliches.«
    »Das hat bis nach dem Essen Zeit«, winkte er ab.
    Nachdem der Diener den Kaffee serviert und die Tür geschlossen hatte, begann Ralf zu erzählen.
    »Hast du jemals von der Stanford-Gesellschaft gehört?«
    Elsa machte große Augen.
    »Ja, Major Amery hat mich gefragt, ob ich für sie arbeite.«
    Ralf pfiff vor sich in. »Zum Teufel! Wann war das?«
    »Erst vor kurzem.«
    »Du hast ihm doch selbstverständlich gesagt, daß du sie nicht kennst? Das entspricht ja auch der Wahrheit.«
    »Kannte Onkel Tarn die Gesellschaft?« fragte sie verdutzt.
    »Ja. Um die Wahrheit zu sagen - dein Onkel betrieb nebenbei ein kleines Geschäft. Er versuchte gewissermaßen«, Hallam sprach mit großer Zurückhaltung, als wenn er das Geheimnis Tarns nicht verraten wollte, »er versuchte, für sich eine Geschäftsverbindung aufzubauen, für eine Zeit, wo eine Zusammenarbeit mit Amery für ihn nicht mehr tragbar sein würde. Ich hatte versucht, ihm davon abzuraten, aber er war so eingenommen von seinem Plan, daß ich nichts dagegen ausrichten konnte.«
    »Dann war Tarn die Stanford-Gesellschaft?«
    »Ja. Es ist eine Importfirma oder so etwas Ähnliches«, warf Hallam nachlässig hin. »Ich bin einmal im Büro gewesen. Tarn erzählte mir, daß im Geldschrank Dokumente lägen, von denen er nicht wünsche, daß sie ans Tageslicht kämen. Ich habe darüber nachgedacht, und ich bin der Ansicht, daß wir Tarn diesen letzten Dienst erweisen und die Papiere herausholen müssen, bevor die Polizei dazukommt. Ich möchte nicht, daß sein Name befleckt wird, denn Amery würde dieses doppelte Spiel übel auslegen.«
    »Aber wie willst du an die Papiere kommen, wenn sie im Geldschrank sind?«
    Als Antwort zog er einen Schlüssel aus seiner Tasche.
    »Tarn und ich waren, trotz der letzten Auseinandersetzung, gute Freunde, und er hat mir diesen Schlüssel übergeben, weil ich der einzige Mensch war, dem er vertraute.«
    Die Threadneedle Street ist am Abend eine Einöde. Das Gebäude, in dessen drittem Stock sich das Büro der Stanford-Gesellschaft befand, wurde gerade gereinigt. An einer Tür, die auf den engen Flur führte, stand ›Stanford-Gesellschaft‹. Hallam schloß sie auf, und Elsa wunderte sich, daß es mit demselben Schlüssel

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