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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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träumte oder wachte. Erst das Klappern ihrer Schreibmaschine brachte sie wieder ins Gleichgewicht.
    Wieder läutete die Glocke, und Elsa eilte mit dem Stenoblock in Amerys Zimmer.
    »Ich habe vorhin einen Brief vergessen«, erklärte er. »Schreiben Sie:
›An den geschäftsführenden Direktor der Stebbings-Bank. Sehr geehrter Herr! Mit dem heutigen Tag schließe ich mein Konto bei der Stebbings-Bank. Mein Guthaben wollen Sie bitte meinem Konto bei der Northern & Midland Bank überwiesen. Weiter bitte ich, dem Überbringer dieses Briefes die Stahlkassette auszuhändigen, die auf meinen Namen in Ihrer Verwahrung ist. Die Quittung des Überbringers, Mr. Feng Ho, B.A., soll als meine gelten. Hochachtungsvoll. . .‹
    Elsa ging zu ihrer Schreibmaschine zurück und war überzeugt, daß alles, was Ralf vorausgesagt hatte, eingetreten war. Amery schloß sein Konto bei der Stebbings-Bank.
    Paul Amery war im gleichen Augenblick das Gesprächsthema zweier Männer, von denen einer ihn ganz besonders haßte. Mr. Tupperwill lag in seinem großen Bett und bot ein malerisches Bild. Er hielt ein goldenes Riechfläschchen in der weiß verbundenen Hand, denn er hatte schreckliche Kopfschmerzen. Trotzdem hatte er Ralf Hallam empfangen, um ihm seinen Unglücksfall genau zu schildern. Und Ralf war sehr teilnahmsvoll und neugierig. Aber seine Vermutung, daß der Angreifer kein anderer als Paul Amery gewesen sein könne, wies Mr. Tupperwill so unwillig zurück, als sei seine eigene Ehre angegriffen worden.
    »Unsinn, Hallam, Unsinn!« entgegnete er so nachdrücklich, wie sein leidender Kopf es ihm erlaubte. »Amery ist gar nicht in der Nähe gewesen. Ich habe die beiden Männer, die mich überfielen, ganz deutlich gesehen. Warum sollte Amery mich denn angreifen?«
    Ralf war anderer Meinung, doch schien es noch nicht an der Zeit zu sein, Enthüllungen zu machen.
    »Ich hielt es immerhin für möglich«, meinte er. »Amery ist etwas unbeherrscht.«
    »Blödsinn! Lieber Hallam, verzeihen Sie meine Heftigkeit, aber es hat keinen Zweck, weiter über die beiden Halunken zu sprechen. Ich möchte darauf schwören, daß keiner von beiden Amery war. Allerdings muß ich zugeben«, räumte Mr. Tupperwill ein, »daß mir Major Amery als Kunde nicht angenehm ist, und ich will die erste beste Gelegenheit benutzen, um sein Konto aus meinen Büchern zu streichen.«
    »Ich glaube, er wird Ihnen diese Mühe ersparen«, versetzte Ralf trocken.
    »Warum?« fragte Mr. Tupperwill verdutzt.
    »Weil - nun weil . . .« Statt einer Antwort nahm Ralf den Brief, den Mr. Tupperwill ihm gezeigt hatte, las die vier Worte und lächelte. »Bringen Sie diese Warnung in Zusammenhang mit der Auskunft, die Sie mir gestern gegeben haben?«
    »Über Amery? Um Himmels willen, nein!«
    Hallam betrachtete nachdenklich das Schreiben.
    »Es ist das gleiche Briefpapier und dieselbe Handschrift wie in dem Brief, den der arme Tarn vor seinem Tod erhielt. Worauf sonst, wenn nicht auf Amery, könnte sich diese Drohung beziehen? Sie haben doch nur über Amery und sein Geld gesprochen?«
    Tupperwill war in Schweigen versunken. Nachdenklich sagte er endlich:
    »Nein! Er konnte über unsere Unterhaltung nichts wissen. Die hat in meinem Büro stattgefunden, und es ist absolut unmöglich, daß wir belauscht worden sind.«
    »Sie haben doch eine Gegensprechanlage in Ihrem Büro: war die abgestellt?«
    »Ich glaube schon!« Tupperwill überlegte. »Es ist mir zur zweiten Natur geworden, sie abzustellen. Diese elende amerikanische Erfindung ist nicht immer angenehm, und ich habe schon daran gedacht, sie entfernen zu lassen. Andererseits ist sie sehr bequem -ein Hebeldruck, und ich kann mit jeder meiner Abteilungen sprechen. Aber gefährlich, sehr gefährlich! Ich fange an zu zweifeln!«
    Er dachte angestrengt nach.
    »Aber selbst wenn die Anlage eingeschaltet war, so hätte mich doch keiner meiner Angestellten verraten. Nein, mein Lieber, Sie können sich diese Idee aus dem Kopf schlagen! Es ist unmöglich! Mit Amery ist alles in Ordnung!«
    Ralf verbarg ein Lächeln.
    »Ich muß zugeben, daß ich gegen Amery voreingenommen bin und alles täte, um ihm eins auszuwischen.« Als er das verblüffte Gesicht des Bankiers sah, fuhr er schnell fort: »Aber ich werde es selbstverständlich nicht tun.«
    »Gott sei Dank!« sagte Tupperwill erleichtert. »Ich habe Gewalttätigkeiten immer gehaßt, und jetzt habe ich eine noch größere Abneigung dagegen.« Er faßte sich behutsam an den Kopf.
    Ralf hatte

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