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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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- und wenn man das Päckchen öffnet, greift man unwillkürlich nach diesem eingewickelten Ball!«
    »Ist er wirklich vergiftet?« fragte Elsa erschrocken. »Womit denn?«
    »Das müßte ein Chemiker feststellen. Vielleicht mit irgendwelchen Krankheitskeimen oder mit Schlangengift. Es ist genug Gift im Zahn einer Kobra, um alle diese kleinen Spitzen damit zu tränken.« Amery schloß die Schachtel, band sie fest zu und stellte sie dann in einen Wandschrank.
    »Wer kann sie geschickt haben? Doch nicht etwa Ralf -Dr. Hallam? Glauben Sie, daß er so etwas tun würde?«
    »Hallam?« Der Major biß nachdenklich auf die Unterlippe. »Nein, wahrscheinlich war es nicht Hallam.«
    Elsa konnte sich nicht mehr zurückhalten.
    »Sind Sie Soyoka?« platzte sie heraus.
    Amery blickte sie spöttisch an:
    »Sehe ich wie ein dicker Japaner in mittleren Jahren aus?«
    »Natürlich sind Sie kein Japaner!« versetzte Elsa ungeduldig, »aber sind Sie Soyokas Agent?«
    Amery zuckte die Achseln und ließ die Blicke auf dem Wandschrank ruhen. »Offenbar gibt es Leute, die das glauben.«
    Er lächelte in einer Art, daß es Elsa schauderte.
    »Sie sehen furchtbar aus!«
    Wieder hatte sie gegen ihre Absicht gesprochen. Sie war über sich selbst erstaunt, daß sie ihn gefragt hatte, ob er Soyoka sei, und sie wunderte sich, daß er es so gelassen aufgenommen hatte.
    »Sie haben mich schon einmal ›furchtbar‹ genannt, Miss Marlowe - und Sie haben recht, wenn Sie Mord oder Rauschgifthandel als furchtbar bezeichnen. Diese Dinge kann man weder durch schöne Gedanken noch durch philosophische Erklärungen beschönigen. Das klingt seltsam aus dem Munde eines Mannes, der Soyokas rechte Hand ist, nicht wahr?«
    Er musterte das Mädchen mit einem eigentümlichen Blick, und Elsa spürte mit einer seltsamen Freude, daß er zum erstenmal seine eiserne Zurückhaltung ihr gegenüber aufgegeben hatte.
    Elsa Marlowe verschob ihren Besuch in Herbert Mansions um einen weiteren Tag, und sie hatte das Gefühl, daß Mrs. Trene Hallam darüber ganz froh war -jedenfalls hatte ihre Stimme am Telefon so geklungen. Diese Nacht verlief ruhig, und Elsa ging am nächsten Morgen erfrischt in das Büro. Kaum hatte sie fünf Minuten bei der Arbeit gesessen, als Miss Tame ins Zimmer stürzte. An ihrem geröteten Gesicht und ihren aufgerissenen Augen war zu erkennen, daß etwas Ungewöhnliches vorgefallen sein mußte.
    »Haben Sie schon das Neueste gehört?« sprudelte sie hervor.
    Elsa hatte schon zu viel überraschende Neuigkeiten gehört, um sich aufzuregen.
    »Wer, glauben Sie, ist der neue Geschäftsführer?«
    Einer der Abteilungsleiter hatte Mr. Tarns Arbeit übernommen; daß es nur eine vorübergehende Maßnahme war, erfuhr Elsa erst jetzt.
    »Er sitzt bereits an seinem Schreibtisch und erteilt weißen Christen Befehle!« »Meinen Sie Feng Ho?« fragte Elsa verwundert.
    »Feng Ho!« erklärte Miss Tame mit Nachdruck. »Das schlägt dem Faß den Boden aus! Ich weiß über die Chinesen mit ihren Opiumhöhlen und anderen Dingen Bescheid. Ich bin dafür nicht zu haben!« Miss Tame zitterte vor Entrüstung. »Ich werde es dem Hochwohlgeborenen schon sagen!«
    »Das können Sie gleich tun!» erklang Amerys kalte Stimme.
    Elsa erschrak immer beim Klang seiner Stimme, aber Miss Tame sprang buchstäblich hoch. Paul Amery stand mit den Händen in den Taschen an der Tür.
    »Also, sagen Sie es! Ich nehme an, daß Sie gegen Feng Ho als Geschäftsführer Einwendungen zu machen haben. Ich bedauere, daß ich Sie nicht zur Direktorenkonferenz, die darüber entschieden hat, eingeladen habe, aber ich ziehe es doch vor, diese wichtigen Entscheidungen selbst zu treffen. Welche Einwände haben Sie, Miss Tame?«
    »Nun, Sir«, stammelte sie und wurde dabei abwechselnd rot und blaß, »Er ist Ausländer und Chinese.«
    »Glauben Sie nicht, daß auch Sie für ihn eine Ausländerin sind? Er ist ein sehr gebildeter Mann. Und er kann richtig schreiben«, fügte er bedeutungsvoll hinzu.
    »Er kann vielleicht richtig chinesisch schreiben«, entgegnete Miss Tame würdevoll, »aber das kommt hier nicht in Frage. Ich gebe zu, daß Orthographie nicht meine starke Seite ist. Sie werden jedoch verstehen, Major Amery, daß wir Mädchen auf uns aufpassen müssen.«
    Miss Tames Versuch, für sie beide zu sprechen, amüsierte Elsa. Anscheinend belustigte es den Unheimlichen auch, denn seine Lippen zuckten.
    »Feng Ho hat mit Ihnen gar nichts zu tun. Er wird das chinesische Geschäft bearbeiten, und das ist

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