Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
würdest ja auch nichts gegen einen Brauer oder Schnapsfabrikanten haben, weil einige Leute keinen Alkohol vertragen können.«
    »Soyoka!« wiederholte sie. »Glaubst du, daß Major Amery . . .
    »Er ist entweder selbst Soyoka oder aber sein Beauftragter.«
    »Und Mr. Tupperwill?«
    »Hat überhaupt nichts damit zu tun«, wehrte Ralf ungeduldig ab. »Tupperwill ist mein Bankier und zufällig auch der Bankier Amerys. Er hat mir erzählt, daß ihm Amerys Konto nicht gefiel - und das ist es, worüber wir gesprochen hatten. Amery muß es erfahren haben, und deshalb ist die Bande heute abend Tupperwill gefolgt, um ihm einen Denkzettel zu geben. Morgen wird Amery sein Konto bei der Stebbings-Bank schließen und auch alles aus dem Tresor nehmen. Wenn ich nur wüßte . . .«
    Seine Augen funkelten und seine Stimme zitterte vor Aufregung.
    Elsa war jedoch durch diese Enthüllung sehr niedergeschlagen.
    »Ich kann das alles nicht verstehen, es ist zu schrecklich! Das Geld, das Tarn aufbewahrte, stammt es . . .?« Sie verstummte.
    »Von dieser Seite darf man die Sache nicht ansehen«, betonte Hallam. »Ich sage dir, es ist ein reines Geschäft. Vielleicht verstößt es gegen das Gesetz, aber es ist auch nicht schlimmer als Schnapsschmuggel, und ich kenne viele anständige Leute, die ihr Geld damit verdienen.«
    »Als ›anständig‹ würde ich diese Leute nicht bezeichnen«, meinte Elsa. Sie hatte ihre Fassung wiedergewonnen und stand auf. »Ich muß jetzt allein sein und mir alles überlegen.« Damit ging sie in ihr Zimmer.

23
    Als Elsa sich am nächsten Morgen anzog, um in das verhaßte Büro zu gehen, war sie zu einem Entschluß gekommen - ihre Verbindung mit dem Hause Amery war endgültig zu Ende. War ihre Moral so tief gesunken, daß sie ein Verbrechen, von dem sie wußte, und ein anderes, das sie vermutete, entschuldigen konnte?
    Ihr Weg führte sie an den großen Zeitungsverlagen vorbei. Einem plötzlichen Einfall folgend, ging sie in eines der Archive und begann, die Bände alter Zeitungen durchzublättern. Bald fand sie den Artikel, den sie an jenem Morgen ihrem Onkel vorgelesen und der ihn so aufgeregt hatte. Jetzt wußte sie, warum!
    Ein Angestellter trat auf sie zu und bot ihr seine Hilfe an.
    »Ich danke Ihnen vielmals«, verabschiedete sie sich und verließ in aller Eile das Archiv.
    Als die Glocke Elsa ins Chefbüro rief, fand sie es seltsam, daß Amery gar nicht verändert aussah. Es mußte doch in seinem Gesicht etwas sein, was seinen gemeinen Charakter verriet. Aber nein, es war genauso wie immer, und weder sein Benehmen noch sein Ton verrieten etwas. Einmal war es sogar freundlich.
    »Ich bin Ihnen sehr verbunden, daß Sie gestern abend zu mir gekommen sind«, begann er. »Sie werden sich freuen zu hören, daß Mr. Tupperwill eine gute Nacht verbracht hat. Der Arzt glaubt, daß Tupperwill in wenigen Tagen wieder in sein Büro gehen kann.«
    Elsa glaubte, aus seinen Worten leichten Spott herauszuhören.
    Amery blickte sie fest an: »Und welchen Trost hatte Dr.
    Hallam für Sie bereit?« fuhr er fort.
    »Sie beobachten mich sehr genau, Major Amery«, entgegenete sie ruhig. »Ich habe Dr. Hallam nicht zu mir gerufen, um mich trösten zu lassen.«
    »Sie haben ihn also doch gebeten zu kommen? Ich habe es vermutet«, meinte er. »War er sehr beeindruckt von Tupperwills schrecklichem Erlebnis? Ich sehe, daß Sie darüber nicht sprechen wollen. Wenden wir uns den Briefen zu!«
    Nach einem halbstündigen Diktat schien ihn die Angelegenheit immer noch zu beschäftigen, denn er fragte:
    »Haben Sie irgend etwas von dem gestrigen Vorfall nicht erzählt?«
    Schnell wie der Blitz kam die Antwort: »Ich habe nicht erzählt, daß ich den blutigen Knüppel im Papierschränkchen gefunden habe.«
    Sie biß sich auf die Lippen, sie hatte es nicht sagen wollen. Doch nun war es zu spät!
    In Amerys Gesicht bewegte sich kein Muskel.
    »Ich hatte schon überlegt, woher Sie das Schreibpapier hatten. Ich hatte gehofft, daß neben der Maschine einige Bogen lagen. Sie betrachten mich wohl als einen sehr schweren Fall?«
    »Ich glaube, daß Sie furchtbar sind!« stieß sie hervor. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Sie halten mich also für furchtbar? Das glauben andere auch, und so mancher wird es noch glauben müssen«, sagte er ruhig. »Mr. Tupperwill hätte etwas verschwiegener sein sollen.«
    »Was!« rief Elsa fassungslos. »Sie geben es also zu!«
    Amery nickte.
    »Diese Lehre wird er nicht vergessen.«
    Elsa wußte nicht, ob sie

Weitere Kostenlose Bücher