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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Picadilly.«
    »Ich verstehe«, sagte Amery. Er öffnete eine Kiste, die auf dem Schreibtisch stand, und brannte sich eine dünne Zigarre an. »Ich weiß aber nicht, warum ich es der Polizei hätte melden sollen, das war doch Tupperwills Sache. Er war doch der Leidtragende.«
    »Hm!« Der Kriminalinspektor schaute den Major durchdringend an. »Es ist seltsam, daß es gerade vor Ihrem Hause passiert ist.«
    »Sogar sehr seltsam. Ebenso seltsam wäre es, wenn es vor einem anderen Haus passiert wäre!« entgegnete Amery kühl.
    In der Unterhaltung entstand eine kleine Pause, Bickerson überlegte sich anscheinend irgend etwas.
    »Zwischen zwei Banden, die hier in London arbeiten, wird ein Kampf ausgetragen - es sind zwei Rauschgiftbanden: die Amateure und die Soyoka-Bande. Ich habe Grund zu der Annahme, daß Tupperwill eine dieser Banden beleidigt hat.«
    »Ich habe davon gehört«, stimmte Amery lässig zu.
    »Was wissen Sie?« fragte der Inspektor hastig.
    »Ich weiß nur, was Tupperwill selbst mir erzählt hat: daß er eine schriftliche Warnung bekommen hat, er spräche zuviel. Ich finde, das ist ein sehr unpassender Anlaß, einem dafür den Kopf einzuschlagen; wenn jeder, der zuviel redet, dafür verprügelt würde, gingen die meisten Leute ständig mit einem Kopfverband herum.«
    Es entstand wieder eine Pause, während der der Unheimliche an seiner Zigarre zog und mit Interesse auf die Straße sah.
    Der Inspektor nahm einen neuen Anlauf:
    »Sie sind viel im Osten gereist, Major. Haben Sie jemals Soyoka getroffen?«
    »Gewiß. Und Sie?«
    Er rückte die Zigarrenkiste näher zu Bickerson. Der Inspektor nahm eine Zigarre und brannte sie an. Nachdem er das Feuer sorgsam ausgelöscht und das abgebrannte Ende des Streichholzes in einen kupfernen Aschenbecher geworfen hatte, sagte er bedächtig:
    »Ich habe zwar Mitglieder der Bande gesehen, aber niemals Soyoka selbst. Ich habe sie in der City gesehen. Die Soyoka-Bande ist glatt wie ein Aal, nicht zu fassen! Anders ist es mit den Amateuren; deren Spur haben wir.«
    »Sie haben einige Leute von Soyokas Bande getroffen?« unterbrach Amery höflich. »Das interessiert mich. Wie schauen sie aus?«
    »Sie sehen Ihnen ähnlich - und mir. Ganz gewöhnliche Alltagsmenschen, die man niemals verdächtigen würde, daß sie zur Überfüllung der Nervenheilanstalten beitragen und daß sie unglaubliche Einkommen beziehen. In unserem Land werden wöchentlich dreißigtausend Pfund für Rauschgift ausgegeben - das sind mehr als eineinhalb Millionen im Jahr. Achtzig Prozent davon sind Reinverdienst, und der ganze Handel ist das Monopol einiger weniger Männer. Sie verstehen, Major Amery?«
    Amery bejahte stumm.
    »Das bedeutet«, fuhr der Inspektor fort, »daß es sich auch für gutangesehene Firmen lohnt, dieses Geschäft zu betreiben, denn der Umsatz wächst ständig. Die eineinhalb Millionen dieses Jahres werden sich im nächsten Jahr verdoppelt haben, wenn es uns nicht gelingt, den Mann zu finden, der als Kronzeuge auftritt.« »Mit anderen Worten«, faßte Amery zusammen, »wenn Sie nicht einen wirklich guten ›Verzinker‹ finden, werden Sie Soyoka niemals fassen.«
    »So ist es. Ich glaube kaum, daß es uns noch in diesem Jahr gelingen wird. Vielleicht haben wir aber auch Glück und können die Bande auflösen, wenn wir den Mörder Maurice Tarns finden, mag er weiß oder gelb sein!«
    »Ich begreife. Sie haben immer noch den armen Feng Ho in Verdacht?«
    »Ich habe niemand in Verdacht«, erwiderte der Inspektor abweisend. »Feng Hos Alibi ist in Ordnung.« Er stand auf, um zu gehen. »Sie haben eine tüchtige Sekretärin. Ich wollte in Ihrem Zimmer in aller Ruhe Umschau halten, aber Miss Marlowe wollte nichts davon wissen.«
    »Ist sie auch verdächtigt?«
    Der Inspektor warf vorsichtig die Asche seiner Zigarre in den Kamin.
    »Nein, sie steht nicht unter Verdacht. Mit ihr ist alles in Ordnung, wenn wir nicht. . .«
    »Wenn Sie nicht - was?«
    »Wenn wir nicht nachweisen können, daß sie kurz vor dem Mord in einer Apotheke etwa zwei Unzen Laudanum gekauft hat.«
    »Was sagen Sie da?«
    »Ich meine das Laudanum, das man in der fast leeren Brandy-Flasche festgestellt hat, aus der Maurice Tarn den ganzen Abend getrunken hatte«, berichtete Inspektor Bickerson. »Auf Wiedersehen!«

26
    Elsa hörte Bickerson, eine Melodie summend, den Gang entlang gehen und ahnte nicht, welchen Verdacht dieser Beamte auf sie geworfen hatte.
    Nach der Mittagspause mußte sie gewöhnlich Diktat

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