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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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aufgetaucht. Sehr beunruhigend!
    »Ihr Ton gefällt mir nicht, Bickerson!« sagte er von oben herab. »Wenn Sie denken, daß ich Rauschgift geschmuggelt habe und direkt oder indirekt für Tarns Tod verantwortlich bin, kennen Sie den einfachsten Weg.«
    Bickersons Gesicht war ausdruckslos, und Hallam sah, daß er nicht bereit war, seine Herausforderung anzune hmen.
    »Das ist leicht möglich«, meinte der Inspektor, »aber ich weiß genau, was ich finden werde, wenn ich dieser Angelegenheit auf den Grund gehe. Das Laudanum ist sicher in Ihrem Rezeptbuch auf Tarns Namen eingetragen.« Plötzlich lachte er auf und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich fürchte, Doktor, daß ich Sie belästigt habe, aber dieser Mord und die Rauschgiftbanden machen mich sehr nervös. In einigen Tagen werde ich hoffentlich mehr darüber wissen als jetzt.« Er nahm das Laudanumfläschchen vom Tisch und steckte es wieder in die Tasche.
    Ralf begleitete Bickerson bis zu Tür, dann ließ er sich in einen Sessel fallen und trocknete sich die Stirn. Was war er doch für ein Narr gewesen! Warum hatte er die Flasche nicht mit nach Hause genommen und in den Ofen geworfen! In seiner Angst hatte er eine Dummheit gemacht, die sein Verderben hätte werden können. In einer Beziehung hatte Bickerson recht: in seinem Rezeptbuch in der Half-Moon Street war Maurice Tarn als Empfänger des Laudanums vermerkt. Seltsamerweise war dies ein Akt der Vorsorge gewesen, den er erst nachträglich getroffen hatte, und er dankte der Eingebung, die ihn zur Eintragung dieses gefälschten Rezeptes in ein Buch veranlaßt hatte, das jetzt nur selten benutzt wurde.
    Es dauerte eine Weile, bis Hallam sich wieder gefaßt hatte und in den Salon zurückkehrte. Bei seinem Eintreten schaute Lou ihn besorgt und forschend an, doch sein Gesicht verriet nichts. Elsa spielte Klavier, und Mr. Tupperwill stand neben ihr, um mit seinen dicken Fingern die Notenblätter umzuwenden.
    »Ist etwas los?« fragte Mrs. Hallam leise.
    »Nein«, wehrte Ralf ab, »er wollte mich wegen Tarn sprechen.« Dann schaute er lächelnd auf Tupperwill: »Es sieht beinahe so aus, als ob es ihn schwer gepackt hätte.«
    Mrs. Hallam nickte. »Ihn hat es sicherlich gepackt!«
    »Ein wundervolles Stück, ganz wundervoll!« seufzte Tupperwill, als er zögernd die letzte Seite umwandte.
    »Ach, Friede, Friede!. Das ist das Motto meines Heims und der Grundton meines Lebens. Sogar als Schlüsselwort für meinen Privatsafe habe ich ›Friede‹ gewählt.«
    Tupperwill bemerkte, wie Mrs. Hallams gierige Augen auf ihm ruhten, und wurde unruhig.
    »Singen Sie auch, Miss Marlowe?« fragte er und wandte sich wieder Elsa zu.
    Elsa lachte vergnügt. »Nur hinter verschlossenen Türen!« bekannte sie. »Mit anderen Worten - ich weiß, wie weit ich gehen darf.«
    Mr. Tupperwill seufzte wieder.
    »Das ist sehr schade!« Seine Augen waren voller Bewunderung. »Wirklich sehr schade! Sie könnten gewiß einen großen Zuhörerkreis fesseln! Sie haben große Gaben.«
    »Wie nett, so etwas zu hören!« Elsa bedankte sich belustigt für das Kompliment. »Ich will es als Ausgleich für die vielen weniger schmeichelhaften Dinge annehmen, die ich im Laufe des Tages zu hören bekomme.«
    »Das bedeutet, daß Amery ein ungehobelter Bursche ist!« stellte Hallam fest.
    »Major Amery?« Tupperwill schaute sie erstaunt an. »Sie stehen doch hoffentlich in keiner Verbindung mit Mr. Amery?«
    »Ich arbeite in seinem Büro, wenn Sie das eine Verbindung nennen«, erklärte Elsa etwas verärgert über die versteckte Herabsetzung in Tupperwills Ton. »Sie irren sich, wenn Sie annehmen, daß ich häufig unfreundliche Reden von Major Amery höre«, fuhr sie fort. »Aber wenn alle Geschichten, die von Büromädchen erzählt werden, wahr sind, kann es nur ein großer Vorteil sein, keinen allzu netten Chef zu haben!«
    Mr. Tupperwill nagte an seiner Unterlippe.
    »Das ist wahr«, gab er zu, »das ist sehr wahr! Ich wollte nicht etwa verächtlich über Major Amery sprechen«, verteidigte er sich. »Es wäre sehr unrecht von mir, seine Verdienste zu schmälern.«
    Elsa wechselte schnell das Gesprächsthema, und nach wenigen Minuten saß sie vor einem Kartentisch und wurde in die Geheimnisse des Bridgespiels eingeweiht.
    Um halb elf schaute Mr. Tupperwill nach der Uhr und war über die vorgerückte Zeit ganz erschrocken.
    »Ich fürchte, ich bin zu lange geblieben«, entschuldigte er sich, »doch die Stunden sind nur so verflogen. Mein lieber Hallam, ich

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