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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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danke Ihnen sehr für die Einladung. Würden Sie mir alle die Ehre erweisen, morgen abend zu mir zu kommen und bei mir zu speisen?«
    Ralf nahm die Einladung sofort an. Er begleitete Tupperwill noch zu seinem Wagen, und als er wieder in den Salon kam, hatte Elsa sich bereits zurückgezogen. Mrs. Hallam kauerte auf dem Teppich vor dem Kaminfeuer und rauchte nachdenklich eine Zigarette.
    »Was ist er eigentlich?« erkundigte sie sich.
    »Er ist mein Bankier. Wo ist Elsa?«
    Mrs. Hallam deutete mit dem Kopf auf Elsas Zimmer.
    »Muß ich morgen abend mit zu Tupperwill?« fragte sie unlustig. »Dieser alte Mann ist entsetzlich langweilig. Und du bist ein Esel, wenn du Elsa mitnimmst. Der alte Knabe ist ja ganz verrückt nach ihr!«
    »Das schien mir auch so.« Hallam lachte kurz auf.
    »Er ist doch wohl verheiratet?«
    »Nein, er ist nicht verheiratet. Ein Mann wie er wird auch niemals heiraten.«
    »So? Wirklich?« bemerkte Lou höhnisch. »Tupperwill ist ein Mann, der bis zu seinem sechzigsten Lebensjahr frei und ledig bleibt; dann überreicht er der ersten, besten Tänzerin, die ihm ihre traurige Lebensgeschichte erzählt, seinen Hausschlüssel und seinen Namen. Paß auf deine Elsa auf, mein Junge! - Hat er viel Geld?«
    »Mehr Geld, als alle Tänzerinnen sich träumen lassen!« antwortete Ralf zynisch.
    Lou schaute verstimmt ins Feuer und fragte:
    »Und du, Ralf, bist du reich?«
    Er warf ihr einen schnellen Blick zu.
    »Was meinst du damit?«
    »Das ist doch nicht schwer zu verstehen!« gab Lou ungeduldig zurück. »Also, bist du reich?«
    »Noch nicht so reich, wie ich bald sein werde«, meinte Ralf gelassen. »In einer Woche hoffe ich, um eine Million einhundertvierundsiebzigtausend Dollar reicher zu sein.«
    Das war die Summe, die auf dem kleinen Zettel stand, den er in Tarns Geldschrank gefunden hatte. Das Geld mußte doch irgendwo sein! Er hatte das bestimmte Gefühl, daß es in Paul Amerys Arbeitszimmer versteckt war - er mußte nur eine günstige Gelegenheit abwarten, um danach zu suchen.
    Mrs. Hallam erwiderte nichts, und beide saßen schweigend in ihren Sesseln, bis Lou den Rest ihrer Zigarette ins Feuer warf.
    »Du warst schon immer ein Optimist, sowohl in der Liebe als auch in Geldsachen!« Sie erhob sich. »Aber ich glaube, daß es schwerer sein wird, das Mädchen zu bekommen als das Geld.«
    Elsa hatte ausgezeichnet geschlafen; ihr Frühstück nahm sie allein ein. Mrs. Hallam blieb stets bis Mittag im Bett, und Elsa Marlowe war ganz froh darüber, ungestört zu sein.
    Als sie ins Büro kam und den Deckel ihrer Schreibmaschine abhob, war Major Amery noch nicht erschienen; es war schon fast elf Uhr, als er hereinkam. Gewöhnlich ging er durch einen besonderen Eingang sofort in sein Privatbüro, aber heute kam er durch die allgemeinen Geschäftsräume, und als Elsa aufblickte, um ihm »Guten Morgen!« zu wünschen, hatte sie den Eindruck, daß er sehr müde war.
    »Guten Morgen!« antwortete er kurz, dann war er schon in seinem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
    Wenige Minuten später kam Feng Ho und begrüßte Elsa mit seinem üblichen Grinsen.
    »Ist Major Amery schon da?« erkundigte er sich. Auf Elsas Antwort senkte er seine Stimme:
    »Nächtliche Wanderungen haben meist Verspätung am Morgen zur Folge!«
    Elsa sah ihn scharf an.
    »Mir scheint, daß Sie selbst nächtliche Wanderungen unternommen haben, Feng Ho!« vermutete sie beim Anblick der dunklen Schatten unter seinen Augen.
    Feng Ho blickte unruhig auf die Tür zu Amerys Zimmer.
    Elsa erhob sich:
    »Wollen Sie den Major sprechen?«
    »Nein, Miss«, wehrte der Chinese schnell ab, »nicht eher, bis reife Überlegung den Rest der fantastischen Einbildung ausgelöscht hat.«
    Sein Benehmen schien ein Unbehagen zu verraten, das bei diesem gelassenen Mann ganz ungewöhnlich war. Elsa hatte schon bemerkt, daß Feng Hos Unruhe sich in seiner Sprache ausdrückte. Gewöhnlich sprach er ein tadelloses Englisch, doch wenn ihn etwas bewegte, drückte er seine Gedanken in blumigen Redewendungen aus.
    Plötzlich erklärte er:
    »Ich will doch jetzt mit ihm sprechen. Wenn man Nesseln fest anpackt, zerstört man damit die Kraft des giftigen Stichs.«
    Feng Ho klopfte selbst an Amerys Tür und war schon im Privatbüro, bevor Elsa ihn zurückhalten konnte. Sie hörte Amerys scharfe Stimme, die sehr erzürnt klang, Feng Hos Antworten waren nur ein Gemurmel. Anscheinend sprachen beide chinesisch. Bald übertönte Elsa die Stimmen aber durch das Geklapper

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