029 - Der Unheimliche
Hinter diesem Lächeln steckte eiserne Härte.
Kurz nachdem Elsa sich umgekleidet hatte und in den Salon zurückgekehrt war, kam Mr. Tupperwill. Sein Abenteuer hatte keine Spur hinterlassen, vielleicht war er sogar noch geschwätziger geworden. Seine Augen leuchteten bei Elsas Anblick auf, und er eilte durch das Zimmer, um ihr seine warme, weiche Hand zu reichen.
»Das ist eine wunderbare Überraschung!« rief er begeistert. »Diese Umstände sind für eine schöne Unterhaltung etwas günstiger!«
»Meine Schwägerin kennen Sie«, bemerkte Ralf, und Mrs. Hallam tat so, als ob sie seit langem befreundet seien, und wurde überschwänglich und äußerst lebhaft.
Trotzdem war das Essen ein gesellschaftlicher Mißerfolg. Lou war bis aufs äußerste gelangweilt, und Elsa war abgespannt, denn ihre Unruhe nahm zu. Der einzige, der mit den Umständen ganz zufrieden schien, war Mr. Tupperwill. Er ließ sich weitschweifig über sein Lieblingsthema, die Ableitung der englischen Sprache, aus und hätte seine philologischen Erkenntnisse wohl bis zum Ende des Abends fortgesetzt, wenn Ralf ihn nicht auf ein weniger harmloses Thema gebracht hätte.
»Nein, die Polizei hat nichts herausgefunden«, bestätigte Mr. Tupperwill und schüttelte traurig den Kopf. »Ich habe mich geärgert, daß die Polizei überhaupt davon erfahren hat, und ich kann mir nicht erklären, woher sie es weiß, es sei denn, Major Amery hat es gemeldet. Denn daß Sie es getan haben, lieber Hallam, glaube ich kaum.«
»Selbstverständlich habe ich es gemeldet«, versetzte Ralf ohne Zögern, und Mr. Tupperwill schien enttäuscht. »Es war meine Pflicht. Ich nehme an, daß Bickerson Sie aufgesucht hat?«
»Er war zweimal bei mir«, erzählte Mr. Tupperwill. »Ein netter Mann, aber sehr, sehr neugierig. Übrigens«, er senkte seine Stimme, beugte sich zu Ralf hinüber, und sein Ton wurde vertraulich und für die anderen nicht verständlich, »was Sie erwartet haben, ist eingetroffen. Eine gewisse Person hat ihr Konto geschlossen!«
Ralf schaute, zur Vorsicht mahnend, auf Elsa, und Mr. Tupperwill verriet eine gewisse Verlegenheit.
»So, hat er! Ich sagte es ihnen ja, Tupperwill. Ich hätte darauf wetten können!«
»Sprechen wir später über diese Angelegenheit«, erklärte er dann, und seine Blicke waren noch immer auf Elsa geheftet.
Die Gelegenheit kam, als Mrs. Hallam Elsa die Fotos ihrer preisgekrönten Hunde zeigen wollte.
»Sie sagen, er hat sein Konto geschlossen und die Kassette abgeholt?«
Tupperwill nickte. »Das ist das erste und letzte Mal, daß ich mich schuldig gemacht habe, über Bankangelegenheiten mit jemand zu sprechen, selbst wenn er mein bester Freund ist!« beteuerte er. »Ohne mich Ihrer Ansicht anzuschließen, daß Amery irgend etwas mit dem Überfall zu tun hatte, bin ich zu der Erkenntnis gekommen, daß ein Geschäftsmann seine Zunge hüten sollte.« Er verkündete das, als ob er eine große Entdeckung gemacht hätte, und beobachtete den Eindruck, den seine Weisheit machte. »Ja, Amery hat ohne irgendeine Erklärung sein Konto geschlossen, und ich bin sehr froh darüber. Sie können sich nicht vorstellen, wie mich der Gedanke geplagt hat, daß die Stebbings-Bank das Konto eines Mannes führte, der zwar allem Anschein nach ein hochangesehenes Mitglied der Gesellschaft ist - der aber vielleicht, ich betone, vielleicht, direkt oder indirekt mit einem Unternehmen verbunden ist, das möglicherweise von meinen Direktoren mit Mißfallen angesehen werden könnte.«
Nachdem Mr. Tupperwill seine Meinung ausgesprochen hatte, machte er eine Handbewegung, als wenn er das Thema fallenlassen wollte. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und Lou kam herein. Ralf Hallam sah an ihrem Gesicht, daß etwas Unangenehmes vorgefallen war.
»Ein Herr ist da, Ralf. Er sagte, er möchte dich allem sprechen.«
»Wer ist es?«
»Mr. Bickerson.«
Die beiden Männer wechselten einen Blick.
»Will er Dr. Hallam oder mich sprechen?« fragte Tupperwill.
»Nein, er will Ralf sprechen. Mr. Tupperwill, vielleicht kommen Sie mit und schauen sich meine Fotografien an?«
Der Bankier war anscheinend froh, einen Vorwand zu haben, um sich Elsa wieder nähern zu können. Er hatte schon während der Mahlzeit verstohlene und bewundernde Blicke auf die junge Dame geworfen, und in seiner Hast verließ er noch vor der Gastgeberin das Zimmer. Einige Augenblicke darauf trat Bickerson ein und schloß die Tür hinter sich.
Hallam stand auf:
»Wollen Sie mich in
Weitere Kostenlose Bücher