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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ihrer Schreibmaschine, sie war nicht neugierig und wollte nicht lauschen. Obschon sie sich darüber wunderte, womit der Chinese den Zorn seines Herrn heraufbeschworen hatte, lag ihr doch nicht viel daran, es zu erfahren.
    Es dauerte genau eine halbe Stunde, bis Feng Ho wieder herauskam. Sein Gesicht strahlte, und mit einer graziösen Verbeugung verschwand er in seinem Büro. Amery läutete, und Elsa fand ihn nachdenklich und - wie ihr schien - sogar niedergeschlagen vor seinem Schreibtisch. Als sie eintrat, blickte er schnell hoch und sagte brüsk:
    »Ich halte es für besser, wenn Sie vorläufig bei Mrs. Hallam bleiben. Sie ist zwar eine Kleptomanin, aber sie wird Sie nicht bestehlen!«
    »Major Amery!« rief Elsa verblüfft aus.
    »Ich will nichts gegen diese Frau sagen«, fuhr er fort, ohne ihr Erstaunen und ihren Unwillen zu beachten. »Mrs. Hallam wird Sie bei sich behalten, solange Sie wollen. Am besten packen Sie Ihre Sachen zusammen und richten sich auf ein bis zwei Wochen ein. Danach wird alles in Ordnung sein.«
    Elsa schnappte nach Luft.
    »Ich kann Sie wirklich nicht verstehen. Mrs. Trene Hallam war sehr freundlich ...«
    Er unterbrach sie mit einer ungeduldigen Handbewegung.
    »Kümmern Sie sich nicht um Mrs. Hallam, sie ist ohne Bedeutung. Und Ralf - ich glaube, auch über ihn brauchen Sie sich nicht zu beunruhigen.«
    »Dr. Hallam ist ein guter alter Freund von mir«, erklärte sie, fand aber selbst, daß ihr Versuch, würdig zu erscheinen, nicht ganz geglückt war.
    Amerys müde Augen schauten ihr forschend ins Gesicht.
    »Ein sehr guter Freund? Nun ja - jedenfalls brauchen Sie sich über ihn nicht zu beunruhigen«, wiederholte er. Dann fügte er hinzu: »Ich möchte gern, daß Sie etwas für mich tun.«
    Elsa wartete, wahrend der Major zum Schreibtisch ging, einen Briefbogen nahm und schnell zu schreiben begann. Sie zählte sieben acht, neun Zeilen. Dann unterzeichnete er mit Schwung, steckte den Brief in einen Umschlag und verschloß die Rückseite mit einer Siegelmarke. Auf den Umschlag schrieb er einen Namen und gab ihn ihr. Zu Elsas Erstaunen war er an Dr. Ralf Hallam adressiert und trug den Vermerk »Persönlich«.
    »Ich möchte, daß Sie diesen Brief so aufbewahren, daß Sie ihn zu jeder Tages- und Nachtstunde griffbereit haben«, bat er nachdrücklich. »Vielleicht ist Hallam nicht so schlecht, wie ich denke - ich müßte mich aber sehr täuschen, wenn er besser ist. Bewahren Sie den Brief also sorgfältig auf - Sie müssen ihn stets bei der Hand haben!« befahl Amery, und seine alte Gereiztheit schien wiederzukehren. »Falls Hallam Schwierigkeiten macht oder Sie in eine Lage kommen, in der Sie sich nicht zu helfen wissen, geben Sie ihm diesen Brief!«
    Elsa drehte den Brief unentschlossen in ihrer Hand:
    »Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie sprechen, Major Amery. Was für eine Situation sollte das wohl sein?«
    »Tragen Sie ihn tagsüber in Ihrer Handtasche, und nachts legen Sie ihn unter das Kopfkissen! Wenn Hallam jemals vergessen sollte, was Ihnen zusteht - ich will es klar ausdrücken -, wenn Sie jemals Furcht vor ihm empfinden, geben Sie ihm den Brief!«
    Elsa schüttelte lächelnd den Kopf und hielt Amery den Umschlag hin.
    »Ich werde ihn nicht brauchen«, versicherte sie. »Ich sagte Ihnen doch Dr. Hallam und ich sind alte Freunde, und er war auch der Freund Maurice Tarns.«
    »Ich hatte Sie gebeten, etwas für mich zu tun«, unterbrach er sie ärgerlich, »das ist alles. Ich bin nicht gewohnt, um etwas zu bitten, aber ich will meine Grundsätze brechen - ich bitte Sie also noch einmal: Bewahren Sie den Brief auf, und benutzen Sie ihn im Notfall! Wollen Sie das tun?«
    Sie zögerte einen Augenblick und entgegnete dann etwas widerstrebend:
    »Ich glaube zwar, daß das ganz unnötig ist, und ich finde es auch sehr geheimnisvoll, aber wenn Sie es durchaus wünschen, werde ich es tun.«
    »Gut!« rief Amery lebhaft. »Und nun wollen wir einen Brief an unsere amerikanischen Freunde bei der Polizei in Cleveland schreiben. Ich möchte etwas über einen Herrn erfahren, der augenblicklich in Not ist.«
    Er begann zu diktieren:
›An John L. Territet, Polizeipräsident, Cleveland, Ohio.
    Sehr geehrter Herr! Gestern habe ich Sie durch Kabel gebeten, mir mitzuteilen, ob Philipp Moropoulos. . .‹
    Elsa schaute erstaunt auf.
    »Der Name kommt mir bekannt vor. Ist das nicht der Mann, der in Verbindung mit dem Rauschgiftschmuggel festgenommen wurde? Ich las darüber in der Zeitung.« Amery nickte

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