029 - Hexenjäger aus dem Gestern
Tony Ballard. Ich möchte zu Mr. Jack Crawford.«
»Ah, Mr. Ballard, treten Sie näher. Wie war der Flug?«
»Ausgezeichnet. Sind Sie Jack Crawford?«
»Nein, mein Name ist Chuck Farda. Verzeihen Sie, daß ich die Sonnenbrille nicht abnehme. Eine Bindehautentzündung…«
»Schlimme Sache. Waren Sie schon beim Arzt?«
»Ja, ich sollte meine Augen schonen. Aber wer hat schon die Zeit, sich in ein verdunkeltes Zimmer zu legen und andere die Arbeit tun zu lassen?«
Ich betrat einen großzügigen Raum mit Einbauschränken, und irgend etwas irritierte mich. Ich kam nicht darauf, was es war, aber es rief in mir ein leichtes Unbehagen hervor.
Chuck Farda wies auf eine lederne Sitzgruppe und bot mir Platz an. Ich setzte mich mit der Bemerkung, daß ich nicht viel Zeit hätte.
Eigentlich war ich nur hier, weil ich es Tucker Peckinpah versprochen hatte.
Wenn ich geahnt hätte, daß ich Jack Crawford in seinem Büro gar nicht antreffen würde, hätte ich den Umweg bleiben lassen und wäre auf direktem Wege zu Frank Esslins Haus gefahren.
»Ich bin Mr. Crawfords Assistent«, sagte Farda. »Und Sie sind ein Mann, der mit Geistern und Dämonen fertig wird. Ehrlich gesagt, ich habe Sie mir anders vorgestellt.«
»Wie – anders?«
Farda zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Größer, vierschrötiger, mit einem grimmigen Gesicht, scharf hervorspringenden Wangenknochen.«
Ich schmunzelte. »Muß ein Mann, der Monster bekämpft, auch selbst eins sein?«
»Natürlich nicht. Ich habe übrigens in Mr. Crawfords Auftrag Frank Esslins Haus observiert. Ihr ehemaliger Freund empfing da hohen Besuch.«
»Tatsächlich? Davon weiß ich nichts. Wen?«
»Yora.«
Ich schluckte überrascht. »Haben Sie das Mädchen gesehen?«
Er nickte. »Rothaarig, grünäugig, eine umwerfende Schönheit.«
»Sie ist ebenso gefährlich wie schön«, sagte ich mit schmalen Augen. Die Geschichte gefiel mir nicht. Yora und Frank Esslin. Eine neue schwarze Verbindung?
Mein Optimismus schrumpfte ein wenig zusammen. Mit Frank Esslin hatte ich keine ernstlichen Schwierigkeiten erwartet. Ihm fühlte ich mich überlegen. Er war nur ein Mensch, der auf der falschen Seite stand.
Bei Yora verhielt sich das anders. Sie war eine Dämonin, der man mit großer Vorsicht begegnen mußte.
»Was wollte Yora von Frank Esslin?« fragte ich.
»Ich habe das Gespräch der beiden belauscht«, berichtete Farda.
»Sie haben sich zusammengetan.«
Genau das hatte ich befürchtet. Frank Esslin, der Söldner der Hölle, hatte wieder einen dämonischen Partner. Früher war es Rufus gewesen. Jetzt war es Yora.
»Verdammt«, sagte ich, und Chuck Farda lächelte.
»Wenn Sie wollen, begleite ich Sie zu Esslins Haus, Mr. Ballard.«
»Ich bin Ihnen für Ihr Angebot sehr dankbar, nehme es aber lieber nicht an.«
»Und weshalb nicht?«
»Sie wissen nicht, wieviel Glück Sie in der vergangenen Nacht hatten, Mr. Farda. Wenn Yora Sie erwischt hätte, würden Sie jetzt mit Sicherheit als Zombie durch die Gegend laufen. Die Totenpriesterin hätte Ihnen Ihre Seele aus dem Leib geschnitten. Ich hab’ das schon mal erlebt, drüben in England. Die Seelen der unglücklichen Opfer wurden vom Höllenfeuer gefressen, das in Yoras Krematorium brannte. Es ist besser, ich stürze mich allein in dieses Abenteuer.«
»Wie Sie wollen«, erwiderte Farda.
Ich erhob mich, und plötzlich wußte ich, was mich in diesem Raum irritierte. Der Geruch war es. Ein süßlicher Geruch. Sehr oft war ich ihm begegnet.
Es roch in diesem Raum nach… Blut!
***
Sofort schaltete sich in mir die oberste Alarmstufe ein. Niemand im Vorzimmer… Hatte Chuck Farda die Sekretärin, die für gewöhnlich tagsüber dort saß, fortgeschickt, um mit mir allein zu sein?
Jack Crawford nicht in seinem Büro… War es sein Blut, das ich hier drinnen roch?
Ich gebe zu, es waren verrückte Gedanken, die mir in diesem Moment durch den Kopf gingen. Ich hatte keine Veranlassung, Chuck Farda in irgendeiner Weise zu verdächtigen.
Oder etwa doch?
Hatte er mir die Wahrheit erzählt? War er in der vergangenen Nacht unentdeckt geblieben? Wenn nicht… wenn ihn das Mädchen mit dem Seelendolch erwischt hatte, dann hatte ich es hier mit einem Zombie zu tun, mit einem Körper ohne Seele, mit einem lebenden Leichnam!
Trug er deshalb die Sonnenbrille? Sollte mir der glanzlose Blick seiner toten Augen nicht auffallen? Wenn er es so eingerichtet hatte, daß er mit mir allein war, dann befand ich mich in Gefahr.
Denn Yora
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