0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei
unterbrach mich. »Dann kann ich ja den Brief wie die anderen in den Papierkorb werfen«, sagte er und wollte sich schon erheben.
»Den Brief möchte ich gerne behalten, als Indiz«, widersprach ich. »Außerdem werden wir Sie in den nächsten Tagen überwachen. Das heißt, wenn Sie damit einverstanden sind, Mr. Smith. Ich möchte kein Risiko eingehen, falls uns doch ein Gangster entkommen sein sollte.«
Phil kam wieder in das Office zurück. »Und?«, fragte ich gespannt.
»Nur eine Sorte Prints, die aber von Mr. Smith zu stammen scheinen. Wir werden das noch prüfen, wenn wir von Ihnen die Abdrücke abgenommen haben«, wandte er sich an den Millionär und hielt ihm ein Stempelkissen und ein Blatt weißes Papier hin.
Ich hatte eigentlich nichts anderes erwartet, denn die Gangster, die wir unschädlich gemacht hatten, hatten ihr Geschäft gründlich verstanden. Sehr gründlich.
»Nach dem, was Sie mir erzählen, halte ich es für überflüssig, dass Sie mich überwachen lassen«, sagte Smith und drückte seinen angeschwärzten Daumen auf das Papier. »Wenn die Gangster unschädlich gemacht worden sind, dann ist das doch nicht notwendig.«
»Sicher ist sicher«, gab ich zu bedenken. »Ich glaube zwar auch nicht, dass Ihnen noch weitere Gefahr droht, sondern, dass der Spuk der Gangster zu Ende ist.«
Darin sollte ich mich aber gründlich verrechnet haben.
Das Verteufelte an der Geschichte war nur, dass vorher erst ein Mann sterben musste, der - wie ich - die Gangster unterschätzt hatte.
***
Dieser Mann hieß Nick Martin!
Ich erfuhr es von dem Lieutenant der City Police, der uns sofort benachrichtigt hatte, nachdem man den Mann gefunden hatte. Nick Martin stellte sich uns nicht vor. Das konnte er nicht mehr.
Nick Martin war tot!
Er lag noch so da, wie man ihn gefunden hatte. Seine Leiche war mit einer Decke verhüllt, denn sein Kopf bot einen Anblick, den man ohne Schaudern nicht ansehen konnte. Die beiden Kugeln, die der Mörder abgefeuert hatte, hatten ihr Ziel nur zu gut getroffen.
»Wir haben Sie auf den Wunsch von Mrs. Martin verständigt«, erklärte mir der Lieutenant. »Sie gab an, dass ihr Mann«, dabei deutete er auf die verkrümmte Gestalt unter der Decke, »erpresst worden war und dass die Erpresser ihn erschossen haben, als er die geforderte Summe nicht bezahlte. Nick Martin wurde beim Verlassen des Hauses von einem Maskierten getötet.«
»Woher wissen Sie das?«, erkundigte ich mich. »Die Frau des Ermordeten hatte ihrem Mann vom Fenster aus nachgeschaut. Sie sah den Mörder hinter dieser Mauer auftauchen und musste zusehen, wie er…«
»Verdammt scheußlich«, murmelte ich. »Wo ist die Frau jetzt?«
Der Lieutenant deutete auf die Villa. »Sie ist im Haus«, sagte er. »Unser Doktor ist bei ihr und gibt ihr ’ne Spritze zur Beruhigung. Sie ist völlig fertig mit den Nerven.«
»Das kann ich mir vorstellen«, räumte ich ein und sah im Geiste die Frau, wie sie am Fenster stand und ihrem Mann zuwinkte.
»Haben Sie sonst etwas ermitteln können?«, fragte ich den Lieutenant.
»Wir haben einige Leute aufgegabelt, die den Maskierten gesehen haben«, berichtete er. »Übereinstimmend sagten sie alle aus, dass der Mörder in einen bereitstehenden Wagen gesprungen ist, nachdem er die tödlichen Schüsse abgegeben hatte. Einige sagten, dass es ein schwarzer Mercury gewesen sein soll, andere wollen einen dunkelgrauen Chrysler erkannt haben. Eine Frau beschreibt den Wagen sogar als ein rotes Ford Modell.«
»Immer dasselbe«, unterbrach ich ihn. »Auf diese Zeugenaussagen kann man in den seltensten Fällen etwas geben. Die Autonummer hat natürlich kein Mensch notiert?«
»Keiner«, bestätigte der Lieutenant. »Dafür haben wir die leeren Patronenhülsen gefunden, die gleich neben dem Ermordeten lagen. Der Mörder hat wahrscheinlich keine Zeit gefunden, sie noch einzusammeln.«
»Geben Sie mir die Hülsen!«, forderte ich den Lieutenant auf. »Unsere Ballistiker können sich damit beschäftigen.«
»Glauben Sie nicht, dass unsere Spezialisten von der City Police das auch können?«, fragte der Lieutenant leicht pikiert.
»Aber sicher. Das sollte kein Werturteil sein. Da es sich aber um einen FBI-Fall handelt, möchte ich die Unterlagen gerne von unseren Leuten durchführen lassen.«
»Okay«, brummte der Polizeioffizier etwas besänftigt. »Die ärztliche Untersuchung werden wir allerdings wohl besser bis zum Ende durchführen!«
»Selbstverständlich«, gab ich zurück. »Sie
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