0293 - Sie schmuggelten den lautlosen Tod
bildete mir ein, sein Gesicht hinter den Scheiben eines vorbeifahrenden Autos zu sehen, und einige Male sprang ich von dem Tisch eines Cafés auf, stieß die Leute zur Seite und rannte einem Passanten nach, den ich für Tower gehalten hatte, und der es dann nicht war. Es gab Ärger mit den Kellnern, die glaubten, ich wollte sie um die Zeche prellen und mir nachsausten. Ich gewöhnte mir an, was ich bestellte, sofort zu bezahlen.
Verrückt machte mich die Gewissheit, dass ich unter Zeitdruck stand. Nad Tower hatte nur einmal davon gesprochen, wann das große Geschäft steigen sollte, und damals hatte er unbestimmt von vierzehn Tagen oder drei Wochen geredet, aber die Frist von vierzehn Tagen war nahezu verstrichen.
Ich telefonierte einige Male mit Phil. In Tucson war alles ruhig. Von Fat und seinen Gorillas fehlte jede Spur.
Am sechsten Tag meines Aufenthaltes in Nogales saß ich am Nachmittag auf der Terrasse eines Cafés. Um mich quirlten die Touristen, die lachend ihre ersten mexikanischen Tortillas probierten und sich in sämtlichen Dialekten der Vereinigten Staaten über den Verlauf und den Fortgang ihrer Reise lautstark unterhielten.
***
Plötzlich fühlte ich einen fast elektrischen Schlage Aus einem Wagen, der am Straßenrand stoppte, stieg ein Mann, der den linken Arm in einer Binde trug. Der Wagen, ein Taxi, fuhr weiter, nachdem der Mann ein paar Scheine in die Hand gedrückt hatte. Trotz des tief in das Gesicht gezogenen Hutes erkannte ich Nad Tower.
Ich sprang auf, drängte mich durch die Touristen und hatte eine entsetzliche Angst, Tower im Strom der Passanten aus den Augen zu verlieren. Der Gangster ging die Straße hinunter.
Ich stieß und drängelte mich durch die Menge. Ein Kerl mit schwarzen Schmachtlocken versperrte mir den Weg.
»Senhor, wollen Sie sehr interessantes Nachtlokal kennenlernen«, flüsterte er.
Ich räumte ihn mit einem Rippenstoß aus dem Weg, stürmte weiter und musste feststellen, dass Tower wie vom Erdboden verschwunden war.
Ich sah mich um, ob er in eines der Häuser gegangen sein konnte. Das Haus, vor dem ich stand, war ein Apartmenthaus. Ein Schild über dem Eingang versprach auf englisch: Wohnungen mit Bad und allem amerikanischen Komfort.
Ich betrat den Bau. Im Flur saß in einer Art Portierloge der Hausmeister und las eine Zeitung.
Er ließ das Blatt bei meinem Anblick sinken.
»Wollen Wohnung mieten, Mister?«, fragte er in einem grausamen Englisch.
Ich schob eine Fünfdollarnote über den Tisch.
»Nein, aber ich glaube, in diesem Haus wohnt ein Freund von mir. Er trägt einen Arm in der Binde.«
Die Fünfdollarnote verschwand wie weggezaubert.
»O yes, Mister, Senhor hatte Auto-Unfall, Appartement 43 b, vierte Etage. Bitte, benutzen Sie Aufzug!«
Ich fuhr in dem Lift zur vierten Etage hoch. Eine der weißen Türen zeigte in Messingziffern die Bezeichnung 43 b. Ich drückte den Klingelknopf.
Nicht Tower öffnete, sondern Stan Lawell. Sein dunkles Gesicht erstarrte bei meinem Anblick. Seine Hand flog hoch, aber ich hatte die Hand rascher in den Ausschnitt der Jacke versenkt.
»Vorsicht, Stan!«, warnte ich. »Hier eine Schießerei zu veranstalten, wäre, finde ich, eine miserable Idee.«
Von innen rief Tower: »Warum kommt ihr nicht rein?«
Ich stieß Lawell vor die Brust, sodass er in die kleine Diele stolperte. Im gleichen Augenblick teilte sich der Vorhang, der die Diele vom Wohnraum trennte und Tower tauchte auf. Er reagierte ausgesprochen unfreundlich auf meinen Anblick. Genau wie Stawell versuchte er seine Pistole in die Finger zu bekommen, und mir blieb nichts anderes übrig, als die Raleigh zu ziehen. Ich hatte sie zu schnell in der Hand, als dass für Tower die Fortsetzung seines Bemühens nicht reiner Selbstmord gewesen wäre. Er ließ die Hand sinken.
»Zum Henker«, schimpfte ich, »eure Art, alte Freunde zu begrüßen steht auch nicht im Handbuch der Höflichkeit verzeichnet. Besser, ihr dreht euch um, nehmt die Hände über den Kopf und marschiert vor mir her in das Wohnzimmer.«
Sie wechselten einen Blick, Tower biss sich auf die Lippen.
»Ich kann den Arm nicht hochnehmen«, knurrte er.
»Eine Hand genügt mir«, grinste ich. »Soweit ich weiß, bist du kein Linkshänder.«
Stawell und sein Chef gehorchten. Ich folgte ihnen rasch durch den Vorhang.
Der Raum dahinter war hell, ziemlich groß und mit einigen Standardmöbeln eingerichtet.
»Ihr könnt euch umdrehen«, erlaubte ich.
Tower maß mich mit einem finsteren Blick.
»Das
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