0294 - Die Nacht der bestellten Morde
Unter Umständen kann dieser Hinweis für uns sehr wichtig sein.«
***
Nach dem Lunch erschien Phil mit einer Liste im Office. »Ich habe hier eine Aufstellung aller Hehler im Großraum New York, die so finanzkräftig sind, daß sie für den Ankauf des Bondoza-Schmucks in Frage kommen. Es sind sechs uns hinreichend bekannte Burschen, alle wohnhaft in Manhattan.«
»Woraus bestand die Schmucksendung eigentlich?«
»Es waren fünf mit Edelsteinen versehene Ketten. Jede etwa 180 000 Dollar wert. Wenn Banter also eine für den halben Preis verkloppt, müßte der Hehler immer noch 90 000 Bucks lockermachen. Und darauf beruht mein Plan.«
Ich erriet Phils Vorhaben. »Du meinst, Phil, 90 000 Dollar hat niemand im Haus. Jeder der sechs Hehler soll beschattet werden. Und derjenige, der demnächst eine Summe in dieser Höhe oder mehr von seiner Bank abhebt, der käme für den Ankauf in Frage.«
Phil nickte. »Ich weiß, es hört sich reichlich fantastisch an, und die Chancen stehen 1:1000 gegen uns. Aber versuchen könnte man es.«
»Kein Geldinstitut wird das Bankgeheimnis lüften.«
»Ist auch nicht nötig, Jerry. Bei Hehlergeschäften ist Bargeld erforderlich. Also wird der Hehler wohl oder übel zur Bank gehen und Geld abheben müssen. Wenn wir das beobachtet haben, nehmen wir den Hehler ins Verhör. Unter Umständen ergibt sich dabei ein Hinweis auf Banters Aufenthaltsort.«
»Eine mühsame Sache, Phil.«
»Ohne Kleinarbeit geht es nun mal nicht, Jerry.«
Noch am frühen Nachmittag besprach Phil seinen Plan mit Mr. High. Der Chef zeigte sich ebenfalls skeptisch, gab aber seine Einwilligung. Zwölf Kollegen lösten sich von Stund an bei der Beschattung der Hehler ab.
Phil war mit dieser Aktion sehr beschäftigt und nicht anwesend, als nachmittags um vier mein Telefon klingelte.
Es war Gloria Banter. Ihre Stimme klang aufgeregt. »Man hat versucht, uns zu ermorden, Mr. Cotton! Nur einem Zufall haben wir es zu verdanken…«
»Nun mal langsam, Miß Banter!« unterbrach ich sie. »Wer wollte Sie umbringen?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, woher der Tomatensaft in Wirklichkeit stammt. Aber er ist vergiftet, sonst wäre Mollie nicht sofort gestorben. Sie hat nur ganz wenig aufgeleckt. Furchtbare Krämpfe hat sie bekommen und ist…«
»Wer ist Mollie?«
»Mollie? Ach so, das ist unsere Katze gewesen.«
»Und woher kam der Tomatensaft?«
»Das weiß ich nicht. Er kam als Reklamesendung mit der Post. Auf dem Begleitschreiben stand irgendeine Firma. Ich weiß es nicht mehr.«
»Schauen Sie nach!«
»Das geht nicht. Ich habe das Schreiben im Kamin verbrannt.«
»Ich komme zu Ihnen«, sagte ich und legte auf.
***
Gloria Banter zeigte sich sehr aufgeregt, war aber keineswegs blaß. Ihr Vater hockte apathisch in einem Sessel des Kaminzimmers und sagte kein Wort.
Die junge Frau zeigte mir die Katze. Es war ein großes graues Tier mit wolligem Fell. »Wir haben sie seit vier Jahren, Mr. Cotton.« Gloria versuchte ein Schluchzen. »Ein so gräßlicher Tod…«
Sie brach ab, wischte sich mit dem Taschentuch über die trockenen Augen und zeigte mir dann die Flasche.
Sie war sechseckig, hatte die Größe einer Bierflasche, trug keinerlei Beschriftung und war mit einem Blechdeckel verschlossen gewesen. Etwa bis zur Hälfte war die Flasche mit einer roten Flüssigkeit gefüllt.
Ich roch daran. Es schien tatsächlich Tomatensaft zu sein. »Erzählen Sie jetzt der Reihe nach alles, was mit der Flasche zusammenhängt, Miß Banter!«
»Bei der Morgenpost befand sich ein kleiner weißer Karton, Mr. Cotton. Ich hielt es für eine Haushaltssendung, öffnete ihn, ohne auf die Beschriftung zu achten, und fand die Flasche nebst einem Begleitschreiben.«
»Wie sah es aus?«
»Es war ein dreimal gefalteter Bogen irgendeiner bekannten Feinkostfirma. An den Namen kann ich mich wirklich nicht entsinnen.«
»Ein bedruckter Bogen?«
»Ja, bedruckt. Darauf stand, daß es sich um einen neuartigen Tomatensaft handle, der bei einer Reihe von Verbrauchern getestet werden solle. Beigefügt war ein Kärtchen mit der Adresse der Firma. Der Verbraucher wurde gebeten, den Tomatensaft zu probieren und sein Urteil über Geschmack und so weiter auf das Kärtchen zu schreiben und an die Firma zu schicken. Ich wußte genau, daß ich dieser Aufforderung nicht nachkommen würde. Deshalb warf ich Karton, Begleitschreiben und Kärtchen ins Feuer. Den Tomatensaft wollte ich weggießen, denn…«
»Warum denn das?«
»Ich will es
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