0294 - Die Nacht der bestellten Morde
und begann an der Stelle, wo der Gips neu war.
Es dauerte nicht lange, bis Phil auf einen altmodischen, völlig in Gips gebetteten Damenschuh stieß. In dem Schuh steckte ein Fuß.
***
Es war ein grausiger Fund.
Wir ließen den Block ins FBI-Laboratorium transportieren und sorgfältig untersuchen.
Ein Dutzend unserer Wissenschaftler war bis zum späten Abend beschäftigt. Dann legte man uns das Ergebnis vor.
In dem Gipsblock lag die Leiche einer etwa 20jährigen Frau. Sie trug Kleidungsstücke, wie sie etwa 1936 modern gewesen waren.
Der Leichnam war gut genug erhalten, um schwere Verletzungen an .ihm feststellen zu können. Verletzungen, die wahrscheinlich auf Mißhandlungen zurückzuführen waren: Knochenbrüche, Kiefern Verletzungen, ausgeschlagene Zähne und Ähnliches.
»Für uns gibt es keinen Zweifel, daß es sich um Maybelline Stretcher handelt«, sagte ich zu Mr. High. »Die ehemalige Freundin Henry Bondozas wurde so schwer mißhandelt, daß sie daran starb. Ihr Mörder wollte die Leiche auf Nimmerwiedersehen verschwinden lassen. Beinahe wäre ihm das auch gelungen.«
»Die Frau wurde zu einem Zeitpunkt umgebracht, als sich Bondoza noch auf freiem Fuß befand?«
Ich nickte. »Alles deutet darauf hin, daß Bondoza der Täter ist, Chef. Sicherlich wird es sich so abgespielt haben: Bondoza raubte den Schmuck, versteckte ihn in dem Kellerraum in der Mauer, bekam aus irgendeinem Grund Streit mit seiner Freundin, brachte sie um, ließ sie verschwinden, entwischte dann nach Chicago und wurde dort von Sammy Palmer erwischt.«
»Niemand außer ihm wußte von dem Versteck des Schmucks«, fuhr Phil fort. »Bondoza hielt den Mund und wahrte sein Geheimnis bis zu seiner Entlassung. Während der 22 Jahre lebte eine alte Frau in seiner Wohnung, die vor ungefähr vier Wochen starb. Ihr war im Keller nichts aufgefallen. Der neue Mieter aber, Benjamin Quartor, entdeckte durch Zufall die Leiche. Die neuen Ziegelsteine und der neue Gips beweisen das. Er ging nicht zur Polizei, sondern erkundigte sich nach ehemaligen Mietern der Wohnung. Dabei stieß er auf Bondoza und sein Verbrechen. Aus den Zeitungen erfuhr Quartor, daß Bondoza entlassen werden sollte. Als dies geschehen war, rückte er dem ehemaligen Sträfling auf die Pelle, bedrohte ihn und versuchte, das Versteck des Schmucks von ihm zu erfahren.«
»Das hieße aber, daß Bondoza für Quartors Ermordung verantwortlich sei«, warf Mr. High ein.
»Nicht unbedingt«, widersprach ich. »Nehmen wir folgendes an: Thomas Banter hat von Quartors Besuch bei Bondoza erfahren und fürchtet, daß Quartor ihm zuvorkommt. Folglich bringt er ihn um. Fraglich ist nur, ob Quartor das Geheimnis herausgepreßt und den Schmuck selbst gefunden hat. Dann hätte Banter den Schmuck erst nach Quartors Ermordung in die Hände bekommen. Es ist aber auch möglich, daß Banter Quartor umgebracht hat, um ungehindert in den Keller zu gelangen. Entweder hat er von Bondoza, bevor er ihn umbrachte, das Versteck erfahren, oder er ging klüger vor als Quartor, suchte im Keller und fand den Hohlraum in der Wand.«
»Es dürfte jetzt jedenfalls sicher sein, daß Banter den Schmuck besitzt. Und auf sein Konto kommen die Morde an Bondoza, Toonish und Quartor.«
»Ich verstehe nur eins nicht, Phil«, sage ich zu meinem Freund, »Banter hat Bondozas Leiche so versteckt, daß wir sie bis heute nicht gefunden haben. Toonish und Quartor dagegen läßt er am Tatort zurück.«
»Wahrscheinlich ist es richtig, wenn wir annehmen, daß Banter Bondozas Leiche erst noch durchsuchen wollte, bevor wir sie in die Hände bekommen. Dann hat er sie sicherlich in den Hudson oder in den East River geworfen. Und da kann es Wochen dauern, bis sie gefunden wird.«
»Hat man eigentlich an Quartors Leiche etwas Auffälliges festgestellt?« fragte ich.
Phil war über das Untersuchungsergebnis unterrichtet. »An seinen Kleidern fanden sich geringfügige Spuren von Kohlenstaub.«
»Das könnte heißen, er war dann kurz vor seiner Ermordung im Keller, oder er wurde dort ermordet, als er Banter bei der Suche nach dem Schmuck überraschte.«
***
Am nächsten Morgen rief ein Sergeant der City Police an.
»Sie wissen doch von der Großfahndung nach Thomas Banter«, sagte der Cop.
»Ich habe sie selbst eingeleitet«, erwiderte ich.
»Ich habe Banter vor etwa fünf Minuten gesehen…«
»Wo sind Sie?«
»In einem Drugstore in der 11th Street. Ich sah Banter, als er durch den Haupteingang des Kaufhauses Rembler and Meyr
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