0295 - Der Schädel des Zauberers
vorzubereiten.
***
Sie brauchten geraume Zeit, um all das zu bekommen, was sie benötigten. Am schwierigsten war es, an einen Hubschrauber zu kommen. Normalerweise gibt es keinen Flughafen, an dem sich nicht irgendein Charter-Unternehmen ansässig gemacht hat, das Helikopter oder kleine Flugzeuge zur Verfügung hat. In Manaus war das auch nicht anders. Aber niemand zeigte sonderliches Interesse, ohne exakte Kurs- und Zielvorgabe den Rio Negro abzufliegen. »Sie müssen uns schon klar sagen, wohin Sie genau wollen, Señor«, hieß es bei sämtlichen Unternehmen, die hier ansässig waren. »Sonst dürfen wir Sie leider nicht transportieren. Das verstößt gegen unsere Bestimmungen.«
Diese Bestimmungen waren wie eine Wand, vor die Zamorra immer wieder lief. Als er verlangte, den Text dieser Bestimmungen einsehen zu dürfen, wurde ihm auch das verweigert. Es war, als versuche jemand, ihn nicht an sein Ziel vorstoßen zu lassen.
»Das ist doch verrückt«, stöhnte er. »Nicht einmal selbst fliegen lassen sie mich und gehen auf nichts ein…« Er besaß eine Pilotenlizenz für kleine Maschinen und hatte angeboten, gegen eine großzügige Kaution einen Hubschrauber ohne Piloten zu mieten. Aber überall wurden die Ohren auf Durchzug geschaltet.
Inzwischen verstrich die Zeit. Immer besorgter sah Zamorra auf die Uhr. Wenn es noch eine Stunde so weiterging mit den zähen Verhandlungen, brauchten sie überhaupt nicht mehr zu starten. Uschi Peters schlug vor, mit einem Geländewagen in den Dschungel vorzudringen. Das aber lehnte Zamorra strikt ab.
»Da, wo wir hin müssen, gibt es mit Sicherheit keine Straßen. Wir müßten uns unseren Weg erst bauen, und das kostet Zeit. Zudem habe ich nicht die geringste Lust, hier eine private Camel Trophy durchzuführen. Entweder aus der Luft oder gar nicht.«
»Und wenn wir nicht landen können? Hast du schon mal Hubschrauberlandeplätze mitten im Dschungel gesehen?«
»Es gibt Mittel und Wege, dorthin zu kommen, wo man hin will«, erklärte Zamorra. »Erst mal müssen wir einen Hubschrauber bekommen.«
Nicole war es dann, die plötzlich freudestrahlend auftauchte. »Ich habe einen«, rief sie von weitem.
Zamorra hob die Brauen. Er hatte schon die Hoffnung auf Erfolg aufgegeben. »Und wie sieht er aus?« fragte er.
»Groß«, erklärte Nicole.
»Technisch, meine ich! Ist er in Ordnung?«
»Nehme ich doch stark an. Ich habe die Sache schon klargemacht. Wir können sofort losfliegen. Der Pilot packt nur gerade seine Marschverpflegung zusammen.«
»Und wie kommt es, daß sich plötzlich jemand bereit erklärt, uns gegen die Bestimmungen doch zu fliegen?«
»Ach, er meinte, es sei ihm egal. Hauptsache, die Mühle käme mal wieder in die Luft. Sie sei ohnehin nicht richtig ausgelastet.«
Als sie dann den Hubschrauber sahen, begann Zamorra zu ahnen, warum er nicht richtig ausgelastet war. Es handelte sich um eine riesige Maschine, eine BELL UH-1D, fast fünfzehn Meter lang vom Bug bis Schwanz und mit dem Fassungsvermögen eines Kleinbusses. Maschinen dieser Art wurden normalerweise vom Militär geflogen. Für Privatpersonen waren sie uninteressant, weil in der Regel viel zu groß. Transporte konnten besser mit Lkws und Bahnen durchgeführt werden, und wer beförderte schon eine ganze Schulklasse durch die Luft?
Zamorra winkte ab. »Der Fall ist gestorben. Ein Hubschrauber dieses Formats ist für uns zu teuer! Oh, Nici, was hast du dir dabei gedacht?«
»Maschina nix teuer, Señor«, behauptete der Pilot, kaum größer als 160 Zentimeter, dabei mit einem erstaunlichen Kampfgewicht ausgestattet und demzufolge annähernd kugelrund. »Viel billig, billig. Sonderpreis!« Er nannte eine Summe, bei der er nicht mal rot wurde, Zamorra dagegen blaß.
»Ein Drittel«, sagte er. »Nicht mehr! Ich bin kein Ölmillionär, der das Geld zentnerweise aus dem Fenster schmeißt.«
»Aber Señor, immer bedenken Komfort, Luxus und Schnelligkeit. Schnellstes Hubschrauber, wo gibt«, tönte er, woran Zamorra indessen zweifelte. Er kannte entschieden schnellere Maschinen. »Außerdem schallgedämpft. Luxuspoltersessel. Und alles viel, viel billiger. Viel Sonderpreis. Maschine fliegt schnell, leise und billig.«
»Ein Drittel«, beharrte Zamorra. »Und, erzähl mir nichts von deinen drei Frauen und 47 Kindern, mein Freund. Die mußt nämlich du ernähren und nicht ich. Und ich zahle dir meinen Preis.«
Sie einigten sich auf die Hälfte. »Das deckt nicht mal Betriebskosten von schnelle, gute
Weitere Kostenlose Bücher