0296 - Die Herrin der Sterne
wollen, auf dem schnellsten Wege nach Serene Haven zu senden.
Walter hatte seine Zeitung in Suees Laden liegenlassen. Auf dem Rückweg zum Bahnhof erwarb er eine zweite - ein Extrablatt, das erst vor wenigen Minuten aus der Presse gekommen war. In großen Buchstaben von blauer Farbe, die Katastrophennachrichten vorbehalten blieb, hieß es auf der Titelseite: WELTWEITE REVOLTE DER TIERWELT.
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Mirona Thetin war nicht geneigt, Atlan die Informationen anzuvertrauen, die sie besaß und von denen sie behauptete, sie seien für das Solare Imperium lebenswichtig. Atlan war darüber verstimmt, aber allein die Tatsache, daß er auf Mironas Forderung einging, bewies, daß sein Stolz vor der überwältigenden Schönheit der Tefroderin den kürzeren gezogen hatte.
Die Zerstörung des Planeten Multidon durch Kernbrand war inzwischen so weit fortgeschritten, daß von dem einstigen Stützpunkt der MdI nur noch glühende Gasschwaden übrig waren.
Atlan rechtfertigte seinen Aufbruch damit, daß er an dieser Stelle ohnehin nichts mehr verloren hätte. Die IMPERATOR startete und nahm mit einer gewagten Lineartransition Kurs auf den Südrand der Uklan-Dunkelwolke.
Inzwischen gingen an Bord des Riesenschiffes die wildesten Gerüchte um. Raumsoldaten, die monate oder jahrelang nichts anderes als den Boden ihrer Schiffe, unter den Füßen haben, ebenso lange kein weibliches Wesen zu sehen bekommen und mit jedem Bissen Essen willfährig, um ihre Sehnsucht zu unterdrücken, eine kleine Dosis eines milden, ungefährlichen Antistimulans zu sich nehmen, sind dazu geneigt, Frauen als übernatürliche Geschöpfe zu betrachten. Psychologen haben inzwischen ermittelt, daß es sich dabei um eine ganz natürliche Folge des Kampfes zwischen dem natürlichen Verlangen und der Droge handelt. Das Objekt des Interesses, die Frau, wird im Verlauf der Auseinandersetzung aus dem Brennpunkt der Geschehnisse entrückt und existiert schließlich nur noch als ein Bild, das mit mystischen Zügen ausgestattet ist. Die Fälle sind nicht selten. in denen grauhaarige Sergeanten in milder Verzückung über die Frau zu schwärmen begannen, die zu Hause auf sie wartete, obwohl er dabei Bilder herumreichte, die jedem bewiesen, daß diese Frau in Wirklichkeit eine Schreckschraube war.
Mirona Thetins hervorstechendstes Merkmal war ihre selbst für den an Umgang mit Frauen Gewöhnten atemberaubende Schönheit. Das erste Gerücht, das den Lauf durch die Mannschaftsdecks machte, wollte wissen, daß Atlan beim Anblick der Tefroderin den Verstand verloren hätte. Tiefe Besorgnis erwachte. Wenn der Arkonide durchdrehte, wer übernahm dann den Befehl an Bord? Und wer sagte, daß die andern hohen Offiziere, die mit Mirona in Berührung kamen, nicht ebenfalls überschnappten?
Das Gerücht war so hartnäckig, daß Atlan sich gezwungen sah, einen Rundspruch an seine Leute zu richten. Damit überzeugte er sie zwar daß er noch völlig bei Sinnen war, aber andererseits entging seine Nervosität niemandem. Man nahm zur Kenntnis, daß das Gerücht nicht völlig der Wahrheit entsprach.
Als nächstes wurde kolportiert, daß Mirona in Wirklichkeit gar nicht so überirdisch schön sei - hübsch schon, daran bestand kein Zweifel, aber sie verfügte über Psi-Kräfte mit denen sie ihrer Umgebung den Kopf verdrehte. Denn in Wirklichkeit war sie eine Spionin der Meister der Insel, deren Aufgabe es war, Atlan und Perry Rhodan in ihren Bann zu schlagen.
Um die Animosität zu unterdrücken, ließ der Arkonide auch Mirona ein paar Worte über Rundsprech sagen. Sie entledigte sich dieser Aufgabe mit bezwingendem Charme, und danach war von Gerüchten eine Zeitlang nicht mehr die Rede. Jedermann an Bord war in die Tefroderin verliebt.
Am 28. Dezember ging die IMPERATOR anderthalb Lichtjahre jenseits des Südrands der Uklan-Wolke längsseits der CREST III, des Flaggschiffs des Großadministrators. Auf dem Funkwege war Perry Rhodan inzwischen über die Ereignisse im Innern des Dunkelnebels informiert worden. Er hatte Atlan und seinen Gast um eine sofortige Unterredung gebeten. Jedermann war angenehm überrascht zu hören, daß Mirona bereit war, sich an Bord der CREST zu begeben, anstatt auf einem Besuch Perry Rhodans zu bestehen. Sie verlangte, allerdings, daß Sid Goldstein und Dowen Konnery sie begleiteten. Sie hatte sich inzwischen daran gewöhnt, die beiden Männer als eine Art Leibgarde zu betrachten - sehr zum Behagen der Betroffenen, wenn auch Dowen sich manchmal eines leisen
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