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0296 - Die Herrin der Sterne

Titel: 0296 - Die Herrin der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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versprühen. Walter Enne selbst war der Initiator des Antrags, nachdem er stundenlang zuvor versucht hatte, die Hilfe irgendeiner Offiziellen Institution wie zum Beispiel des Kreis- oder Unterbezirksamts zu gewinnen. Alle verfügbaren Fahrzeuge befanden sich bereits im Einsatz, fast ohne Ausnahme an Orten, an denen außer den Insekten auch die Vogelwelt bereits zum Amoklauf übergegangen war, so daß man ihnen gerechterweise den Vorzug geben mußte. Sosterz Payne machte nicht allzu viele Schwierigkeiten. Er erkannte die Autorität des Agrikom als die eines Gremiums an, das im Notfall nach Belieben über sein Hab und Gut entscheiden konnte - obwohl eine solche Machtfülle in den Statuten keineswegs verankert war - und brach sofort nach der Abstimmung auf, um seine Maschine in Gang zu bringen. Noch lange nach Mitternacht konnten die vor lauter Befürchtungen schlaflosen Bürger von Serene Haven das tiefe Summen des Flugzeugmotors hören, wenn Sosterz knapp zehn Meter hoch über ihre Dächer glitt.
    Walter war früh am Morgen auf den Beinen. Die Insektengefahr war beseitigt. Es galt, sich auf den Amoklauf der Vögel vorzubereiten. Er hatte immer noch keine Erklärung dafür gefunden, warum in Edmonton Krähen, Sperlinge, Finken und Tauben sich vor zwei Tagen schon in erbitterte Feinde der Menschheit verwandelt hatten, während in Serene Haven selbst jetzt noch alles beim alten war. Er hatte eine Hypothese, wonach der fremdartige Einfluß, den er in seinem Bericht an das Amt des Administrators postuliert hatte, eine gewisse Zeit brauchte, um das beobachtete Verhalten durch Einwirkung auf die Gehirnsubstanz zu erzeugen, und daß diese Zeitspanne um so länger war, auf je höherer Stufe das beeinflußte Gehirn stand. Aber das war eine Vermutung, und Walter Enne war ein vorsichtiger Mann, der seine Ideen für sich behielt, solange er nicht einen überzeugenden Beweis für ihre Richtigkeit hatte.
    Edmonton gehörte übrigens zu den bevorzugten Städten, die mit einem Schirmfeld umgeben wurden. Seitdem war der Fahrzeugverkehr in und aus der Stadt Beschränkungen unterworfen.
    Am vergangenen Abend war auch Hine Luper zum erstenmal auf einer Sitzung des Agrikom erschienen. Walter hatte neue Hoffnung geschöpft, denn Hine schien mit der Zeit ein mürrischer Einsiedler zu werden, den nur noch die Teilnahme an öffentlichen Projekten vor der endgültigen Verknöcherung retten konnte. Aber Hine hatte sich an der Diskussion des wichtigsten Punktes nicht beteiligt, sondern gewartet, bis Sosterz Payne sich verabschiedete, und dann unter dem Tagesordnungspunkt „Verschiedenes" darauf bestanden, daß seine Kuh Lisa die kürzlich von der Gemeinde erworbenen Grasflächen am Südostrand von Serene Haven als Weidegründe benützen dürfte. Ähnliches war in den Statuten des Agrikom und der Gemeinde vorgesehen, und da Lisa die einzige Kuh in Serene Haven war wurde Hine Lupers Antrag ohne weiteres stattgegeben.
    Im Anschluß daran war Walter aufgestanden und hatte das Komitee darauf aufmerksam gemacht, daß es Hine Luper gewesen war, der selbstlos und opferbereit am vergangenen Nachmittag mehrere Häuser mit Insektengift besprüht und damit die Insassen vor Unannehmlichkeiten bewahrt hatte. Das Komitee dankte Hine mit gebührenden Worten, und Walter kam die Erleuchtung, daß er sich im Grunde genommen nur zu Wort gemeldet hatte, um sich selbst zu beweisen, daß Hine trotz allem noch etwas wert war.
    An diesem Morgen dachte Walter kaum mehr an die Ereignisse der vergangenen Nacht. Er war, nachdem er dem Agrikom von seinen Untersuchungen und seinem Anruf beim Amt des Administrators berichtet hatte, zum Vorsitzenden des Ausschusses für Sicherheitsfragen bestimmt worden und hatte sich für den heutigen Tag ein umfangreiches Programm zurechtgelegt. Das Frühstück war verzehrt. Barbara hatte abgeräumt und war in der Küche beim Saubermachen. Walter saß im Eßzimmer am Tisch und machte sich auf einem großen Stück Schreibfolie wirre Notizen, die er später zu einem Plan zu vereinen gedachte.
    Als er das Summen der Flugzeugmotoren zum erstenmal hörte, glaubte er, Sosterz wäre wieder an der Arbeit. Dann fiel ihm ein, daß Sosterz in der vergangenen Nacht bis auf winzige Reste alles Insektengift versprüht hatte, das in der Gemeinde vorhanden war.
    Außerdem mußte er todmüde nach Hause gekommen sein und lag wahrscheinlich noch im Bett. Walter stand auf und trat ans Fenster, gerade als Barbara aus der Küche rief: „Sieh dir das an, Walter!

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