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0296 - Ein Strick für den Henker

0296 - Ein Strick für den Henker

Titel: 0296 - Ein Strick für den Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Strick für den Henker
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dafür garantierten, daß Sie ihn wirklich schnappen würden? Wenn es schiefgegangen wäre, hätte er sich womöglich an mir gerächt. Der Kerl ist ja zu allem fähig. Ich bin doch nicht lebensmüde.«
    Was sollte man darauf erwidern? An das Pflichtgefühl zu appellieren, wäre sinnlos gewesen. Ich wandte mich um.
    In meinem Jaguar brannte die rote Signallampe. Ich meldete mich sofort und erfuhr von der Zentrale von dem Mord an Bonnie Craven. Jimmy Pascoe hatte den Toten gefunden und die Center Street alarmiert. Gilberts Strafregister erklomm schwindelnde Höhen. Wenn wir ihn nicht bald zur Strecke bringen würden, mußten wir mit massiven Angriffen in der Tagespresse redinen.
    Wir fuhren zur Zentrale zurück. Dort empfing uns eine neue Hiobsbotschaft. Nachtwächter'George Manuc, der bei dem Überfall auf das Büro der Jones Brothers angeschossen worden war, war seinen Verletzungen erlegen.
    Phil schlug grimmig mit der Faust auf den Tisch. »Wenn ich dieses Scheusal in die Finger bekomme, vergesse ich mich. Jimmy Gilbert, George Manuc, Sidney Hendra, der Drugstore-Besitzer Hathaway, der Roundman Bill Remming, Arnold Strang, Bonnie Craven, und die beiden Kinder. Neun Menschenleben hat der Hund jetzt schon auf dem Gewissen, Jerry.«
    Ich bot ihm eine Zigarette an. »Laß uns rekapitulieren, Phil. Im Augenblick hat er sich die Haare blond gefärbt. Die Stadt ist groß, und er hat die Taschen voller Geld. Zur Not kann er sich seine Lebensmittel nachts aus den Automaten ziehen. Er hat mindestens drei Schachteln Munition bei Chester & Cazely erbeutet. Das ist seine Stärke. Wann er keine Munition mehr hätte, könnte er auch die Raubüberfälle nicht in diesem Tempo starten.«
    »Willst du etwa warten, bis er sich verschossen hat? Das kann noch eine Ewigkeit dauern, Jerry. Ich begreife eines nicht dabei. Er muß doch irgendwo schlafen? In eine Pension traut er sich bestimmt nicht mehr. Alte Damen vom Kaliber dieser Emely Kingston gibt es auch nicht wie Sand am Meer, und auch Figuren wie dieser Ding, der nach ein paar spendierten Whiskys einen Fremden mit auf seine Bude nimmt, findest du nicht alle Tage.«
    Ich nickte. »New York ist groß, Phil. Ich betone das noch einmal. Es gibt leere Bauplätze, verfallene Fabriken und Lagerhäuser, die ihm in jeder Nacht als Unterschlupf dienen können. Zur Not genügt auch ein parkender Wagen, den er aufbrechen kann. Er scheint sich allerding nach einem Bett zu sehnen, sonst hätte er Arnie Levricks Angebot nicht so rasch angenommen.«
    Gilbert sehnte sich tatsächlich nach einem Bett und war mehr als einmal versucht, sich um ein ausgeschriebenes Zimmer zu bemühen. Doch die letzten Ereignisse hatten ihn gewarnt. Er wollte kein Risiko mehr eingehen. Bei eifern Kaufhausbummel war ihm ein phantastischer Gedanke gekommen. Diesen Gedanken wollte er verwirklichen.
    ***
    Am unteren Broadway, zwischen Park Place und Barclay Street, steht das 60stöckige Woolworth Building. Die Fassade leuchtet in einem glitzernden Weiß, zur Spitze in Grün übergehend.
    Lilly Pryde war als Verkäuferin in der Camping-Abteilung beschäftigt.
    Überall hingen Schilder mit der Aufschrift: Camping immer bequemer. Auf einer künstlichen Rasenfläche hatte man verschiedene Zelte, Tische und Stühle aufgestellt. Dazwischen standen modere Camping-Gegenstände wie Kocher, Kühltaschen und Luftmatratzen.
    »Guck mal, Mama! In dem Zelt liegt eine Puppe!«
    Gilbert wurde durch diesen Ruf wach und fuhr erschrocken hoch.
    Gleichzeitig wurden andere Besucher auf das Zelt aufmerksam und drängten sich um den mit Kordel abgezäunten Ausstellungsplatz.
    Der Ruf alarmierte aber auch Lilly Pryde, die genau wußte, daß in keinem der Zelte eine Wachspuppe lag. So ging sie also zu der Stelle hinüber, an der sich die Schaulustigen zusammendrängten.
    Dort hatte man inzwischen erkannt, daß es sich bei dem Mann keinesfalls um eine Puppe handelte. Man hielt das ganze noch für einen Reklametrick des Kaufhauses und amüsierte sich über das verschlafene Gesicht des Mannes.
    Gilbert jedoch geriet in eine Panikstimmung. Er hatte sich auf einer der Toiletten bei Geschäftsschluß versteckt und war eingeschlossen worden. In der Nacht war er den patrouillierenden Wächtern ausgewichen, hatte sich in der Herrenabteilung neu eingekleidet und in der Lebensmittelabteilung mit Nahrung versehen.
    Im Kriege hatte er gelernt, auch ohne Uhr zu einer bestimmten Zeit, wachzuwerden. Doch die Aufregungen der letzten Tage hatten seinen Zeitplan

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