0296a - Lösegeld für blonde Locken
abgaben?« bohrte Phil weiter.
»Wo soll ich es sonst herhaben?« antwortete sie höhnisch.
»Ich bedanke mich und bitte um Entschuldigung wegen der Störung«, sagte Phil. Der Anwalt und mein Freund verließen das Haus. Phil fühlte sich erst wohl, als er draußen frische Nachtluft atmete.
»Die Frau ist ordnungsgemäß verheiratet«, schilderte der Anwalt auf dem Rückweg. »Sie hat bereits vier Kinder. Mehr kann der Mann nicht ernähren. Deshalb haben sie sich entschlossen, das Baby an wohlhabende Leute abzugeben. Das ist doch nicht verboten?«
»Allerdings ist es Urkundenfälschung, wenn sie auf einer Krankenhausrechnung das Datum ändern. Die Rechnung ist mindestens zweimal korrigiert worden. Ist Ihnen das nicht aufgefallen?«
»Was werden Sie jetzt tun, G-man?« fragte der Anwalt ängstlich. Er streifte Phil mit einem scheuen Blick.
»Das kann ich Ihnen noch nicht sagen. Jedenfalls hören Sie noch von mir. Und versüchen Sie nicht, innerhalb von wenigen Tagen ein zweites Baby von Mary zu vermitteln«, sagte Phil, als der Zwerg aus dem Taxi kletterte.
»Das verstehe ich nicht, Mr. Decker, die Lady hat keine Zwillinge bekommen.«
»Okay. Denken Sie mal darüber nach. Und halten Sie sich in den nächsten vierundzwanzig Stunden im Haus auf. Ihre Telfonnummer habe ich. Könnte sein, daß das FBI Sie zu einer Tasse Kaffee einlädt, verstanden?«
»Ja, Sir.«
Der Anwalt machte eine Verbeugung, als das Taxi anrollte.
***
Ich drehte mich um meine Achse, stieß gegen einen Blumentopf, der umfiel. Im ersten Augenblick, als der Knüppel auf meinen Schädel krachte, hatte ich an ein Bleirohr geglaubt. Aber der Bursche schien es mit einem Lederpolster überzogen zu haben. In meinem Rücken kribbelte es. Das war das Zeichen, daß ich wieder Gefühl bekam. Vorsichtig tastete ich nach meinem Kopf. Ich stellte mir vor, daß er so groß wie ein Rathaus wäre. Einige Wochen war ich ohne Niederschlag ausgekommen. Jetzt wuchs auf meinem Kopf eine birnengroße Beule. Ich würde wohl einige Wochen keinen Hut tragen können. Ein Glück, daß Sommer war. Ich drehte mich auf den Rücken und schlug die Augen auf. Über mir sah ich in das Gesicht des hundertdreißig Kilo schweren Catchers.
»Hat die Dame Ihnen auf diese Weise für die Blumen gedankt?« grunzte er schadenfroh.
»Diese Blumen sind nicht von mir. Holen Sie mir etwas eiskaltes Wasser.«
Nach wenigen Sekunden kam der Bursche zurück. Er trug einen Eimer in der Hand. Ehe ich noch etwas sagen konnte, schüttete er mir den Inhalt über den Kopf. Das Wasser lief mir am Körper herunter. Es war tatsächlich eiskalt.
»Ein Schluck hätte auch genügt«, sagte ich und richtete mich auf.
»Das ist nun mal mein Rezept. Ich wende es bei mir selbst an, und immer mit dem besten Erfolg.«
»Kann ich hier irgendwo telefonieren?«
»Der Apparat wurde vor einigen Tagen abgeklemmt. Der Chef hat die Gebühren nicht bezahlt«, log er.
»Gut. Wie heißt diese Schönheit, die dafür sorgt, daß euer Laden jeden Abend gerammelt voll ist?« fragte ich.
»Wolltest du ein Autogramm von ihr?«
»Ja, vielleicht nehme ich auch noch eins von dir mit. Also, wie heißt sie?«
»Du bist ihr zu nahe getreten, und da hat sie sich gewehrt, wie?« Der Dicke duzte mich ebenfalls. Mir machte es in diesem Zustand nichts aus.
»Nein, du kannst unbesorgt sein. Es ist jemand aus eurem Laden gewesen, der mir einen niedlichen Taktstock von zwei Fingern Dicke über den Schädel gezogen hat. Es war meine Schuld, ich saß mit dem Rücken zur Tür, um gegen die Lady nicht unhöflich zu sein. Ich konnte ihr schließlich nicht den Rücken zudrehen, nur, um die Tür im Auge zu behalten.«
»Die Lady ist nach Hause. Da mußt du morgen noch mal wiederkommen wenn du ein Autogramm von ihr willst, Kleiner!«
»Okay, du kannst dich darauf verlassen, daß ich wiederkommen werde. Vielleicht sogar mit Blumen. Denn die Frau gefällt mir, auch wenn du mir der Namen nicht verraten willst.«
»Sie heißt Linda Astra.«
»Das ist ihr Künstlername.«
»Wir reden uns alle nur mit Künstlernamen an. Ich heiße beispielsweise Ichthysaurus.« Er blähte sich wie ein Pfau.
»Der Name paßt zu dir.«
Es war sinnlos, den Wirt für den Zwischenfall in der Künstlergarderobe verantwortlich zu machen. Deshalb schlich ich mich mit frischgewaschenem Oberhemd und Anzug durch das Lokal.
Ich trat zum Jaguar, schwang mich hinter das Steuer und startete. Ich kurbelte alle Fenster herunter. Der Fahrtwind trocknete meine
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