0297 - Der Verräter
ein wenig von mir weghalten. Wenn ich vorlief, schlug sie zurück, und ein heißer Atem streifte durch mein Gesicht. Die Vampire hatten mittlerweile bemerkt, was mit ihrem Artgenossen geschehen war.
Sie schrien durcheinander. Für einige Augenblicke herrschte zwischen ihnen ein Chaos.
Das mußte ich ausnutzen.
Mit Mandraka waren es noch fünf, die gegen mich standen. Nicht immer würde es so leicht wie bei dem Vampir gehen, den ich zuerst erledigt hatte.
Jemand lief mir in den Weg. Weil mich die Flamme blendete, sah ich ihn zu spät. Erst als er gegen mich prallte.
Es war ein Zombie! Die weibliche lebende Leiche, die mir ihre kalten Totenklauen ins Gesicht schlug, wo sie abrutschte und dennoch nach meinen Haaren greifen wollten.
Eine Hand bekam nur ein Ohr zu fassen, zog daran, und ich hätte schreien können vor Schmerzen.
Statt dessen rammte ich ihr den Fackelstiel gegen die Brust. Die lebende Leiche ließ mein Ohr los, torkelte nach hinten, ich setzte sofort nach und sah, daß ich nicht mehr zuzuschlagen brauchte. Die Vernichtung hatte bereits das Kreuz besorgt. Sie war mit ihm in Kontakt gekommen, und bei diesem Wesen wirkte die Weiße Magie.
Der weibliche Zombie kippte, als hätte ich ihm die Beine weggeschlagen, und ich sprang über den endgültig erlösten Körper hinweg. Die Magie der Schwarzblut-Vampire war also nicht übertragbar. Bei ihren Opfern herrschten die üblichen Regeln, das beruhigte mich auf irgendeine Art und Weise.
Für mich war der Ausgang wichtig. In der Gruft kannte ich mich nicht aus, doch ich wußte genau, wohin die Treppe führte und konnte von außerhalb meine Attacke einleiten.
Bisher hatte ich mich gut aus der Affäre gezogen. Ich war auch nicht entdeckt worden, nun aber vernahm ich hinter mir die heiseren Schreie. »Da ist er! Packt ihn!«
Mandraka hatte die Worte ausgestoßen. Auch einen hellen Frauenschrei hörte ich.
Edda befand sich in Gefahr, ich spürte dies, und meine Wut kam, denn ich konnte ihr nicht helfen.
Auch die Vampire am Ausgang hatten die Befehle ihres Herrn und Meister vernommen. Sie standen wie stumme Wächter auf dem Fleck und hielten die brennenden Fackeln in den hocherhobenen Händen. Jetzt allerdings schwenkten sie die primitiven Leuchtkörper und schauten genau in meine Richtung.
Ob sie mich sahen, wußte ich nicht. Jedenfalls mußten sie den Fackelschein wahrnehmen, der sich ihnen näherte. Und dies ziemlich schnell, denn ich wollte endlich aus dieser verdammten Gruft entkommen.
Während ich lief, wehte die Flamme wie eine heiße Fahne hinter dem Fackelstiel her. Manchmal streifte sie auch mein Gesicht. Ich spürte den heißen Hauch und merkte, daß meine Haare allmählich angesengt wurden. Ein widerliches Gefühl.
Sie starteten.
Nur die Bewegung der Fackeln behielt ich im Auge. Sie wurden gedreht, denn auch die Körper der beiden Vampire wandten sich in meine Richtung. Ich vernahm auch Schritte, stoppte nur ein wenig ab, und im nächsten Augenblick gerieten wir aneinander.
Der Kampf war unvermeidbar. Ich wollte ihn so rasch wie möglich hinter mich bringen und ging die Schwarzblut-Vampire voll an.
Mit der Fackel schlug ich zu.
Es war derjenige, der rechts von mir aufgetaucht war. Selbst sein Gesicht konnte ich erkennen, so nahe waren wir uns bereits. Eine fleckige Fratze, die dunkel leuchtete, bedeckt von eingetrocknetem Blut.
Ich hämmerte zu.
Er ebenfalls. Das Feuer fauchte, wir gaben beide nicht auf, und die Fackeln krachten gegeneinander.
Funken sprühten plötzlich, die Flammen vereinigten sich für einen Moment, während sie danach wieder auseinandergerissen wurden.
Die heiße Welle glitt über mein Gesicht und versengte mir sicherlich die Augenbrauen.
Ich setzte meine Füße ein. Das linke Bein hatte ich hochgerissen und rammte es vor.
Der Fuß traf genau.
Er bohrte sich in den weichen Körper. Vor mir knickte der Schwarzblut-Vampir zusammen. Ein dumpfer Laut drang aus seinem Maul, der Arm mit der Fackel fiel nach unten.
Mit einem zweiten Tritt setzte ich nach und schaffte es, meinen Gegner zu Boden zu schleudern.
Der andere kam von der Seite.
Ich duckte mich noch, denn ich hörte bereits das Fauchen dicht an meinem Ohr. Leider hatte ich zu spät reagiert, denn die Fackel traf meine Schulter.
Ich dachte nicht mehr daran, daß auch ich leicht brennen konnte, drehte mich und stürzte auf den Vampir zu.
Mit dem Kopf traf ich seine Brust. Auch er flog zurück, mit ihm die Fackel, die er trotz allem nicht losließ.
Ich
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