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0298 - Im Haus der schlimmen Träume

0298 - Im Haus der schlimmen Träume

Titel: 0298 - Im Haus der schlimmen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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und je weiter sie ins Innere vordrangen, desto widerlicher und aufdringlicher wurde er.
    »Da ist was passiert«, rief Flint O’Flaherty.
    »Was sollte passiert sein?« kam Daniels Gegenfrage. Für einen Küster war er erstaunlich unsensibel. »Meinst du, er hat sich totgesoffen?«
    »Idiot!«
    »Selber.«
    »Wer kennt sich hier aus?« fragte O’Keefe ungeduldig. Sie waren mitten im Flur stehengeblieben und taten etwas, was er ohnehin auf den Tod nicht ausstehen konnte: Sie diskutierten.
    Zeitvergeudung.
    O’Flaherty meldete sich zögernd. »Ich habe ihm hin und wieder ’ne Kleinigkeit vorbeigebracht«, sagte er leiste.
    »Gut. Dann gehst du voran.«
    Der Bäcker wollte zuerst protestieren, schien dann aber einzusehen, daß er damit nicht weit kommen würde.
    Wenig später betraten sie die Küche, wo sie Hugh Dorsay fanden.
    Tot. In seinem eigenen Blut und einer Lache Erbrochenem liegend.
    Und noch jemanden fanden sie…
    ***
    Zamorra zuckte vor dem Spiegel zurück, wo nicht sein Gesicht, sondern das einer anderen Person erschienen war.
    Nicole!
    Zuerst glaubte er an eine Halluzination, einen Streich seiner angespannten Nerven. Aber dann kam zu dem Spiegelbild auch noch Nicoles Stimme hinzu…
    »Liebling!« hallte es seltsam sphärenhaft in seinem Schädel. »Chérie, hilf mir…«
    Sekundenlang war Zamorra wie vor den Kopf geschlagen. Vergebens suchte er sein eigenes Spiegelbild im geschliffenen Glas über dem Waschbecken. Nicoles hübsches Antlitz blickte ihn aus hoffnungslosen Augen an.
    »Nici«, flüsterte Zamorra mit belegter Stimme und trat wieder näher an den Spiegel heran. »Nici, ich…«
    Er verstummte, als ihr Gesicht verschwand und der Spiegel wieder Spiegel wurde. Völlig aufgewühlt starrte er in sein eigenes, übernächtigtes Gesicht. Er tastete die Spiegelfläche mit den Fingern ab, was jedoch nur zu dem Ergebnis führte, daß das Glas hinterher völlig mit Fingerabdrücken und Schmierstreifen übersät war…
    Wie war das Phänomen zustande gekommen? fragte sich der Parapsychologe, der nicht zum ersten Mal mit übersinnlichen Effekten konfrontiert wurde. Hatte Nicole einen Teil ihrer selbst auf die Spiegelfläche projiziert, um ihren verzweifelten Hilferuf zu ihm zu tragen?
    Oder hatte das »Haus« selbst diesen Kurzkontakt ermöglicht?
    Wenn ja, warum? Um ihn zu verunsichern, ihm Überlegenheit zu signalisieren?
    Zamorra setzte sich auf das Bett, stützte den Kopf in die Hände und dachte darüber nach, was er bisher erlebt und berichtet bekommen hatte.
    Dabei bezog er auch das Orakel der Zigeunerin in seine Überlegungen mit ein. Die war schon immer auf besondere Weise mit der Insel verbunden gewesen, und deshalb schien es nur logisch, ihr plötzliches Auftauchen und ihre Warnung mit den jetzigen Geschehnissen in Verbindung zu bringen.
    »Ein Tor hat sich geöffnet. Etwas Schreckliches hat sich im Schutz der Nacht in dieses Universum eingeschlichen. Etwas Fremdes, Kaltes, Böses…«
    Dieses Fremde, dieses Kalte, Böse - damit konnte nur das Haus aus dem Nichts gemeint sein. Das Spukhaus, das kam und verschwand, wie es ihm beliebte. Und das - lebte!
    Wenn es lebte, dachte Zamorra fröstelnd, dann konnte man auch einen Schritt weitergehen und behaupten, daß es intelligent war!
    Die Show, die das Gebilde mit den Dorfbewohnern und zuletzt auch mit ihm abgezogen hatte, ließ unweigerlich darauf schließen.
    Aber was war es? Woher kam es? Was bezweckte es?
    Je mehr er glaubte zu begreifen, desto größer wurde die Zahl der Fragen, die sich vor ihm auftürmten. Es war zum Haareausraufen.
    Auf alle Fälle, dachte er, sah es so aus, als würde Nicole, auf welche Weise und wo auch immer, noch leben. Und das war bei allem, was er seit ihrem Verschwinden erfahren und mitgebracht hatte, die wohl wichtigste Erkenntnis.
    Er beschloß, erst einmal zu schlafen, um am nächsten Morgen mit frischer Kraft nach dem Verbleib des Spukhauses zu forschen. In seinem gegenwärtigen Zustand hätte er sich nur selbst im Wege gestanden.
    Er entkleidete sich, legte sich ins Bett und war bereits Sekunden später in tiefen Schlaf gefallen, ohne zu ahnen, daß er daraus noch vor dem ersten Hahnenschrei auf unerfreuliche Weise geweckt werden sollte!
    ***
    »Tot!« krächzte Gilbert Atkins und rannte zu Hugh Dorsay, der verkrümmt am Boden neben dem Küchentisch lag.
    Jemand fand den Lichtschalter, und kurz darauf wurden ihre Fackeln überflüssig. Grelles Neonlicht enthüllte das ganze Ausmaß des Grauens. Und dann glaubten

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