Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0298 - Im Haus der schlimmen Träume

0298 - Im Haus der schlimmen Träume

Titel: 0298 - Im Haus der schlimmen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
die Männer, ihnen müßte das Herz stehenbleiben. Denn in der Küche, nicht weit von Dorsays Leichnam entfernt, kauerte eine andere Gestalt auf einem Stuhl in der Ecke und starrte blicklos vor sich hin.
    »Rod!« keuchte Arthur O’Keefe mit hochrotem Gesicht. Er fürchtete, der Schlag könnte ihn treffen. Den anderen erging es nicht besser. Sekundenlang rührte sich keiner von der Stelle. Die unwirkliche Szene erstarrte, als hätte sie jemand für alle Zeiten eingefroren. Nur zögernd kam wieder Bewegung in das Bild.
    Schließlich stapfte der Wirt unsicher auf den Jungen zu, der ihn gar nicht wahrzunehmen schien, obwohl er sich direkt vor ihm aufbaute und ihn an den Schultern rüttelte.
    »Rod! Wie kommst du hierher? Wir dachten…«
    O’Keefe verschwieg, was sie dachten. Das Verhalten des Jungen kam ihm nicht geheuer vor.
    Inzwischen hatten Fleetwood und Daniels den Toten auf den Rücken gedreht und oberflächlich untersucht.
    »Mausetot. Und ganz bestimmt nicht von allein gestorben«, verkündete der Küster und ließ den Blick mit auffälliger Betonung von dem Toten zu dem stumm dasitzenden Jungen gleiten.
    »Du willst doch nicht etwa sagen…«? setzte O’Keefe an und biß sich auf die Zunge. »Nein. Das glaube ich nicht! Rod würde das nie tun!«
    »Würde er nicht, eh?« erwiderte Daniels wenig überzeugt. »Dann schau dir mal seine blutverschmierten Hände an und das verdammte Küchenmesser, das Hugh in der Brust stecken hat! Und frag ihn, woher er so plötzlich kommt, obwohl draußen auf dem Feld sein Traktor zu Schrott gefahren steht…«
    »Okay, okay«, beschwichtigte O’Keefe, der selbst nicht genau wußte, warum er den Jungen so verteidigte. Lag es daran, daß er kurzzeitg ebenso verschwunden war wie seine Tochter - und daß er mit seinem unvermuteten Auftauchen wieder die Hoffnung verband, auch Myrja könnte wieder zurückkehren? Aber war Rod überhaupt in dem Spukhaus gewesen?
    »Wir müssen die Polizei verständigen«, hörte er Gilbert Atkins sagen. »Jetzt müssen wir es tun. Was hier vorgefallen ist, können wir nicht unter den Teppich kehren. Ich hoffe, ihr seid meiner Meinung.«
    »Und wie sollen wir unser Hiersein erklären?« wandte der Wirt ruhig ein. »Man wird uns fragen, was wir um diese Zeit und in dieser Zahl hier gesucht haben. Man wird nicht nur den Jungen verdächtigen, sondern auch uns!«
    »Du bist verrückt!«
    »Nein, nur realistisch.«
    »Aber wir können doch nicht so tun, als hätte es keinen Toten gegeben…« Atkins war sichtlich aus dem Konzept gebracht.
    »Nein, aber wir können den morgigen Tag abwarten, um Hugh zu ›finden‹. Irgend etwas Plausibles fällt uns dann schon ein.«
    »Und was ist mit dem Jungen?«
    »Den lassen wir hier.«
    »Hier?« entrann es gleich mehreren Kehlen ungläubig und fassungslos. »Arthur…«
    »Was ist? Habt ihr einen besseren Vorschlag? Seht ihn euch doch an. Der kriegt nichts mehr mit! Ich wette, er nimmt uns nicht einmal wahr. Entweder ist es der Schock über die eigene Tat oder sein Erlebnis draußen auf dem Feld, was ihn in diesen Zustand versetzt hat. Morgen früh kann einer von uns zuerst den kaputten Traktor und anschließend den Toten finden. Bei Tageslicht nimmt uns diese Reihenfolge eher jemand ab als bei Nacht.«
    »Und dieser Franzose, dieser Zamorra?« warf Linus Fleetwood mit zitternder Stimme ein.
    »Der hält dicht. Dafür sorge ich schon«, behauptete O’Keefe in einem Tonfall, der gar nicht erst Zweifel aufkommen ließ.
    Wohl war keinem bei dem Gedanken, ein Verbrechen zu vertuschen und sich damit immer tiefer in etwas zu verstricken, was allmählich ihrer Kontrolle entglitt und sie zu bloßen Marionetten abstempelte. Aber einen besseren Vorschlag legte auch niemand auf den Tisch. Auf seine Art hatte O’Keefe recht.
    Kurz darauf verließen sie das Haus mit dem Toten und dem vermeintlichen Vatermörder, der sich während der ganzen Zeit keinen Millimeter gerührt und mit keiner Wimper gezuckt hatte.
    Als sie längst fort waren, öffnete sich eine Tür in dem alten Bauernhaus und ließ eine Mädchengestalt in die wieder dunkle Küche treten…
    ***
    Arthur O’Keefe betrat seinen Pub und wunderte sich zuerst einmal, weil er Zamorra nicht in der Schankstube vorfand. Doch dann fand er sich damit ab, daß der Franzose mit dem Professorentitel es offensichtlich vorgezogen hatte, sich auf das vorbereitete Zimmer zurückzuziehen.
    Ob er schon schlief?
    Der Wirt beschloß, noch einmal kurz nach ihm zu sehen, ihn über die

Weitere Kostenlose Bücher