0298a - Mörderfalle in Manhattan
fallen. »Ich kann auch nichts dafür, wenn ich aus der Frau nichts ‘rauskriege. Vielleicht weiß sie tatsächlich nichts.«
»Quatsch! Du hast es nicht richtig gemacht«, kanzelte Pat Bone den Mann ab. »Du mußt die Frau unter Druck setzen. Wenn sie dann nicht die Zähne auseinanderbekommt, dann ist noch der Junge da. Was meinst du, wie redselig die Frau wird, wenn wir den Jungen…«
»Ich hab‘ doch alles versucht.«
»Aber nicht richtig«, unterbrach der Gangsterboß Sam White. »Weißt du überhaupt, was los ist, wenn wir den Burschen nicht finden?«
»Das hast du uns ja oft genug vorgejammert«, gab Sam White zurück. »Er braucht uns ja nicht erkannt zu haben.«
»Aber er hat es!« gab der Gangsterboß höhnisch zurück. »Warum ist er sonst getürmt? Warum hat er seine Frau und den Jungen weggeschafft? Doch nur, weil er weiß, daß beide in Gefahr sind. Wenn er singt, dann ist es mit uns aus.«
Pat Bone schenkte sich jetzt ein Glas Brandy ein und kippte den scharfen Inhalt auf einen Zug hinunter. Dann knallte er das Glas auf die Anrichte zurück und nahm seine Wanderung durch das Zimmer wieder auf.
Plötzlich blieb Pat Bone stehen. »Harvey, kümmere du dich um die Frau«, befahl er. »Wir müssen ihren Mann kriegen.«
»Ich werd‘ es versuchen«, gab Harry Harvey zurück und kam ächzend aus dem Sessel hoch.
»Und dann soll die Alte einen Brief schreiben«, fuhr der Gangsterboß Bone fort.
»Einen Brief?« gab Harvey zurück. »Ja, ‘nen Brief«, brummte der ungeduldig. »Sie soll ‘reinschreiben, daß sie bei Freunden ist und daß ihr nichts passiert, wenn er seine Klappe hält und dann noch, daß er sich selbst davon überzeugen soll, wie gut sie es bei ihren Freunden hat. Mit dem Wisch werden wir den Burschen schon so unter Druck setzen, daß er uns nicht gefährlich werden kann.«
»Und wenn die Frau nicht schreibt?« fragte Harvey.
»Dann nimmst du dir eben den Jungen vor«, befahl Pat Bone, und seine Stimme verriet nichts Gutes.
***
»Gut, daß ich dich noch erwische, Jerry«, sagte Billy Wilder, als ich gerade das FBI-Gebäude verlassen wollte. »Phil Decker ist nämlich gerade im Augenblick aufgekreuzt.«
»Warum hat er sich denn nicht am Funkgerät gemeldet…«
»Er war nicht in seinem Wagen, als wir ihn riefen«, erklärte Billy Wilder. »Da hatte er gerade eine Unterhaltung mit Mureno.«
»Na, Gott sei Dank, daß ihm nichts passiert ist«, freute ich mich. »Was ist mit Mureno?«
»Phil hat ihn mitgebracht.«
»Na, dann wollen wir uns den Burschen mal ansehen«, sagte ich. Auf dem Weg zum Vernehmungszimmer lief ich Phil in die Arme.
»Mit dir hat man auch nur Ärger. Was ist mit Mureno?« fügte ich dann nach einer kleinen Pause hinzu.
»Er ist drin, Jerry«, gab mein Freund zurück und deutete mit einer Kopfbewegung zu der Tür, die ins Vernehmungszimmer führte.
»Ist alles glatt gegangen, oder hat er versucht, Schwierigkeiten zu machen?«
»Versucht hat er es«, sagte Phil gedehnt und fügte dann bescheiden hinzu: »Große Schwierigkeiten hat es nicht gegeben.«
An dem feinen Unterton in der Stimme meines Freundes erkannte ich, daß Mureno bestimmt nicht kampflos mitgekommen war. Ich ging zur Tür des Untersuchungszimmers und stieß sie auf. Mureno hockte auf einem der harten Stühle. Seine Schultern hingen herab, und er machte einen niedergeschlagenen Eindruck.
Ein Kollege stand neben Mureno. Ich erklärte ihm leise, daß wir uns jetzt selbst um Mureno kümmern würden, und er verließ das Vernehmungszimmer.
Mureno hob nur leicht den Kopf, als ich mich ihm gegenüber hinter den Schreibtisch setzte. Er warf mir einen flackernden Blick zu und schaute dann wieder vor sich auf den Boden. Den Mund hatte er leicht geöffnet, und die Oberlippe über seinen vorspringenden Zähnen zitterte.
»Wir kennen uns ja«, begann ich das Verhör in einem Ton, als wollte ich mit Mureno über das Wetter und den letzten Hurrikan in Florida reden.
Der Bursche hielt seinen Kopf weiter gesenkt und hielt es noch nicht mal für notwendig, zustimmend zu nicken. Seine Hände lagen auf den Oberschenkeln und zitterten.
»Was wollten Sie bei Rod Sterling?« fragte ich weiter.
Mureno saß da und schwieg wie die Gipsbüste von Abraham Lincoln, die an der rechten Seite des'Vernehmungszimmers auf einem Wandbrett stand.
»Was haben Sie am Patchin Place gemacht, Mureno?« lautete meine nächste Frage. Mein Ton war schon einen Grad schärfer.
Statt einer Antwort nahm Mureno die leicht
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