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0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen

0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen

Titel: 0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Schatten kommt auf leisen Sohlen
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Dooly Schwierigkeiten machen sollte, nehmt ihr ihn fest und bringt ihn in mein Office. Könnte sein, daß Dooly einen Mörder deckt, wenn er schweigt.«
    »Okay, Sheriff. Ende.«
    Budaglio hängte das Mikrophon zurück an den Haken neben den Lautsprecher. Combers steuerte den Wagen bereits nach Süden. Budaglio stellte die Heizung im Wagen ein, daß sie Warmluft gegen ihre nassen Hosenbeine blies.
    Eine halbe Stunde später standen sie in dem Geschäft, das dem alten Dooley gehörte. Es wirkte wie eins dieser Geschäfte aus der Pionierzeit.
    Der alte Dooley war achtzig oder gar neunzig Jahre alt. Niemand wußte es genau, denn Dooley hatte seinen Geburtstag vergessen. ›Als ich jung war, hatte niemand Zeit für solche Albernheiten wie Geburtstagsfeiern‹, pflegte er zu sagen, wenn er bei Volkszählungen oder ähnlichen Anlässen nach dem Alter gefragt wurde.
    Dooley glich einer Vogelscheuche. Seine Gestalt war so hager, daß die Kleidung um seine Glieder schlotterte. Dazu kam die seltsame Angewohnheit, daß er alles, was er sich merken wollte, auf Zeitungsränder notierte und diese mit Stecknadeln irgendwo an seiner Kleidung befestigte, so daß er wie eine Vogelscheuche aussah.
    Der Alte war ein Schotte, und er war ein Musterexemplar der Highlanders. Der sprichwörtliche Geiz der Schotten traf auf ihn zu. Das Dorf war einmal acht Wochen ohne Salz gewesen. Dooley hatte einfach keins eingekauft, als der Lieferant eine Preiserhöhung von zwei Cent für den Zehn-Kilo-Beutel forderte. Seither durfte sich Dooley rühmen, der einzige Mensch in den USA zu sein, der Salz noch zum Preis von 1949 einkaufte. Die Firma belieferte ihn zum alten Preis weiter, weil man Spaß an dem Alten hatte.
    »Was wollt ihr beiden denn schon wieder?« kreischte Dooley, als er die Uniformen sah. »Alle fünf Minuten steht ihr hier und vergeudet die Zeit.«
    »Das letzte Mal waren wir vor ungefähr sechs Wochen hier«, erwiderte Combers ungerührt. »Wo ist dein Blechkasten, Dooley?«
    »Geht euch das etwas an?«
    »Allerdings. Wir haben Grund zur Annahme, daß dein Wagen zu einem Verbrechen benutzt wurde, Dooley.«
    »Zu einem Verbrechen?«
    Der alte Dooley klappte den Mund auf, so daß man die beiden Zähne sehen konnte, die er noch besaß. Aus Geiz ließ er sich kein Gebiß anfertigen.
    »Allerdings. Also spuck's schon aus. Wo ist der Schlitten?«
    »Den habe ich verkauft.«
    »Verkauft? Aber du brauchst ihn doch!«
    »Ich müßte doch verrückt sein, wenn ich so ein günstiges Angebot nicht angenommen hätte!«
    »Was für ein günstiges Angebot?«
    »Der Fremde bot mir tausend Dollar für den Wagen. Ihr wißt selbst, daß er keine dreihundert mehr wert war.«
    »Dreißig wäre schon übertrieben«, brummte Budaglio so leise vor sich hin, daß es der Alte nicht hören konnte.
    »Wann hast du ihn verkauft?« forschte Combers weiter.
    »Gestern mittag.«
    »An wen?«
    »An einen Fremden, das habe ich doch schon gesagt. Sperr die Ohren auf!« Der Polizist verzog keine Miene. Wer mit Dooley mehr als zwei Worte wechseln wollte, der mußte sich Grobheiten gefallen lassen. Dooley schimpfte, wenn er den Mund aufmachte.
    »Wie kam der Fremde hierher?«
    »Zum Teufel, Combers, hältst du mich für eine Hexe, die hellsehen kann? Ich habe' ihn nicht danach gefragt, und er hat mir's von sich aus nicht auf die Nase gebunden.«
    »Wie sah er aus?«
    »Geschniegelt und gebügelt wie ein Lackaffe. Einer von diesen faulen, städtischen Herumtreibern, die zeit ihres Lebens noch keine zehn Minuten gearbeitet haben. Und ein verdammter Halsabschneider obendrein.«
    »Halsabschneider? Wieso?«
    »Als ich merkte, daß er scharf auf meinen Wagen war, dachte ich mir, wenn er tausend bietet, könnte er auch tausendeinhundert bezahlen. Aber er wollte ums Verrecken keinen Cent über tausend geben, der elende Geizhals.«
    »Wie groß war er?«
    »Genau deine Größe, Combers. Ohne Mütze gehst du gerade unter den Nagel neben der Tür. Der Fremde auch.« Dooley hatte vor Zeiten die Anschaffung eines Schneidermaßes vermeiden wollen, weil sie in seinen Augen eine unnötige Ausgabe war. Also hatte er kurzerhand jeden Kunden, der seinen Laden betrat, nach der Körpergröße gefragt. Entsprechend waren von ihm ringsum in den Wänden Nägel eingeschlagen worden. Wer jetzt einen Anzug bei Dooley kaufte, mußte so lange suchen, bis er den richtigen Nagel gefunden hatte für seine Körpergröße. Dann wußte Dooley die erforderliche Anzuggröße.
    »Wie schwer war er?« fragte

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