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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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schon fast das Lager erreicht.
    »Und wo ist er nun hergekommen?«, fragte ich.
    Larissa und Hayyid zuckten mit den Schultern. »Er war ganz plötzlich wieder da. Es ging so schnell, dass wir kaum rechtzeitig abtauchen konnten, um nicht entdeckt zu werden.«
    »Na toll. Damit sind wir genauso weit wie vorher.«
    »Nicht ganz.« Hayyid deutete auf die andere Seite. »Wir wissen jetzt, dass der Weg dort irgendwo liegt. Lasst uns einen Bogen schlagen und genau da suchen.«
    Wir liefen die Dünenflanke entlang, bis wir in sicherer Entfernung zum Lager der Ausgestoßenen waren, überquerten das Tal und gingen die Strecke wieder zurück, bis wir in etwa den Punkt erreicht hatten, an dem nach Larissas Angaben Chalid plötzlich aufgetaucht war.
    Es war nichts Besonderes zu erkennen, weder Spuren noch ein Pfad oder gar ein Eingang. Nur die immer gleich aussehenden Sanddünen. Ratlos blieben wir stehen.
    »Und nun?«, fragte ich niedergeschlagen. Die Sonne brannte, mein Wasser war alle, und ich hatte keine Lust, noch stundenlang durch den Sand zu irren.
    Larissa ging in die Hocke. Sie legte den Kopf zur Seite und inspizierte die gegenüberliegenden Dünen. Dann richtete sie sich entschlossen auf.
    »Wisst ihr, was eine Fata Morgana ist?«, fragte sie.
    »Klar«, antwortete ich ein wenig gereizt. Das wusste doch jedes Kind. Eine Fata Morgana war eine Luftspiegelung, die vor allem in der Wüste auftrat.
    »Habt ihr schon mal eine gesehen?«
    Hayyid nickte. »Hier gibt es so was ziemlich häufig.«
    »Auf unserer Fahrt haben wir aber keine bemerkt«, wandte ich ein.
    »Bisher nicht.« Larissa hob den Arm. »Jetzt schon.«
    Ich blickte in die Richtung, in die sie wies, erkannte aber außer den Dünen nichts. Auch Hayyid sah sie fragend an.
    »Wie tarnt man etwas, das aus seiner Umgebung hervorsticht?«, fragte Larissa. »Indem man es anders aussehen lässt. Diese Düne dort in der Mitte ist keine Düne.«
    »Das kann aber keine Fata Morgana sein«, wandte Hayyid ein. »Das würde man nämlich auf so kurze Distanz erkennen.«
    »Dann ist es eben etwas anderes. Auf jeden Fall ist dieser Hügel nicht echt.«
    Ich kniff die Augen zusammen und studierte die Düne genau. Für mich sah sie genauso aus wie die anderen Dünen auch.
    »Ich zeige es euch«, sagte Larissa, die unsere Zweifel mitbekam. Sie lief den Abhang hinunter, überquerte das schmale Tal zwischen den beiden Dünenreihen und – verschwand!
    Die Düne war noch da, aber Larissa war weg.
    Ungläubig starrten wir auf die Stelle, an der sie entschwunden war. Und wie aus dem Nichts tauchte sie genau da wieder auf.
    »Los, kommt schon«, winkte sie uns zu.
    Wir liefen zu ihr. Auch von ganz nah betrachtet, sah die Düne wie eine Düne aus. Ich konnte jedes einzelne Sandkorn erkennen. Es war eine perfekte Täuschung.
    »Wie hast du das rausbekommen?«, fragte ich Larissa.
    Sie lächelte verschmitzt. »Irgendwie sah diese Düne anders aus. Und als ich sie genau betrachtete, stellte ich fest, dass sie sich nicht bewegt. Rechts und links davon gibt es immer winzige Sandbewegungen, vom Wind oder von kleinen Tieren. Nur diese eine Düne sah aus wie gemalt. Das hat mich stutzig gemacht.«
    »Du wärst ein guter Bedu«, grinste Hayyid. »Eigentlich hätte ich das merken müssen.«
    »Nicht unbedingt«, sagte ich. »Hier geht es nicht um die Beobachtung der Natur, sondern um Intuition. Da braucht man schon ein besonderes Bewahrertalent wie das von Larissa.«
    »Ach was«, wehrte sie ab. »Ihr hättet das sicher auch entdeckt. Hauptsache, wir haben es gefunden. Und jetzt durch!«
    Ein wenig komisch war es schon, auf eine Düne zuzutreten und wie durch einen Vorhang zu gehen, auch wenn ich nichts spürte. Dann standen wir auf der anderen Seite.
    Wir blickten einen steilen Abhang hinab. Aus dem Sand auf der gegenüberliegenden Seite ragte ein bestimmt fünfzig Meter hohes Bauwerk auf. Vier mächtige rotbraune Säulen im Abstand von jeweils zehn Metern trugen ein verziertes Vordach, dessen Reliefs von einer solchen Abscheulichkeit waren, dass wir unsere Augen schnell abwendeten. Es zeigte eine Reihe von Gestalten, an denen nichts so war, wie es von Natur aus hätte sein sollen.
    Bei einer war der Kopf fast so groß wie der Leib, von dem sechs bizarr geformte Gliedmaßen abgingen. Die Kontur einer anderen war umgeben von kleinen Beulen, so als sei der dazugehörige Körper über und über mit Warzen bedeckt. Eine der Kreaturen hatte einen Kopf wie ein Baby, aber mit dem Gesicht eines Greises.

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