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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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wenn ihr wollt«, ergänzte seine Frau, die am Herd stand und das Rührei zubereitete.
    »Kein Problem«, erwiderte Larissa. »Wir werden erst mal ein wenig herumlaufen und uns mit der Stadt vertraut machen.«
    Campbell ging zu einer Kommode in der Ecke und nahm etwas aus einer Schublade. Als er zum Tisch zurückkehrte, hielt er ein abgegriffenes Buch in der Hand.
    »Das ist das Handbook to Edinburgh , der beste Stadtführer, den es gibt«, sagte er. »Leider wird er nicht mehr gedruckt. Ich wäre euch also dankbar, wenn ihr ihn mir wieder zurückbringt.«
    Das war wohl eine Art Friedensangebot. Trotzdem konnte er von seinem belehrenden Ton nicht lassen. Larissa und ich warfen uns einen vielsagenden Blick zu, schwiegen aber. Direkt nach dem Frühstück zogen wir uns warm an und marschierten los. Als wir von der Oxford Street in den Lutton Place einbiegen wollten, zupfte mich Larissa am Arm. »Sieh mal«, sagte sie und deutete nach rechts. Am Ende der Straße ragte ein gewaltiger Felsen auf, dessen Spitze nach wie vor mit Schnee bedeckt war. Es sah so aus, als sei die Stadt dort zu Ende.
    Ich kramte den Stadtführer hervor, den Campbell uns geliehen hatte, und fand schnell heraus, worum es sich dabei handelte. »Das ist Arthur’s Seat, einer der sieben Hügel, für die Edinburgh berühmt ist. Im Sommer ist er ein beliebtes Ausflugsziel, weil man von dort oben einen fantastischen Blick über die Stadt hat.«
    Wir gingen dieselbe Straße in die Innenstadt, durch die wir auch hergekommen waren. Um die Surgeon’s Hall herum hielt ich argwöhnisch Ausschau nach den beiden Jungen, die uns gestern hier angesprochen hatten. Zu meiner Erleichterung war von ihnen nichts zu sehen.
    Der Touristenansturm auf die Royal Mile, deren Kopfsteinpflaster rutschig von der überfrierenden Nässe war, hatte um diese frühe Stunde noch nicht begonnen. Schnell erreichten wir den gewaltigen Burgvorplatz, die Esplanade, auf der, das wusste ich aus meinen Recherchen, jedes Jahr das große Military Tattoo stattfand. Zu beiden Seiten fiel der Felsen steil ab. In Richtung Norden hatten wir einen faszinierenden Blick auf die New Town mit ihren wie mit einem Lineal gezogenen Straßen und stolzen Bürgerhäusern. In der Ferne konnten wir einen Streifen Wasser, den Firth of Forth, erkennen.
    Zum Süden hin erstreckte sich die Altstadt mit ihren engen, verwinkelten Gassen. Selbst bei Tag wirkte sie auf mich nicht sehr einladend. Ich stellte mir vor, wie die Menschen dort früher gehaust hatten, fast ohne Tageslicht zusammengepfercht in dunklen Gebäuden. Irgendetwas sagte mir, dass wir mit diesem Viertel noch nähere Bekanntschaft machen würden.
    Edinburgh Castle selbst war keine enge Burg, sondern eher ein befestigtes Dorf, das um die Spitze des Felsens herumgebaut war. Es gab Wohnhäuser und Museen, eine kleine Kapelle und einen großen Palast, Versammlungsräume und Kerker und natürlich die unvermeidlichen Andenkenläden und Cafés.
    Systematisch schritten wir das Burggelände ab. Wir zählten die Kanonen, die die Burg einst verteidigten, und durchstöberten die Ausstellungen der Scots Guard mit ihren historischen Dokumenten, ohne auf eine Spur zu stoßen, die uns weitergebracht hätte. Zum Schluss betraten wir den öffentlichen Teil des Palasts, wo wir durch enge Flure zum größten Schatz der Stadt, den schottischen Kronjuwelen, gelangten.
    Larissa begutachtete fachmännisch die dicken Tresortüren aus Stahl, die den Zugang außerhalb der Besuchszeiten verwehrten. Als wir schließlich den Raum mit den Kronjuwelen erreichten, war ich etwas enttäuscht. Es war nicht mehr als eine schmale Kammer mit einer gläsernen Vitrine in der Mitte. Ein uniformierter Wachmann stand an einer Seite des Raums und langweilte sich. In der Vitrine lagen ein Schwert, eine Krone, ein Szepter sowie ein ungefähr 65 mal 40 Zentimeter großer und 30 Zentimeter dicker Sandstein mit zwei darin eingelassenen Metallringen. Das war der Stone of Scone, der auch Stein des Schicksals genannt wurde.
    »Wieso liegt denn da ein popeliger Stein bei den Juwelen?«, fragte mich Larissa flüsternd.
    »Es ist der Krönungsstein der schottischen Könige«, erwiderte ich. »Die Zeremonien fanden in der Abtei von Scone statt. Der Stein lag immer auf dem Thron, und der frisch gekrönte Monarch setzte sich nach der Ernennung darauf.«
    »Und was ist das Besondere an dem Stein?«
    »Der Legende nach kommt der Stein aus Palästina, wo er bereits von Jakob während der Flucht vor seinem Bruder

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