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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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Edinburgh
    ist mit Sicherheit weltbekannt,
    was ich für eine Ehre halte für ganz Schottland,
    weil sie die größte in der Welt ist, das steht fest.
    Und sie ist innen so schön wie außen,
    für die Bildung ein Nest.
     
    Und auch die Burg ist wunderbar anzuschauen,
    die so viele Angriffe in den vergangenen Jahrhunderten
    hat zurückgehauen,
    und der Felsen, auf dem sie gebaut ist, ist kantig und schön,
    wenn die Büsche, die ihn umgeben, in voller Blüte stehn.
     
    Also, ihr Touristen, lasst euch von mir sagen,
    reist ins schöne Edinburgh, ohne lange zu zagen,
    es ist die einzige Stadt, die ich kenne,
    wo man verbringt seine Zeit
    mit der Besichtigung der schönen Anblicke
    und der Statuen, die stehen bereit.
     
    Von allen Städten in der Welt, oh Edinburgh,
    bist du die meine.
    Egal, wohin ich schaue, ich sehe immer
    von schönen Stellen eine.
    Und was die malerische Kulisse betrifft,
    keine ansehnlichere ich je fand.
    Drum ernenne ich dich hiermit zum Stolz
    des schönen Schottland.«
     
    Erwartungsvoll blickte er uns an. Ich hatte noch nie ein schlechteres Gedicht gehört oder gelesen. Hier stimmte gar nichts: weder das Versmaß noch die Reime noch der Inhalt.
    »Uhmm ...«, zögerte ich.
    Sein Blick verfinsterte sich. »Kinder!«, rief er und schwang seinen Stock gefährlich in alle Richtungen. Wir wichen rasch zwei Schritte zurück. »Kein Gefühl für die Poesie! Für den edlen Satz der Worte und Reime! Was soll nur werden aus dieser Welt!«
    »Sind Sie wirklich ein Dichter?«, fragte Larissa.
    Das hätte sie lieber gelassen. »Banausen!«, tobte McGonagall und fuchtelte noch heftiger mit seinem Stock. »Aus mir spricht der Geist der Poesie! Ich habe einige der größten Balladen der schottischen Literatur verfasst und bin dafür vom König von Burma mit dem Titel Sir William Topaz McGonagall, Ritter des Weißen Elefanten, ausgezeichnet worden!«
    »Schon gut«, versuchte ich ihn zu beschwichtigen. »Wir stellen Ihr künstlerisches Talent ja gar nicht infrage. Wahrscheinlich ist unser Englisch nicht gut genug, um die Feinheiten Ihrer Dichtung zu erfassen.«
    Das schien ihn etwas zu besänftigen. »Perlen vor die Säue«, brummelte er. Er zog eine kleine Blechdose aus der Tasche und nahm eine weiße Tablette heraus, die er sich in den Mund steckte. »Beecham’s Pills«, sagte er. »Ein wahres Wundermittel.
     
    Ob arm oder reich, wenn ihr seid krank,
    achtet darauf, dass ihr sie habt im Schrank!
    An Krankheiten gibt es viel’s,
    und die schnellste und sicherste Medizin
    sind Beecham’s Pills.
     
    Man zahlt nicht viel für eine Dose.
    Gegen Magenbeschwerden, Nervenfieber und Gürtelrose,
    gegen Schwindel, Übelkeit, Schüttelfrost und andres viel’s
    hilft nichts besser als Beecham’s Pills.
     
    Das ist bewiesen von den Tausenden, die sie ausprobiert,
    ob Frau oder Mann,
    sodass niemand das Gegenteil behaupten kann.
    Deshalb rat ich euch dazu, aus Herzen voll und im Geiste hell.
    Das ist die Empfehlung des Dichters McGonagall.«
     
    Er hielt uns das Döschen hin. »Sie wirken auch vorbeugend«, sagte er. »Nehmt ruhig eine. Vielleicht bringt es die Ungeduld der Jugend, die in euch wütet, ein wenig zur Ruhe.«
    »Vielen Dank«, wehrten wir beide gleichzeitig ab.
    Er zuckte mit den Schultern und steckte die Pillen wieder weg.
    »Nun, dann werde ich euch ein bisschen von unserer wunderschönen Stadt zeigen«, sagte er und marschierte los, ohne auf Larissa und mich zu warten. Wir sahen uns an.
    »Was hältst du von ihm?«, fragte ich leise.
    »Er sieht mir nicht wie ein Betrüger aus«, flüsterte sie. »Die würden auch nie ein so schlechtes Gedicht vortragen.«
    »Wenn man allen Betrügern ihr Handwerk ansehen könnte, dann wäre das eine brotlose Kunst«, wandte ich ein.
    »Aber er will nichts von uns. Im Gegenteil, ich hatte den Eindruck, er war nicht besonders glücklich darüber, mit uns zusammenzutreffen.«
    »Das stimmt. Und er weiß Bescheid über die Vergessenen Bücher. Also werden wir uns wohl mit ihm arrangieren müssen.«
    Larissa nickte. »Hauptsache, er behält seine Verse für sich.«
    Wir liefen hinter McGonagall her, der sich bereits auf halbem Weg zum Burgtor befand.
    In den folgenden zwei Stunden erhielten wir eine exklusive Führung durch die Royal Mile, allerdings auch weitere Kostproben seines dichterischen Werkes. Er schien jede Gelegenheit zu nutzen, uns an seinen Poetic Gems , seinen poetischen Edelsteinen, wie er sie nannte, teilhaben zu lassen.
    Wir gingen Castlehill

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