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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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Edinburgh viel gestritten worden war. Die Fenster und Fassaden waren teilweise mit Bambusstangen bedeckt, was ich ziemlich unschottisch fand. Aber vielleicht hatte man sich dabei ja etwas gedacht, das sich mir nur nicht erschloss.
    Wir bogen hinter dem Parlament in die Canongate ein und liefen den Hügel empor. Nach wenigen Minuten erreichten wir den Canongate-Friedhof mit Fergussons Statue davor.
    Der Bildhauer hatte den jungen Dichter in Eile dargestellt. Mit wehenden Rockschößen ging er voran, ein Buch mit dem rechten Arm an den Körper gepresst. Wir inspizierten es näher, fanden aber dort ebenso wenig einen Hinweis wie auf dem Pflaster um die Skulptur, in das die Gedichtzeile eingraviert war, die uns Campbell am Vorabend vorgetragen hatte.
    Die Tore zum Canongate-Friedhof standen offen. Wenn uns Knox hier mit Absicht hingeführt hatte, dann mussten wir in der Nähe auf eine Spur zum Buch der Leere stoßen. Da konnten wir auch gleich auf dem Friedhof beginnen.
    Die meisten Gräber machten einen ähnlich vernachlässigten Eindruck wie auf dem Greyfriars Kirkyard. Das Gelände fiel nach hinten ab. Direkt gegenüber ragte ein weiterer der sieben Hügel von Edinburgh auf, der Calton Hill. Wir konnten die Säulen des New Parliament Building gut erkennen. Windschiefe, mit Grünspan überzogene Grabsteine standen verlassen auf einer großen Rasenfläche herum. Die moosbedeckten Randsteine der Wege hatten sich zum Teil gelockert oder waren zerbrochen.
    Wir studierten verschiedene Grabtafeln, ohne irgendeinen Hinweis zu finden. Schließlich kehrten wir zum Ausgang zurück. Rundum war der Friedhof von schmucklosen Neubauten umgeben. Lediglich zur Straße hin ragte die Tolbooth wie eine mittelalterliche Trutzburg auf.
    Das sollte unser nächstes Ziel sein. Das ehemalige Gefängnis- und Gerichtsgebäude beherbergte heute ein kleines Museum, das den Namen »The People’s Story« trug. Hier wurde, wie uns McGonagall erklärt hatte, das Leben der einfachen Leute in Edinburgh gezeigt, die in der offiziellen Geschichtsschreibung meistens zu kurz kamen.
    Wir waren nur noch wenige Schritte vom Eingang entfernt, als eine Stimme hinter uns ertönte: »Arthur?«
    Wir drehten uns um und ich lief automatisch rot an. Es war Fiona. An ihrer Hand hielt sie zwei Mädchen, beide vielleicht drei oder vier Jahre alt.
    »Was für ein Zufall«, lächelte sie mich an.
    »Was ... was machst du denn hier?«, stammelte ich. Ein schneller Seitenblick auf Larissa zeigte mir, dass ihr Gesicht sich bereits bedrohlich bewölkte.
    »We visit mum, don’t we, dears?« , erklärte sie sowohl uns als auch den Mädchen, die brav neben ihr stehen geblieben waren. »Ihre Mutter ist die Leiterin des Tolbooth Museums, und wir wollen mal kurz Guten Tag sagen.«
    Ich nickte. »Da wollen wir auch gerade hin.«
    »Na, dann kommt.« Sie zog die Kinder weiter. Ich blickte Larissa an und zuckte mit den Schultern. Schließlich konnte ich nichts dafür, dass wir hier auf Fiona gestoßen waren.
    Wir betraten die Tolbooth. Meine Flugzeugbekanntschaft war mit den Kindern bereits an der Informationstheke vorbeigegangen.
    »Ich bringe die beiden eben zu ihrer Mutter«, rief sie. »Guckt euch schon mal um.«
    »Wie großzügig von ihr«, murmelte Larissa. Ich verkniff mir jeden Kommentar.
    Die Ausstellung begann direkt hinter dem Eingangsbereich mit vier armseligen Figuren in einer Nische, die eine Familie darstellen sollten. Sie erinnerten mich stark an die Menschen, die wir bei Knox gesehen hatten. Der Vater, gekleidet in einen schmuddeligen, zerschlissenen Mantel, blickte hoffnungslos ins Leere. Die vom Hunger gezeichnete Mutter hielt ein Baby im Arm. Sie war in eine dünne Decke gehüllt und starrte verbittert vor sich hin. Ein weiteres Kind in schmutzigen Lumpen spielte vor ihnen auf dem Boden mit Murmeln.
    Ihnen gegenüber stand der städtische Ausrufer. Welch einen Kontrast seine blaue, makellose Uniform und seine blank gewienerten Schuhe mit großen Schnallen zu den Armseligen in ihrer Nische darstellten! Dieses Edinburgh von damals war kein Zuckerschlecken, so viel war sicher.
    Es folgte eine mit Stroh ausgelegte Gefängniszelle, in der zwei Männer und eine Frau eingesperrt waren, bewacht von einem Soldaten in roter Montur.
    Das erinnerte mich alles zu sehr an den gestrigen Tag. Wir hielten uns nicht lange im Erdgeschoss auf, sondern gingen schnell die Treppe ins erste Stockwerk hoch. Hier gaben die Ausstellungsstücke einen Überblick über das Handwerk der

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