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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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Reise über ein kleines Reisebüro hier in Sanaa geplant. Es liegt in der Altstadt. Vielleicht wäre es eine gute Idee, dort mit euren Nachforschungen zu beginnen.«
    »Ich werde euch begleiten«, sagte Zakiya. »Für jemanden, der zum ersten Mal den Jemen besucht, ist es nicht ganz leicht, sich sofort zurechtzufinden.«
    Das Angebot nahmen wir gerne an. Nachdem wir Zakiya und Maurice geholfen hatten, den Tisch abzuräumen, machten wir uns für den Gang in die Stadt fertig. Inzwischen war die Temperatur deutlich angestiegen. Ich schmierte mir Nacken, Gesicht und Hände mit Sonnenblocker ein und holte meine Basecap aus dem Koffer. Der Rest des Körpers war durch das langärmelige Hemd und die Kleidung geschützt.
    Auch Zakiya trug eine lange Hose und ein weites Sweatshirt mit langen Ärmeln. Ihre Haare hatte sie mit einem Kopftuch bedeckt.
    »Muss man das hier tragen?«, fragte Larissa.
    Zakiya schüttelte den Kopf. »Man muss es nicht, schon gar nicht als Ausländerin. Aber ich finde, es kann nicht schaden, sich ein wenig an die Landessitten anzupassen. Bei dir sollte die Kappe reichen. In deinem weiten Hemd kannst du glatt als Junge durchgehen.«
    »Solange sie den Mund nicht aufmacht«, grinste ich.
    Larissa versetzte mir einen Knuff. »Das könnte dir so passen.«
    Wir verließen das Haus und machten uns auf in die Altstadt. Die Sonne schien, der Himmel war blau und ich genoss diesen Gegensatz zum kalten und dunklen Edinburgh. Jetzt erst wurde mir bewusst, wie sich die Tage dort auf mein Gemüt gelegt hatten. Ich spürte die Dunkelheit Edinburghs in mir und hoffte, sie würde sich im Sonnenlicht Sanaas auflösen.
    Die Straßen waren mit hupenden Autos verstopft, deren Fahrer sich gegenseitig wild zugestikulierten. Zwischen den Fahrzeugen schlängelten sich immer wieder junge Männer auf Mopeds hindurch. Die meisten von ihnen trugen weder Helme noch sonstige Schutzkleidung. Wir reihten uns in den Menschenstrom ein, der auf dem Bürgersteig in Richtung Altstadt schwappte.
    Wir brauchten nur wenige Minuten zu gehen, bis wir einen großen Platz erreichten, auf dessen anderer Seite eine gewaltige Stadtmauer mit einem riesigen Tor in der Mitte aufragte.
    »Das ist das Bab al-Yaman-Tor, das einzige der ehemals neun Tore zur Stadt, das noch existiert«, klärte uns Zakiya auf.
    Mitten auf der Straße, die vor dem Tor eine Biegung machte, hatte eine Gruppe von jungen Männern ihre Mopeds geparkt, um sich zu unterhalten. Das schien niemanden weiter zu stören. Die Autos drängten sich einfach rechts und links an ihnen vorbei. Ich wies Zakiya darauf hin.
    »Das ist typisch für Sanaa«, lachte sie. »Hier macht im Straßenverkehr jeder, was er will. Und es funktioniert, weil die Jemeniten ohne Aggressionen fahren. Man guckt, was der andere macht, lässt ihn mal vor, mal nicht, und irgendwie klappt das ganz gut.«
    Wir überquerten den Platz und durchschritten das mächtige Tor. Dahinter lag ein weiterer, kleinerer Platz, auf dem fliegende Händler verschließbare Plastiktaschen in allen erdenklichen Größen und Farben feilboten. Vor und neben uns erhoben sich die legendären, bis zu acht Stockwerke hohen Wohntürme aus Stein und Lehm.
    »Wir haben im Jemen schon Wolkenkratzer gebaut, als man in Amerika noch in Holzhütten lebte«, grinste Zakiya.
    Die Gebäude waren dicht aneinandergedrängt und abenteuerlich ineinander verschachtelt. Trotz des scheinbaren Chaos gab es eine gewisse Regelmäßigkeit von einfachen Formen, mit Flachdächern und Terrassen, vorspringenden Zinnen, wuchtigen Erkern und Fensterbögen mit bunt ausgelegtem Fensterglas. Manche der Häuser machten den Eindruck, als lehnten sie sich an ihre größeren Nachbarn an. Viele Bauwerke sahen so aus, als wären sie von Zuckerbäckern verziert worden.
    Verschlungene Ornamente aus weißem Kalk schmückten die Fassaden aus braunem Lehm oder grauem Stein. Wie uns Zakiya erklärte, schützten sie zugleich die Lehmwände vor der Witterung.
    »Die Lehmziegel, mit denen wir hier seit über neuntausend Jahren bauen, werden an der Luft getrocknet und erhalten durch die Sonnenbestrahlung eine solche Härte, dass Bauten aus ihnen Jahrhunderte überdauern können«, sagte sie.
    Wir überquerten den Vorplatz und tauchten in das Gewirr der Gassen ein. Die älteren Männer, von denen die meisten einen Schnurrbart besaßen, waren fast alle in einen Thawb gekleidet, ein knöchellanges Baumwollgewand, über dem sie ein Sakko im westlichen Stil trugen. Nahezu jeder hatte sich

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