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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sehr viel mit Ihnen zu tun. Es hat mit einem krankhaften Bedürfnis nach Liebe und menschlicher Bindung zu tun. Und der Ursprung dafür ist, denke ich, bei Ihnen zu suchen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Matthew Whateley ist tot. Chas Quilter ist tot. Jean Bonnamy liegt mit einem Schädelbruch im Krankenhaus. Das alles geschah, weil Sie nicht fähig sind, mit einem anderen Menschen in Beziehung zu treten, wenn er Ihnen nicht absolute Perfektion bietet.«
    »Das ist eine Unverschämtheit.«
    »Sie distanzierten sich von Ihrem Sohn, als er dreizehn Jahre alt war, nicht wahr? Weil er flennte, wie Sie sagten. Weil er Ihnen zu weich war.«
    Giles Byrne drückte mit einer heftigen Bewegung seine Zigarette aus. »Und aus dem gleichen Grund tötete ich wohl Matthew Whateley?« zischte er. »Wollen Sie darauf hinaus? Wenn ja, dann lassen Sie es sich lieber gleich gesagt sein, daß ich mir das nicht ohne meinen Anwalt anhören werde. Und wenn Ihre Partie beendet ist, Inspector, um beim Schachspiel zu bleiben, kann ich nur in Ihrem Interesse hoffen, daß Sie eine Alternativlaufbahn einschlagen können, denn bei der Polizei werden Sie erledigt sein. Ich hoffe, ich habe mich klar genug ausgedrückt. Sie haben es jetzt nicht mit einem Halbwüchsigen zu tun, den Sie einschüchtern können. Ich würde Ihnen raten, sich Ihre Worte gut zu überlegen, ehe Sie fortfahren.«
    Alan Lockwood mischte sich beschwichtigend ein.
    »Ich glaube kaum, daß der Inspector unterstellen will -«
    »Ich weiß genau, was er unterstellen will. Ich weiß, was ihm in die Nase gestiegen ist. Ich weiß, was in den Köpfen von Leuten seines Schlags vorgeht. Ich habe es oft genug erlebt, um zu wissen -«
    Eine Bewegung an der Tür lenkte Byrne ab, und er unterbrach seine zornige Tirade.
    Brian Byrne stand dort - und hinter ihm Barbara Havers. »Hallo, Vater«, sagte er. »Wie nett von dir, mich wissen zu lassen, daß du hier bist.«

    »Was hat das zu bedeuten?« fuhr Byrne Lynley an.
    Barbara schloß die Tür und führte Brian zum Tisch. Er setzte sich, nicht neben seinen Vater, sondern ihm gegenüber. Lockwood lockerte seine Krawatte. Sein Blick huschte zwischen Byrne und dessen Sohn hin und her. Niemand sagte etwas. Draußen ging jemand vorbei, aber keiner schaute zum Fenster.
    »Sergeant«, sagte Lynley.
    Wie zuvor Clive Pritchard, machte Barbara Havers jetzt Brian Byrne auf seine Rechte aufmerksam, und während sie es tat, blätterte sie in ihrem Block. Als sie geendet hatte, begann Byrne sofort zu sprechen.
    »Ich verlange einen Anwalt«, sagte Giles Byrne. »Auf der Stelle.«
    »Wir sind nicht hier, um Sie zu vernehmen«, entgegnete Lynley. »Folglich ist das nicht Ihre Entscheidung, sondern die Brians.« »Er will einen Anwalt«, blaffte Byrne. »Sofort.«
    »Brian?« sagte Lynley nur.
    Der Junge zuckte gleichgültig die Achseln.
    »Geben Sie mir ein Telefon«, befahl Byrne. »Lockwood, ein Telefon!«
    Lockwood wollte aufstehen, Lynley hielt ihn zurück.
    »Brian, möchten Sie bei diesem Gespräch einen Anwalt dabei haben? Die Entscheidung liegt einzig bei Ihnen. Nicht bei Ihrem Vater. Nicht bei mir. Noch bei sonst jemandem. Wollen Sie einen Anwalt haben?«
    Der Junge sah flüchtig seinen Vater an. »Nein«, sagte er.
    »Herrgott noch mal!« schimpfte Byrne wütend und schlug mit einer Hand auf den Tisch.
    »Nein.« Brians Stimme war fest.
    »Das soll doch nur eine Strafe -«
    »Nein«, sagte Brian wieder.
    Byrne wandte sich wütend Lynley zu. »Das haben Sie eingefädelt. Sie wußten, daß er ablehnen würde. Wenn Sie sich auch nur einen Moment einbilden, daß ein ordentliches Gericht eine solche Vorgehensweise akzeptieren wird, müssen Sie verrückt sein.«
    »Möchten Sie einen Anwalt haben, Brian?« wiederholte Lynley ruhig.
    »Ich habe gesagt, nein.«
    »Verdammt noch mal, hier geht's um Mord, du Idiot!« schrie Byrne. »Zeig doch wenigstens einmal in deinem Leben einen Funken Verstand.«
    Brian warf den Kopf zur Seite. Das Zucken an seinem Mundwinkel, das Lynley schon früher beobachtet hatte, verstärkte sich, und der Junge drückte sich die Faust auf die Wange, um den Muskel stillzuhalten.
    »Hörst du mir zu? Hörst du mich, Brian?« fragte Byrne scharf. »Wenn du nämlich glauben solltest, ich werde hier sitzen bleiben und zusehen, wie du -«
    »Geh raus«, sagte Brian.
    Byrne legte sich über den Tisch, packte den Jungen beim Arm und riß ihn vorwärts. »Du hältst dich wohl für sehr gescheit, was? Jetzt hast du mich soweit, daß ich vor

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