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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Schlüssel aus ihrem Fach in der Garderobe vor dem Lehrerzimmer. Das dürfte nicht schwer gewesen sein, und du konntest ziemlich sicher sein, daß ihr der Schlüssel am Wochenende nicht fehlen würde. Am späten Freitagabend holtest du Matthew aus der Dachkammer in Kalchas. Du brachtest ihn in den Chemiesaal und tötetest ihn im Abzug. Dann trugst du ihn zurück, damit Clive ihn, wenn er das nächstemal in die Kammer hinaufging, tot vorfinden und - da er ja nicht wissen konnte, wie er gestorben war - glauben würde, er sei schuld. In seiner Panik würde der selbstverständlich zu dir kommen und dich um Hilfe bitten. Und du würdest ihm anbieten, die Leiche verschwinden zu lassen. Clive wird dir sehr dankbar gewesen sein und selbstverständlich bereit, dir zu helfen. Du brauchtest keine Angst zu haben, daß er dich verraten würde, weil er damit ja sich selbst verraten hätte. Aber Chas wußte die Wahrheit, nicht wahr? Ich denke, du mußtest sie ihm sagen, denn nur so konntest du ihm ja zeigen, was du aus Liebe zu ihm für ihn getan hattest. Er wußte es also. Vielleicht nicht von Anfang an. Aber er hat es erfahren. Von dir selbst. Als du fandest, es wäre an der Zeit, dich seiner Dankbarkeit zu versichern.«
    Alan Lockwood protestierte. »Wie soll denn das alles geschehen sein. Wir haben hier Hunderte von Schülern - einen Aufsichtslehrer - es ist ausgeschlossen. Ich glaube es nicht.«
    »Die meisten Schüler waren über das Wochenende nicht hier. Das Internat war praktisch verlassen.«
    Selbst jetzt schaffte es Lynley nicht hinzuzufügen, daß der Aufsichtslehrer - John Corntel - vergessen hatte, seine Runde zu machen, und Brian, dessen Zimmer sich gleich neben Corntels Räumen befand, wahrscheinlich gewußt hatte, daß Corntel an diesem Abend nicht allein war.
    »Aber warum? Warum?« fragte Lockwood. »Was hatte Chas Quilter denn zu fürchten?«
    »Er kannte die Vorschriften, Mr. Lockwood. Er hatte intime Beziehungen zu einem Mädchen dieser Schule gehabt. Sie erwartete ein Kind von ihm. Er nahm einen der schuleigenen Busse, um zu ihr zu fahren. Er hatte die Wahrheit über Clive Pritchards Mißhandlungen an Harry Morant verheimlicht. Er war fest überzeugt, daß er aus der Schule ausgeschlossen werden würde, wenn das alles ans Licht käme, und glaubte, damit würde seine ganze Zukunft zerstört werden. Sein Fehler war, daß er das alles Brian anvertraute. Brian sah nämlich sofort, wie er es verwenden konnte, um sich Chas' Dankbarkeit zu sichern. Aber Brian berücksichtigte nicht, daß Chas schwer unter Schuldgefühlen leiden würde, ganz zu schweigen von der Angst, doch entdeckt zu werden. Die Gefahr der Entdeckung war nämlich mit Matthew Whateleys Tod nicht gebannt. Ich zweifle nicht daran, daß Chas auch darüber mit Brian sprach. Und Brian, der zwar einsah, daß er Chas die Schuldgefühle nicht nehmen konnte, meinte, er könnte wenigstens die Gefahr beseitigen. Darum überfiel er Jean Bonnamy. Um Chas erneut seine Liebe und Freundschaft zu beweisen und Chas damit noch fester an sich zu binden.«
    Brian zog die Hände vom Gesicht und sah auf. Seine Augen waren stumpf. »Soll ich das jetzt alles bestätigen? Geht es Ihnen darum?«
    »Brian, um Gottes willen«, flehte sein Vater.
    Doch Lynley schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nötig.
    Wir haben die Indizien aus dem Chemiesaal, dem Kleinbus und der Mansarde im Haus Kalchas. Wir haben die Beschreibung, die Jean Bonnamy uns von Ihnen gegeben hat, und wir werden an Ihren Kleidern fraglos Spuren ihres Bluts, ihres Haares und ihrer Haut finden. Wir wissen, daß Sie in der Chemie nicht unbewandert sind. Und Clive Pritchard wird uns, denke ich, letztendlich die Wahrheit sagen. Im Gegensatz zu Chas wird er kaum bereit sein, sich das Leben zu nehmen, nur um Sie zu schützen, wenn er einmal erfahren hat, wie Matthew Whateley umgekommen ist. Sie brauchen uns nichts zu bestätigen, Brian. Das ist nicht der Grund, weshalb ich Sie holen ließ.«
    »Warum dann?«
    Lynley zog die beiden Schulkrawatten aus der Tasche. Er breitete sie auf dem Tisch aus. »Die eine dieser Krawatten ist vorherrschend gelb, die andere blau. Würden Sie mir zeigen, welche was ist, Brian?«
    Der Junge hob die Hand und ließ sie wieder sinken, jetzt so unfähig zu entscheiden wie vor zwei Tagen, als er zum Hockeyspiel das falsche Trikot gewählt hatte.
    »Ich - ich weiß nicht. Ich kann es nicht unterscheiden. Die Farben - ich habe Schwierigkeiten -«
    »Nein!« Giles Byrne sprang auf. »Gott

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