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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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schweigend aus dem Zimmer. Er fand St. James im Wohnzimmer in Gesellschaft von Inspector Canerone und einem uniformierten Beamten.
    »Eindeutig Selbstmord«, sagte Canerone, als Lynley hereinkam. »Der Junge kam schon mit der Absicht hierher.«
    Er reichte Lynley die notdürftig gefertigte Schlinge. Sie war aus zwei Schulkrawatten von Bredgar Chambers zusammengeknotet, die eine blau mit schmalen gelben Streifen, die andere genau umgekehrt, gelb mit schmalen blauen Streifen.
    Lynley drehte sie in den Händen. Gelb auf Blau. Blau auf Gelb. Matthew war nicht das Ende, nein. Aber bis zu diesem Augenblick hatte Lynley sich ablenken lassen und auf Nebenkriegsschauplätzen gekämpft und darüber die schreckliche Wahrheit nicht gesehen.
    »Wir müssen zur Schule zurück«, sagte er zu St. James. Und zu Canerone: »Schaffen Sie das hier mit Ihren Leuten?«
    »Natürlich.«
    Lynley rollte die beiden Krawatten zusammen und steckte sie ein. Er sprach nicht. Statt dessen ging er daran, die Fakten, die ihm bekannt waren, zu sichten und zu ordnen, und stieß endlich zum Kern vor, der das einzige war, was blieb, nachdem Motive ausgeschieden und Gelegenheiten genauer Prüfung unterzogen waren. Mit einem Nicken zu Canerone ging er aus dem Zimmer.
    Als sie im Wagen saßen, brach St. James in Lynleys Gedanken ein. »Was ist, Tommy? Du glaubst doch nicht etwa, daß es gar kein Selbstmord ist?«
    »Doch. Chas Quilter hat sich selbst das Leben genommen. Daran zweifle ich nicht. Für ihn gab es, soweit er sehen konnte, nur zwei Möglichkeiten: Entweder Schluß machen oder die Wahrheit sagen. Der Tod schien ihm die bessere Alternative.« Lynley schlug mit der Faust aufs Steuerrad: »Es steht groß und breit auf der verdammten Wand in der verdammten Kapelle. Ich habe es gelesen. Ich hab's mit eigenen Augen gelesen, St. James.«
    »Was denn?«
    »Per mortes eorum vivimus. Durch ihren Tod leben wir. Das Denkmal, das die Schule ihren ehemaligen Schülern setzte, die im Krieg gefallen sind. Und er hat's geschluckt, verdammt noch mal. Er hat das geschluckt und alles andere - das ungeschriebene Gesetz von unverbrüchlicher Loyalität, das ihn seinen Mitschülern gegenüber verpflichtete, genauso wie die Forderungen von Ehre und Anstand. Darum hat er sich das Leben genommen. St. James, er hängte sich lieber auf, als die Wahrheit zu sagen. Durch seinen Tod leben andere. Cecilia hat es am besten ausgedrückt. ›Er schützte die anderen.‹ Aber es gilt auch umgekehrt, nicht wahr? Man schützt keinen Freund, der einen selbst nicht schützt.«
    »Willst du damit sagen, daß Chas Quilter den kleinen Whateley nicht getötet hat?«
    »Ja. Er hat Matthew Whateley nicht getötet. Aber er war der Grund für Matthews Tod.«

    Barbara Havers kam gerade aus der Kapelle, als Lynley und St. James durch das Haupttor der Schule traten. Sie sah zerzaust und sehr abgespannt aus.
    »Nkata hat noch mal aus Exeter angerufen«, berichtete sie.
    »Und?«
    »Nichts zu finden, sagt er. Wenn dort vor dreizehn Jahren wirklich ein kleiner Eurasier zur Welt kam, dessen Adoption durch Giles Byrne vermittelt wurde, hat niemand davon gehört. Alle sagten das gleiche, als Nkata die Situation erklärte. Eine Adoption der Art, wie Byrne sie uns geschildert hat, wäre eine rein private Angelegenheit, die üblicherweise zwischen der Mutter, einem Anwalt und den Adoptiveltern vereinbart wird. Das war's. Byrnes Geschichte ist erfunden. Aber wir haben Glück - der Verwaltungsrat sitzt schon den ganzen Abend in Lockwoods Konferenzzimmer, und Byrne ist auch dabei.«
    Lynley war über Nkatas Mitteilung nicht überrascht. Im Gegenteil, ein weiteres Stück des Puzzles hatte damit seinen richtigen Platz gefunden. »Wie geht es Jean Bonnamy?«
    Barbara Havers stieß mit der Schuhspitze gegen einen unebenen Stein im Boden. »Die Ärzte sind etwas optimistischer. Sie glauben, daß sie durchkommt.«
    »Ist sie noch bewußtlos?«
    »Ja, aber ehe sie in den Operationssaal gebracht wurde, kam sie kurz zu sich.«
    »Konnte sie sprechen?«
    »Wenig, aber es reichte.«
    »Und?«
    »Sie konnte den Freunden aus Horsham eine Beschreibung geben. Ich war dabei, als sie sie aufnahmen. Sie konnte den Angreifer nicht deutlich sehen, weil es ziemlich dunkel war, aber sie hat genug gesehen. Chas Quilter war es eindeutig nicht, Sir. An der Beschreibung paßt nichts. Weder die Körpergröße noch das Gewicht, noch die Statur. Auch die Haarfarbe nicht. Und der Angreifer trug keine Brille. Wir tappen also wieder im

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