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03 - Auf Ehre und Gewissen

03 - Auf Ehre und Gewissen

Titel: 03 - Auf Ehre und Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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rieb sich mit einer Hand nachdenklich das Kinn und bemühte sich, den Tabakgeruch zu ignorieren. »Es ist Freitag nachmittag. Sie haben Matthew Whateley in Ihre Gewalt gebracht. Wo verstecken Sie ihn, Sergeant?«
    Sie schnippte die Asche auf den Boden und zerrieb sie mit der Schuhspitze. »Das kommt wahrscheinlich darauf an, was ich mit ihm vorhabe. Und wie ich's anstellen will.«
    »Weiter.«
    »Wenn ich mich ein bißchen mit ihm vergnügen wollte - so nach Art des Schulpäderasten -, so würde ich ihn irgendwohin schleppen, wo er auf keinen Fall gehört werden kann, falls ihm das Spielchen nicht so gut gefallen sollte wie mir.«
    »Und wo wäre das?«
    Sie ließ den Blick suchend über das Gelände schweifen, während sie antwortete. »Freitag nachmittag. Die Jungen sind alle auf dem Spielfeld. Es ist nach dem Mittagessen, also hielte ich mich der Küche fern, wo die Leute beim Abspülen und Saubermachen sind. Die Wohnheime sind auch nicht sicher, weil da immer jemand kommen kann. Ich würde mir also einen Lagerraum suchen. Im Theaterbau vielleicht. Oder bei den Mathematikern oder Naturwissenschaftlern.«
    »Nicht in einem Gebäude um den Haupthof?«
    »Die sind dem Verwaltungstrakt zu nahe. Es sei denn -«
    »Ja?«
    »Die Kapelle. Die Sakristei. Der Probensaal daneben.«
    »Alles ziemlich riskant für ein Rendezvous, wie es Ihnen vorschwebt.«
    »Ja, wahrscheinlich. Aber nehmen wir mal an, mir schwebt was anderes vor. Ich schnapp mir den Jungen nur, um ihm ein bißchen Angst einzujagen. Aus Jux. Weil ich mit jemandem gewettet habe. Dann würde ich ihn woanders hinbringen. Es müßte nicht abgelegen sein. Es müßte nur ausreichen, um ihm einen Heidenschiß einzujagen.«
    »Zum Beispiel?«
    »In den Glockenturm rauf, aufs Dach. Absolut ideal, wenn der Kleine Höhenangst hat.«
    »Aber schwer zu bewältigen, wenn er sich wehren sollte, meinen Sie nicht.«
    »Aber wenn's jemand wäre, dem er vertraut oder den er bewundert und vor dem er glaubt, keine Angst haben zu müssen, würde er bestimmt brav mitgehen.«
    »Na gut«, meinte Lynley. »Chas Quilter hat Ihnen gestern das Gelände gezeigt. Haben Sie die Anlage einigermaßen im Kopf?«
    »Ganz gut, ja.«
    »Dann schauen Sie sich mal um. Sehen Sie, ob Sie einen Ort entdecken, wo man Matthew mindestens ein paar Stunden lang versteckt halten könnte, ohne daß jemand etwas merkte.«
    »Soll ich mir vorstellen, ich wäre ein Päderast?«
    »Wenn das notwendig ist. Ich werde mich jetzt mal mit John Corntel unterhalten.«
    Sie ließ ihre Zigarette zu Boden fallen und trat sie aus.
    »Hat Sie der Päderast auf den Gedanken gebracht?« fragte sie.
    »Ich hoffe es nicht«, antwortete er.
    Während sie die Auffahrt hinunterging, steuerte er auf den Seitenweg zu, der ihn zum Haus Erebos führen würde, wo John Corntel seine Privaträume hatte. Aber er war gerade erst bis zur Abzweigung gekommen, als er jemanden seinen Namen rufen hörte. Er drehte sich um und sah Elaine Roly kommen, die im Laufen in die Ärmel einer schwarzen Strickjacke schlüpfte. Große Wasserflecken verdunkelten ihr Kleid.
    »Das war wahrhaftig eine gründliche Wäsche«, sagte sie lachend und wischte über die Flecken, als könne sie sie dadurch trocknen. »Mit so kleinem Gemüse hab ich leider keine besonders glückliche Hand. Aber wenn sie ein bißchen älter sind, werde ich gut mit ihnen fertig.«
    »Wie Sie das ja im Haus Erebos bewiesen haben«, erwiderte Lynley.
    »Ja. Sie sind auf dem Weg dorthin? Ich komme gleich mit, wenn es Ihnen recht ist.«
    Sie setzte sich in Bewegung. Lynley ging schweigend neben ihr her. Er wartete auf eine Erklärung. Gewiß hatte nicht ein plötzlicher Wunsch nach Begleitung auf dem Rückweg zum Wohnheim sie dazu veranlaßt, ihm nachzulaufen. Er hörte sie seufzen.
    »Frank Orten hat Ihnen nichts von seiner Tochter gesagt, Inspector.« Sie zupfte an den Knöpfen ihrer Jacke, als wollte sie sich vergewissern, daß sie fest saßen. »Sie werden glauben, er will Ihnen etwas verheimlichen. Ich könnte mir denken, daß Sie es leicht merken, wenn jemand nicht ganz offen ist.«
    »Ja, ich hatte den Eindruck, daß er mir etwas verschwieg.«
    »Das stimmt. Aber der Grund dafür ist sein Stolz, nicht etwa das schlechte Gewissen. Außerdem muß er an seine Stellung denken. Er will sie auf keinen Fall verlieren. Das ist verständlich, nicht? Der Direktor kann ziemlich hart sein, wenn man seine Pflicht vernachlässigt. Auch wenn man's aus einer Notlage tut.« Sie sprach

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