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03 - Der Herr der Wölfe

03 - Der Herr der Wölfe

Titel: 03 - Der Herr der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Geschrei erstarb. Alle beobachteten, wie Gerald auf seinem weißen Hengst zu Melisande ritt, und warteten ab, was nun geschehen würde. »Übergebt mir meine kleine Kusine, Philippe!« forderte er grinsend. »Dann könnt Ihr ebenso wie Eure ganze Truppe die Waffen strecken und am Leben bleiben.«
    »Ihr habt den Grafen auf niederträchtigste Weise in den Tod gelockt«, erwiderte der tapfere Gaston. »Und nun sollen wir Euch seine Tochter überantworten?«
    »Falls ich Euch auf einen wesentlichen Punkt hinweisen darf - Ihr habt keine andere Wahl.«
    »Du darfst meinen Männern nichts antun, Gerald!« rief Melisande und kämpfte wieder mit den Tränen. Unwillkürlich schaute sie zur Leiche ihres Vaters hinüber. Er lag immer noch an der Stelle, wo er gefallen war, und dieser Anblick erfüllte sie mit wilder Rachsucht.
    Entschlossen drückte sie die Fersen in Warriors Flanken und sprengte ihrem Feind entgegen, ehe Gaston oder Philippe einzugreifen vermochten.
    Die Männer ringsum beobachteten ungläubig, wie sie aus dem Sattel schnellte, sich auf Gerald stürzte und ihn zu Boden riss. Gellend verfluchte er sein Gefolge, das ihn entgeistert angaffte und nicht begriff, wie es einem so zarten Mädchen gelungen war, einen starken, erprobten Krieger vom Pferd zu werfen.
    Melisandes Fingernägel kratzten seine Wangen blutig, und er schrie erbost: »Verdammt, schafft mir diese Teufelin vom Hals!« Zitternd vor Zorn, hob sie ihr Schwert, aber bevor sie zustechen konnte, wurde sie an beiden Armen gepackt und von Gerald weggezerrt.
    Blut rann an seinem Hals hinab, und er wischte es wütend weg. »Dafür wirst du bezahlen, meine süße Kusine. « Mühsam stand er auf und schwankte unter dem Gewicht seines Kettenhemds. »Du elende kleine Bestie!« Zu seinen Leuten gewandt, befahl er: »Tötet sie alle - jeden einzelnen ihrer infernalischen Beschützer!«
    »Du hast versprochen, sie zu schonen, wenn du mich in deiner Gewalt hast!« protestierte Melisande.
    Seine haselnussbraunen Augen blinzelten sie an, dann lächelte er. »Dazu besteht jetzt kein Anlass mehr, nachdem du so sanftmütig und fügsam zu mir gekommen bist. « Mit erhobener Stimme fuhr er fort: »Metzelt sie alle nieder! Und du … « Sein ausgestreckter Zeigefinger wies auf Melisande. »Du wirst lernen, mir zu gehorchen, oder einen langsamen, qualvollen Tod erleiden.«
    »Das wagst du nicht! Der König würde dich hinrichten.«
    »Nun, wir werden sehen … « Er griff nach einer ihrer ebenholzschwarzen Haarsträhnen und zog sie zu sich heran, hob sie auf sein Pferd und sprang hinter ihr auf. »Was für ein hübsches Kind du bist! Vielleicht kann ich meinen Hass lange genug unterdrücken, um zu beobachten, wie dich meine dänischen Freunde zu ihrer Sklavin machen. Und möglicherweise ist einer sogar bereit, dich zu beschützen und zu warten, bis du erwachsen wirst … So oder so, vorerst bist du mir hilflos ausgeliefert.« Triumphierend blickte er sich um und schrie: »Schaut her! Ihr alle seid meine Zeugen! Das Mädchen und die Festung gehören mir!«
    Seinen Worten folgte ein seltsames Schweigen, eine Grabesstille, die eine halbe Ewigkeit zu dauern schien und dann auf unvermutete Weise durchbrochen wurde. Von Geralds starken Armen umschlungen, die ihr beinahe die Luft abwürgten, spürte Melisande, wie die Erde unter den Hufen seines Hengstes bebte.
    Reiter galoppierten über den Grat unter seiner Führung. Hoch aufgerichtet saß er auf einem pechschwarzen Pferd, das ebenso überlebensgroß wirkte wie sein Herr. Der wehende Mantel betonte die breiten Schultern des Wikingers, das Kettenhemd funkelte im schwachen Sonnenlicht, das nun zwischen den Wolken hervorschimmerte. Er trug einen kegelförmigen Helm mit Nasenplatte, der nur die Augen und das energische, in kaltem Zorn verkantete Kinn freiließ.
    Seine Augen leuchteten aus dem silbrigen Helm, in einer Farbe, die Melisande nie zuvor gesehen hatte, blau wie der Himmel an einem Sommertag, wie das Meer. Sie schienen alles auf einmal zu registrieren und durch alles hindurchzuschauen.
    Nur fünfzehn Schritte von ihr entfernt, zügelte er seinen Hengst, und sie zitterte am ganzen Körper. Diesen Mann fürchtete sie noch mehr als Gerald, was keinen Sinn ergab, denn ihr grausamer Verwandter würde nicht zögern, ihre Kehle zu durchschneiden. Aber er besaß nicht jene unglaubliche Macht, die der Fremde ausstrahlte, die bis zu ihrer Seele vordrang, alles forderte und keinen Widerstand duldete.
    Aber was bildet er sich

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