Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 - Der Herr der Wölfe

03 - Der Herr der Wölfe

Titel: 03 - Der Herr der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
Körper, als sie über das Schlachtfeld hinwegblickte. Geralds Männer waren zurückgewichen. Unbehaglich warteten sie am Hang unterhalb des Grats. Sie wagten nicht zu fliehen.
    Die Krieger des Wikingers bildeten eine dichtgeschlossene Reihe hinter ihrem Anführer. Und in einiger Entfernung wartete Melisandes Truppe. Tiefe Stille breitete sich aus, nicht einmal ein Pferdehuf scharrte, so als hätten die Tiere Angst, sich zu bewegen.
    Nach dem Tod des Grafen hätten seine Männer beinahe die Schlacht verloren. Nun lag Geralds Leiche am Boden, und seine Streitkräfte zeigten Verwirrung. Wenn wir wollten, dachte Melisande, könnten wir die tückischen Angreifer niedermähen wie erntereifen Weizen. Die Versuchung war groß.
    Meeresnebel umwehte die reglosen Gestalten, und plötzlich hob sich Conars funkelndes Schwert aus den grauen Schleiern. Sein Siegesruf galt auch als Warnung, und er brauchte nicht vorzupreschen. Die Angreifer, Dänen und Einheimische gleichermaßen, schwangen ihre Pferde herum und verschwanden hinter dem Grat.
    Das Schwert des Wikingers zeigte immer noch zum Himmel empor, als würde er Kraft aus einem Bündnis mit dem Donnergott schöpfen. Sein schwarzer Hengst bäumte sich auf und landete wieder auf allen vieren, als der Wikinger sich zu Melisande wandte. Trotz der Entfernung glaubte sie, die eisige Glut in seinen blauen Augen zu erkennen.
    Was hatten Ragwald, die Männer ihres Vaters und sie selbst getan, um diesen Sieg zu erringen? Hatten sie sich Teufeln und Dämonen verkauft - mit Heiden paktiert? Welchen Preis würden sie zahlen müssen? Er ritt auf sie zu, und sie war unfähig, seinem durchdringenden Blick auszuweichen. Entschlossen straffte sie die Schultern. Ihr Vater hatte stets beteuert, eines Tages würde dieses Land ihr gehören. Krampfhaft schluckte sie und beschloss, vor diesem hochmütigen Mann nicht zu zittern. Dafür gab es auch gar keinen Grund, denn sie stammte aus edlem fränkischem Geblüt und war die Tochter ihres Vaters. Würdevoll sprach sie: »Seid bedankt für Eure Hilfe. Wir heißen Euch alle willkommen und bieten Euch unsere Gastfreundschaft an.«
    Er antwortete nicht sofort, und sie fragte sich, ob er ihre Sprache verstand. Dann funkelten seine Augen belustigt. »Tatsächlich? Ihr heißt mich willkommen? Und wer seid Ihr, wenn ich fragen darf?«
    »Gräfin Melisande.«
    »Oh! Nun, dann werdet Ihr noch viel mehr tun, als mich willkommen zu heißen, Gräfin.«
    »Und das wäre?«
    »Ihr werdet mir gehorchen, kleines Mädchen.«
    »Wie könnt Ihr es wagen!« rief sie ärgerlich. »Ich kenne Euch nicht einmal, und einem heidnischen Wikinger werde ich niemals gehorchen!«
    »Melisande!« flüsterte Philippe an ihrer Seite. »Bedenkt bitte, was er getan hat … «
    »Er ist ein Wikinger!« zischte sie.
    »Mein Herr! Mein Herr!« Ragwald galoppierte heran. Wie Melisande wusste, stieg er nur im äußersten Notfall auf ein Pferd. Und er sah sehr seltsam aus auf dem großen Streitroß, mit wehendem Mantel, das Haar wild zerzaust.
    »Ja, Ragwald?« Der Wikinger nickte ihm zu.
    Kannten sich die beiden? Natürlich! Nun entsann sich Melisande, dass der alte Mann zur Küste geritten war, um Conars Hilfe zu erbitten, um sie vor Gerald und seinen Streitkräften zu retten. Und irgendwie ahnte sie, dass Ragwald schon vor dieser Begegnung von dem Mann gehört hatte.
    »Melisande!« Ihr Lehrer und Ratgeber warf ihr einen warnenden Blick zu. »Wir stehen in der Schuld des Prinzen von Dubhlain.«
    »Dann müssen wir unsere Schuld begleichen.«
    Der Heide mit dem christlichen Namen schaute an ihr vorbei auf Ragwald. »Ist das wirklich Gräfin Melisande?« Diese Tatsache schien ihm zu missfallen.
    »O ja, mein Herr, und so schön, wie ich es versprochen habe … «
    »Aber sie ist noch ein Kind!« rief Conar.
    Entrüstet starrte sie ihn an. Ein Kind, das den Mord an seinem Vater beobachtet, sich in den Kampf gestürzt und seine Sache keineswegs schlecht gemacht hatte! »Wie ich bereits sagte, mein Herr Wikinger « , fauchte sie, »wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um unsere Schuld zu bezahlen.«
    Er sah sie noch immer nicht an. »Ein Kind!« wiederholte er.
    »Es war die Absicht ihres Vaters, Euch mit ihr zu vereinen«, erklärte Ragwald hastig. »Natürlich erst in einiger Zeit. Er hoffte, Ihr beide würdet gewisse Gefühle füreinander entwickeln. jetzt haben sich die Umstände allerdings geändert, und wir können nicht warten. Diese Festung braucht einen Herrn, sonst wären

Weitere Kostenlose Bücher