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03 - Der Herr der Wölfe

03 - Der Herr der Wölfe

Titel: 03 - Der Herr der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Rhiannon, die an seiner anderen Seite saß. Ihre silbergrauen Augen musterten ihn forschend. »Du musst Geduld haben«, bat sie leise. »Nach allem, was ich mir zusammenreimen kann, musst du deine Frau wie ein Tyrann behandelt haben.« Als er die Brauen hob, vertiefte sich ihr Lächeln. »Du erinnerst mich so sehr an Eric und an deinen Vater. Gerade dann, wenn ihr nur das Beste wollt, verliert ihr die Beherrschung. Gib dir selber eine Chance! Vielleicht wirst du herausfinden, dass du deine Frau magst.«
    »Nie habe ich behauptet, ich würde sie nicht mögen.
    Sie bezaubert mich sogar.«
    »Oh, du meinst wohl, du begehrst sie.« Inzwischen war Rhiannon lange genug mit Eric verheiratet, und wenn sie mit ihren temperamentvollen Schwägern sprach, nahm sie kein Blatt mehr vor den Mund. »Aber ich wollte dir empfehlen, sie zu mögen - zu lieben. Sei nicht gekränkt, wenn ich so offen spreche, aber ihr bedeutet mir beide sehr viel. «
    Er griff nach ihrer Hand. »Niemals könntest du mich kränken, schöne Schwägerin. Aber glaub mir, ich habe nichts gegen meine Frau. Es ist nur … « Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: »Bei fast jeder Gelegenheit bringt sie mich in Wut. Für sie bin ich nur ein elender Wikinger, sonst nichts.«
    Nachdenklich hob sie ihren Weinkelch an die Lippen und nippte daran. »Du musst bedenken, dass Melisande die geschichtlichen Zusammenhänge kennt. Seit dem Angriff auf Lindesfarne im Jahr 797 fürchteten wir alle den Zorn der Nordländen Und es fällt uns oft schwer, sie als Verbündete zu akzeptieren.« Sie sah, wie sich seine
    Augen verengten. »Conar, du musst es zugeben - die Wikinger fallen gnadenlos über ihre Feinde her, plündern ganze Städte, morden und vergewaltigen die Frauen.«
    Plötzlich beugte sich Eric vor und suchte den Blick seines Bruders. »Spricht sie von mir?«
    Conar schüttelte den Kopf. »Diesmal meint sie wohl eher mich«, entgegnete er trocken.
    Als Rhiannon ihren Mann anlächelte, hauchte er einen Kuss auf ihre Lippen, und Conar schaute diskret woandershin. Er ergriff den Becher, der zwischen ihm und seiner Frau stand, so wie es Sitte war. Dabei berührte er ihre Hand, und ihre Blicke trafen sich kurz.
    Offenbar hatte sie sich nicht mehr mit ihrem jungen Schwager unterhalten und ebensowenig Conars Gespräch mit Rhiannon belauscht. Ihre Aufmerksamkeit galt Mergwin und Brenna, die weiter unten an der Tafel saßen. Hastig zog sie ihre Finger vom Kelch zurück, als hätte sie sich verbrannt.
    »Bitte, trink du zuerst«, forderte Conar sie auf.
    »Nein, mein Gemahl, das ist dein Vorrecht.«
    Er reichte ihr den Becher. »Trink etwas Wein, Melisande. Du wirst eine Stärkung brauchen.«
    »Ja, ganz sicher … « In einem Zug leerte sie den Kelch. »Und ich glaube, ich brauche noch mehr.«
    Er bedeutete der jungen Dienerin, den Kelch nachzufüllen.
    »Wie lange wirst du hierbleiben?« erkundigte sich Bryce bei seinem Bruder.
    Eigentlich wollte Conar wahrheitsgemäß antworten, doch er erinnerte sich, wie brennend diese Frage seine Frau interessierte. Und so erwiderte er ausweichend: »Das weiß ich noch nicht. Es hängt vom Wind ab.«
    Bryce runzelte die Stirn. Gewiss, der Wind und die Gezeiten beeinflussten eine Schiffsreise, aber Conar hatte gelernt, bei jedem Wetter zu. segeln. Doch er verfolgte das Thema nicht weiter und beteuerte stattdessen, er freue sich über das Wiedersehen.
    »Auch ich genieße die Gesellschaft meiner Familie«, entgegnete Conar. »Und Melisande ist entzückt über meine Ankunft. Sie fühlte sich so - vernachlässigt.«
    »Ja, ich bin überglücklich«, bestätigte sie, und er spießte grinsend mit seinem Messer ein Stück Fleisch auf. Der Tisch war reichlich gedeckt, mit Wildschwein-, Reh-, Hasenfleisch und Geflügel, alles köstlich gewürzt und langsam über dem offenen Feuer gebraten. So sollte ein Haus geführt werden, dachte er. Könnte Melisande sich jemals für häusliche Pflichten begeistern? Ihr würde es wohl besser gefallen, das Regiment in ihrer Festung zu führen, ihr vergoldetes Kettenhemd anzulegen und ihren Ehemann ständig zu erzürnen.
    Vielleicht sind solche Gedanken unfair, überlegte er. Sie war lange nicht zu Hause …
    Rhiannon hatte ihn gebeten, seine Frau zu mögen. Aber er mochte sie ohnehin. Wenn sie ihn auch ärgerte, so war ihre Feindseligkeit wenigstens offen und ehrlich. Sie forderte ihn heraus, wie es nur wenige Frauen wagten. Und gerade ihre Kühnheit fürchtete er, die ihr Leben gefährdete.
    Melisande spürte

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